Mit virtueller Realität zu mehr Nachhaltigkeit: In Prag beginnt das Signal-Festival

Im vergangenen Jahr konnte es wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden. Also präsentiert das Signal-Festival in Prag erst jetzt seinen zehnten Jahrgang. Und anlässlich der Jubiläumsveranstaltung sind die Lichtinstallationen nicht mehr nur des Nachts zu sehen. Erstmals gibt es auch Objekte per virtueller Realität zu entdecken.

‚Mechanische Galaxie‘ von Jan Kaláb | Foto:  Signal-Festival

Mitten im Prager Stadtteil Karlín drehen sich große bunte Kugeln in der Luft. Um sie sehen zu können, muss man sich aber eine spezielle App auf dem Telefon installieren. Objekte der virtuellen oder auch erweiterten Realität sind die Neuheit beim diesjährigen Signal-Festival. Der Lichtkünstler Jan Kaláb versucht, sein virtuelles 3D-Kunstwerk in Worte zu fassen:

„Ich nenne es ‚Mechanische Galaxie‘. Dabei handelt es sich um aufeinanderfolgende, sich drehende und pulsierende Kugeln. Die Zuschauer sehen also eine Art Planetenmaschine. Jemand könnte es aber auch für eine Ansammlung von Weihnachtskugeln halten.“

Foto: Signal-Festival

Um das Gebilde zu sehen, muss der Besucher noch bei Tageslicht zum Lyčka-Platz, auf Tschechisch Lyčkovo náměstí, kommen und die Festival-App aktivieren. Dann reicht es, das Telefon in Richtung Platzmitte zu halten.

Insgesamt sechs Kunstwerke in erweiterter Realität hält das aktuelle Signal-Programm bereit. Das Motto lautet „Plan C“, in Anknüpfung an den ausgefallenen Jahrgang 2020, der „Plan B“ heißen sollte. Thematische Schwerpunkte sind dieses Jahr Ökologie und Nachhaltigkeit. Programmkoordinator Matěj Vlašánek führt aus:

„Wir wollen keinen Alarm schlagen, sondern anhand der Kunstwerke Lösungen suchen. Sie sollen die Zuschauer zum Nachdenken anregen, wie sie sich gegenüber der Umwelt verhalten. Und wenn wir dies schon propagieren, dann überlegen wir natürlich auch, wie das Festival selbst nachhaltiger gestaltet werden kann.“

Matěj Vlašánek | Foto: Judita Šímová,  Tschechischer Rundfunk

Laut Vlašánek sind gerade Installationen per virtueller Realität eine ökologischere Variante, Lichtkunst zu präsentieren. Und dies auch über den Termin des Signal-Festivals hinaus:

„Dabei wird keinerlei Material benutzt, und es entsteht kein Müll. Zudem dauert die Installation nicht nur vier Tage, wie das Festival an sich, sondern bereichert den öffentlichen Raum im Prinzip für immer. Als das Festival nicht stattfinden konnte, haben wir überlegt, wie es weitergehen könnte. Diese Art der Kunstwerke kann der Besucher jederzeit allein aufsuchen und muss sich nicht in der Menschenmasse bewegen, in der er sich womöglich noch mit etwas ansteckt.“

Das Hauptprogramm besteht aber auch in diesem Jahr aus großformatigen Lichtinstallationen, die erst im Dunkeln zum Vorschein kommen. Das beliebte Videomapping an der Kyrill-und-Method-Kirche in Karlín stammt in diesem Jahr etwa von dem Berliner Designstudio „Weltraumgrafik“. Die Musik dazu liefert der deutsche Produzent und DJ Julian Stetter.

Foto:  Signal-Festival

Verteilt auf drei Trassen sind die Kunstwerke des diesjährigen Signal-Festivals von Donnerstag bis Sonntag zu sehen, immer von 19 Uhr bis Mitternacht. Installationen im Außenbereich sind kostenlos zugänglich. Für einige Innenbereiche muss der Festivalpass für 300 Kronen (knapp zwölf Euro) erworben werden.

Autoren: Daniela Honigmann , Jan Dlouhý
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