Museumsdirektorin Helena Königsmarkova über Pläne des Kunstgewerbemuseums im Jubiläumsjahr

Das Prager Kunstgewerbemuseum
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Vor 120 Jahren wurde das Prager Kunstgewerbemuseum gegründet. Über die jüngsten Veränderungen im Museumsgebäude sowie die Zukunftspläne erfahren Sie mehr im folgenden Spaziergang durch Prag von der Museumsdirektorin Helena Königsmarkova, mit der Martina Schneibergova anlässlich des Jubiläums gesprochen hat.

Das Prager Kunstgewerbemuseum ist in einem Neorenaissancegebäude untergebracht, das in den Jahren 1897 - 1900 nach dem Entwurf von Professor Josef Schulz auf einem Grundstück zwischen dem alten jüdischen Friedhof und dem Gebäude des Rudolfinums erbaut wurde. Die ersten Sammlungen des Museums wurden jedoch in dem gegenüber dem heutigen Museumsgebäude stehenden Rudolfinum untergebracht. In diesen Tagen begeht das Prager Kunstgewerbemuseum sein 120-jähriges Jubiläum. Wie ist es eigentlich mit dem Datum der Gründung, danach fragte ich die Museumsdirektorin Helena Königsmarkova:

"Mit dem Datum ist es ganz interessant. Denn die Bemühungen um die Gründung dauerten über zwanzig Jahre lang. Wichtig war damals die Entscheidung der Tschechischen Sparkasse, die das Gebäude des Rudolfinum bauen ließ, das den Kunstzwecken dienen sollte. Die Sparkasse entschloss sich, auch das Museum für angewandte Kunst da mit einzubeziehen. Dies spielte sich bereits in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts ab. Erst am 20. Januar 1885 wurde das Statut des Museums gebilligt, sodass wir in diesen Tagen das 120. Jubiläum feiern können. Am 7. Februar 1885 wurde die erste Ausstellung im Rudolfinum eröffnet. In diesem Jahr begehen also auch das Rudolfinum und die Hochschule für die angewandte Kunst das 120. Jubiläum. Wir haben vor, anlässlich des Jubiläums Ende November einen gemeinsamen Tag der offenen Tür in allen drei Gebäuden zu organisieren."

In den Sammlungen des Kunstgewerbemuseums befinden sich mehr als 250.000 Gegenstände. Die Sammlungen umfassen Glas, Porzellan und Keramik, 7angewandte Graphik und Fotografie, Möbel, Gegenstände aus Holz und Metall, Schmuck, Textilien, Mode und Spielzeug. Da die Museumsdirektorin in den letzten Jahren bereits mehrmals zu Gast in unserem Studio war, fragte ich sie nach den jüngsten Veränderungen im Prager Museum sowie nach den Vorhaben für das Jubiläumsjahr:

"Vor zehn Jahren haben wir eine Ausstellung unter dem Motto ´Mehr Raum für die Sammlungen´ veranstaltet. Vor zehn Jahren haben wir gehofft, dass wir bestimmte neue Räumlichkeiten zur Verfügung haben werden. Dieser Wunsch wurde uns leider nur teilweise erfüllt. Wir waren in der Lage, einige Räume direkt hier im Museum umzubauen - vor allem nach der Flutkatastrophe von 2002. Es wurde uns zwar ein Schloss in Südböhmen - in Kamenice nad Lipou - für die Sammlungen zur Verfügung gestellt. Die Schlossräumlichkeiten können wir inzwischen schon teilweise benutzen, aber dies ist nicht gerade das, was wir uns vorstellen. Was wir wirklich brauchen, ist ein neues Gebäude für die Sammlungen, das hier in Prag wäre. Denn wir haben so viele Sammlungen von verschiedenen Materialien verschiedenen Ursprungs, die unter entsprechenden Bedingungen aufbewahrt werden müssen. Dies ist in den historischen Räumlichkeiten nicht möglich. Wir haben schon ein Projekt. Mit den Sammlungen kommen auch die Menschen, deswegen muss es auch in Prag sein, also erreichbar sein.

In diesem Jahr haben wir noch vor, den bisher letzten Ausstellungssaal in unserem Museum zu eröffnen. Es wird sich um eine Uhrenausstellung handeln, Dort wird man nicht nur große Uhren, sondern auch kleine Taschenuhren, die als Schmuck dienten, bewundern können. Diese ständige Ausstellung könnte hoffentlich im November eröffnet werden.

