Mikronesien fühlt sich durch nordböhmisches Kraftwerk bedroht

Der Kraftwerkkomplex im nordböhmischen Prunéřov macht Schlagzeilen. Anfang Dezember demonstrierten wiederholt tschechische Greenpeace-Aktivisten vor den Toren des Kohlekraftwerks, das mit seinem Ausstoß von klimaschädlichem CO2 zur europäischen Spitze gehört. Nun wurde „Prunéřov“ auch auf der Welt-Klimakonferenz in Kopenhagen thematisiert. Von dem tschechischen Kraftwerk fühlt sich das zehn Zeitzonen entfernte Mikronesien im Stillen Ozean bedroht.

Kraftwerke Prunéřov  (Foto: ČTK)
Der Betreiber der Kraftwerke Prunéřov I und Prunéřov II, die Firma ČEZ, hat vor, den mit Braunkohle beheizten Komplex zu modernisieren. Voriges Jahr hat sie aber die Forderung des Umweltministeriums abgelehnt, das Projekt auf der Basis modernster Technologien umzusetzen. ČEZ garantiert eine 38-prozentige CO2-Reduzierung, während das Umweltministerium 40 Prozent verlangt.

Nun ist daraus ein Zankapfel geworden, über den auch in Kopenhagen diskutiert wurde. Die Föderativen Staaten von Mikronesien haben nämlich offiziell einen Antrag beim tschechischen Umweltministerium gestellt, sich an dem Verfahren um die Prunéřov-Modernisierung beteiligen zu können. In der Begründung hieß es, man fühle sich von dem Kraftwerk bedroht, das Greenpeace zufolge jährlich 40 Mal mehr CO2 ausstößt als ganz Mikronesien. Der tschechische Umweltminister Jan Dusík reagierte:

„Wir sind von dem Einfluss von Treibhausgasen auf das Klima überzeugt und auch davon, dass sich das auf diese Länder auswirkt. Wir sind aber in der Lage, dies auch ohne ihre Beteiligung zu berücksichtigen.“

Dem Modernisierungsprojekt des nordböhmischen Kraftwerks ging die Ausarbeitung einer internationalen Studie voraus, zu der europäische Staaten nun Stellung nehmen. Petra Roubíčková ist Sprecherin des tschechischen Umweltministeriums.

„Die Anfragen kommen meistens aus den Nachbarländern, Deutschland, Österreich oder Polen. Aus einer so weit entfernten Ecke der Welt ist es das erste Mal.“

Der Entscheidungsprozess sei aber inzwischen abgeschlossen worden, behauptet Minister Dusík:

„Jetzt ist es für uns nicht mehr möglich, den ganzen Prozess wieder von vorne einzuleiten. Außerdem sind wir der Meinung, dass die Informationen über konkrete Auswirkungen auf das Klima in Mikronesien nichts Neues bringen könnten.“

Und wie wird das Umweltministerium auf den Antrag des Insellandes reagieren? Pavel Zámyslický, Abteilungsleiter für Klimawandel beim Umweltministerium:

„Wir wollen mit Mikronesien kommunizieren und werden dem Land auch alle Angaben über unser Projekt in Prunéřov zur Verfügung stellen. Wir werden unsere Antwort Ende dieser Woche nach Mikronesien schicken.“

Auch Ladislav Kříž, der Sprecher des Strombetreibers ČEZ, versichert, mit der geplanten Modernisierung des Kohlekraftwerkes Prunéřov würden die Emissionen nachweislich stark verringert.