Mühsame Suche nach Ausstellungsort für Alfons Muchas „Slawisches Epos“

Der weltberühmte Maler Alfons Mucha hat 1929 einen Widmungsvertrag über seinen großformatigen Gemäldezyklus „Slawisches Epos“ mit der tschechischen Hauptstadt unterschrieben. Bald ist genau 80 Jahre her, seit Mucha seinen einzigen Wunsch vertraglich fixieren ließ: Die großformatige Bilderreihe soll dauerhaft in Prag ausgestellt werden. Über den Ausstellungsort wird aber seit Jahren gestritten.

Für die 20 Gemälde im Format von rund sechs mal acht Meter, auf denen Mucha Szenen aus der Geschichte der Slawen erfasst hat, wird schon seit Jahren eine würdevolle ständige „Bleibe“ gesucht. Das Thema wird mittlerweile auch in den obersten Etagen der Politik und Staatsverwaltung diskutiert. Als letzter Termin für die endgültige Entscheidung galt Ende August. Nach der heutigen Anfrage im Prager Magistrat bekam Radio Prag zu hören: Die Entscheidung werde im September fallen. Nun. Mal sehen! Einer der Kontrahenten, der Stadtratvertreter für Kulturfragen, Milan Richter, sagte in der vergangenen Woche gegenüber dem Tschechischen Rundfunk über den letzten Stand der Dinge:

„Es gibt insgesamt drei Varianten. Weil wir aber moralisch verpflichtet sind, auch mit der Alfons-Mucha-Stiftung und den Erben des Malers über diese Frage zu sprechen, habe ich eine Reihe von Gesprächen geführt. Das letzte kam im Mai dieses Jahres zustande.“

Richter wollte die drei Varianten nicht konkret nennen. Die Medien spekulieren über drei mögliche Ausstellungsorte: das Messegelände in der Nähe der Křižík-Fontäne, der Messepalast oder der Bau eines neuen Gebäudes. Die letztere Variante entspricht genau dem in Muchas Testament festgehaltenen Wunsch. Seit Jahren wird hierzulande auch darüber spekuliert, dass Muchas Erben die Bilder außer Landes bringen könnten. Diese Spekulationen hat der in London lebende Enkel von Alfons Mucha, John Mucha, schon vor etwa fünf Jahren gegenüber dem Tschechischen Rundfunk dementiert:

„Die Gerüchte, dass jemand aus unserer Familie oder die Mucha-Stiftung daran gedacht hätte, dass das „Slawisches Epos“ die Republik verlassen könnte, sind - mit Verlaub - absoluter Unsinn.“ Diese Möglichkeit schließt auch Milan Richter aus:

„Das ist absolut ausgeschlossen. Der Magistrat hat einige Anwaltskanzleien beauftragt, die Rechtsansprüche der Erben auf den Gemäldezyklus zu überprüfen. Sie sind zum eindeutigen Schluss gekommen, dass dieses Kunstwerk zum Besitz unserer Hauptstadt gehört. Daher kann es für uns nicht verloren gehen.“

Seit 1963 befinden sich die besagten Bilder von Mucha in Mähren, im Schloß von Moravský Krumlov, unweit von Muchas Geburtsort in Ivančice. Die Stadt, die durch das „Slawische Epos“ zum Touristenziel geworden ist, will aber auf die Bilder nicht verzichten. Zum Streit zwischen Prag und Moravský Krumlov sowie zu der mühsamen Suche des Prager Magistrats nach einem passenden Ort für Muchas Bilder äußern sich immer mehr Kulturvertreter. Nach Informationen von Milan Richter sollte sich der Präsident der Alfons-Mucha-Stiftung und Enkel des Malers, John Mucha, bereits im Juli zu den Vorschlägen des Magistrats äußern. Dies sei aber bis heute nicht geschehen, sagt Richter.