Außerdem bereiten wir im Jubiläumsjahr eine Ausstellung der tschechischen Fotografie des 20. Jahrhunderts vor, in der soll das Schaffen von allen großen Persönlichkeiten sowie alle Trends und wichtige Techniken gezeigt werden, die für Fotografie als ein Kunstmedium von Bedeutung waren. Die Fotos werden nicht nur bei uns, sondern auch in zwei Sälen der Stadtgalerie ausgestellt. Die Ausstellung wird von unserem Kurator für Fotografie Jan Mlcoch in Zusammenarbeit mit Professor Vladimír Birgus vorbereitet, der sich mit der Geschichte der Fotografie beschäftigt."

Womit möchte das Kunstgewerbemuseum mehr Besucher anlocken, wird es in diesem Jahr Sonderveranstaltungen oder bestimmte Preisermäßigungen geben? Die Museumsdirektorin dazu:

"In diesem Jahr fangen wir ab Februar mit regelmäßigen Sonderprogrammen am Dienstag an. Am Dienstag wird die Besucherzeit verlängert, und zwar bis 20 Uhr, wobei zwischen 17 und 20 Uhr für alle Besucher der Eintritt frei sein wird. Bislang galt dies nur an einem Tag im Montag und nur für Rentner und für Studenten. Jeden Dienstag wird sich etwas Neues in den Sammlungen abspielen - ein Seminar, eine kommentierte Besichtigung der Ausstellungen, bzw. ein Vortrag. Wir möchten den Besuchern zeigen, wie wir im Museum in den verschiedenen Bereichen arbeiten."

Mit welchen Institutionen arbeiten Sie im Ausland bzw. im deutschsprachigen Raum zusammen?

"Letztes Jahr war unsere Zusammenarbeit mit dem Ausland sehr wichtig, denn die Ausstellung über Ladislav Suttnar, die wir in unserem Museum vorbereiteten, wurde im Museum für Gestaltung in Zürich und im Neuen Museum in Nürnberg gezeigt. Jetzt geht die dritte Ausstellung in Rotterdam zu Ende. Die Zusammenarbeit ist dank den Kontakten möglich, die wir als Museen auf der Fachebene pflegen. Im Februar wird eine Ausstellung über die Glaskunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Kunstpalast in Düsseldorf eröffnet. Sie wird sich auf die sechziger bis achtziger Jahre konzentrieren, als viele Glaskünstler mehr im Ausland als zu Hause bekannt waren. Diese Ausstellung wird danach auch in New York gezeigt. Außerdem werden wir eine Ausstellung für Spanien und für Portugal vorbereiten."

Während des Gesprächs mit Helena Königsmarkova kam die Rede auch auf den Namen des Museums. Denn viele ähnlich orientierte Museen im Ausland werden z. B. als Museum für angewandte Kunst bezeichnet. Dachte man in Prag nicht daran, den traditionellen Namen des Museums zu ändern?

"Über die deutsche Bezeichnung eines solchen Museums kann man diskutieren. Damals war es ein Kunstgewerbemuseum - im tschechischen ´Umeleckoprumyslove museum´. Während des 20. Jahrhunderts haben viele ähnliche Museen ihre Namen geändert - z. B. in Wien oder in Frankfurt. Wir haben uns aber gesagt, wir bleibe bei der Tradition - d. h. beim Kunstgewerbemuseum. Das Museum soll dazu dienen, dass die Beispiele von Gegenständen aus seinen Sammlungen zu einem besseren Lebensstil beitragen."

Damit sind wir fast am Ende unseres Spaziergangs angekommen. Es bleibt nur die übliche Quizfrage zu stellen, für deren richtige Beantwortung sie ein Souvenir aus Prag gewinnen können. Im heutigen Spaziergang wurde das Gebäude des Rudolfinums erwähnt, in dem sich übrigens ein berühmter Konzertsaal befindet. Nach welchem Komponisten ist dieser Konzertsaal benannt? So lautet unsere heutige Quizfrage. Ihre Antwort schicken Sie, bitte, an Radio Prag, Vinohradská 12, PLZ 120 99 Prag 2.

Im Dezember des vergangenen Jahres besuchten wir im Spaziergang durch Prag das Kapuzinerkloster auf dem Loreto-Platz und wir fragten Sie danach, was aus der gegenüberliegenden Loreto-Kirche über den Platz erklilngt. Es handelt sich um das berühmte Glockenspiel von Loreto. Ein Souvenir aus Prag geht diesmal an Walter Rippel aus Ingolstadt. Herzlichen Glückwunsch!