• 22.08.2004

    Tschechien wird nach Angaben des neuen Verteidigungsministers Karel Kühnl im Irak weiter militärisch sein. "Die Form muss noch von der neuen Regierung diskutiert werden, aber unsere Armee wird auf jeden Fall präsent bleiben", sagte Kühnl am Sonntag der dpa in Prag. Tschechien bildet im Irak derzeit Militärpolizisten aus. Kühnl sagte, über einen solchen Einsatz müsse "jedes Land selbst" entscheiden. "Aber für Länder, die sich im Irak überhaupt nicht engagieren, habe ich kein Verständnis", betonte der Liberale. Alle Staaten seien für die Demokratisierung der Region mitverantwortlich. "Wenn wir dies gemeinsam nicht schaffen, kann es fatale globale Folgen haben", warnte Kühnl. Der unlängst von Kühnl abgelöste Verteidigungsminister Miroslav Kostelka hatte sich für ein baldiges Ende des tschechischen Engagements im Irak ausgesprochen.

    Autor: Lothar Martin
  • 22.08.2004

    Der im nordböhmischen Podborany/Podersam geborene Deutsche Josef Hasenöhrl hat in Tschechien eine Belohnung für Hinweise ausgesetzt, die zum Fund von Massengräbern von deutschen Vertreibungsopfern führen. Hasenöhrl biete 30.000 Kronen (knapp 1000 Euro) für Details über den Verbleib von rund 70 Deutschen, die am 8. Juni 1945 nahe seines Geburtsortes von Tschechen erschossen worden sein sollen, berichtete die Tageszeitung "Deníky Bohemia" am Samstag in ihrer nordböhmischen Regionalausgabe. Die Suche nach den Gräbern erfolgt auf der Grundlage einer internationalen Vereinbarung, der Tschechien beigetreten ist. Das damalige Podersam im Saazer Becken hatte 1945 etwa 3400 Einwohner, davon waren 2800 Sudetendeutsche. Die meisten wurden nach dem Zweiten Weltkrieg vertrieben. Das heutige Podborany ist Partnerstadt von Kronach (Oberfranken).

    Autor: Lothar Martin
  • 22.08.2004

    Bei den olympischen Spielen in Athen hat die Tschechische Republik am Sonntag ihre Medaillen vier und fünf gewonnen. Am Vormittag konnten zunächst die Ruderer brillieren, die in der Bootsklasse Doppelvierer die Silbermedaille gewannen. Am Nachmittag sicherte sich dann Lenka Smídová nach der elften und abschließenden Wettfahrt in der Segelbootsklasse Europe der Damen endgültig den zweiten Platz und damit eine weitere Silbermedaille. Nach absolvierten 151 von insgesamt 301 Entscheidungen lag die Tschechische Republik damit mit dreimal Silber und zweimal Bronze auf dem 38. Platz des Medaillenspiegels.

    Autor: Lothar Martin
  • 21.08.2004

    Mit mehreren Gedenkveranstaltungen und Kranzniederlungen ist heute in der gesamten Tschechischen Republik der Opfer der sowjetischen Okkupation im August 1968 gedacht worden. Vor 36 Jahren waren in der Nacht vom 20. zum 21. August 1968 Panzer und Besatzungstruppen der Sowjetarmee in Prag und anderen tschechischen Städten eingerückt, um den in der damaligen Tschechoslowakei unter dem Begriff "Prager Frühling" eingeleiteten Reformprozess mit allen Mitteln umzukehren. An der Gedenkveranstaltung vor dem Gebäude des Tschechischen Rundfunks in Prag, bei dem tschechische Patrioten vor 36 Jahren den hartnäckigsten Widerstand gegen die Besatzer geleistet hatten, nahmen auch mehrere Vertreter der neuen tschechischen Regierung und des Prager Parlamentes teil. Der Vorsitzende des Abgeordnetenhauses Lubomír Zaorálek hob in seiner Ansprache besonders hervor, dass die Bestrebungen für ein freieres Leben in der damaligen Tschechoslowakei nicht unter den Ketten der Panzer der Besatzungsarmeen, sondern erst ein Jahr später begraben wurden, als die Kundgebungen zum ersten Jahrestag des "Prager Frühlings" von den bewaffneten Einheiten des eigenen Landes gewaltsam aufgelöst wurden. Der neue Verteidigungsminister Karel Kühnl wiederum äußerte exklusiv für Radio Prag, weshalb das Gedenken an die Opfer der Augusttage von 1968 und 1969 auch heute noch eine große Bedeutung habe: "Ich glaube, dass jenes Volk, das die eigene Geschichte vergisst, diese Geschichte wieder wird erleben müssen."

    Autor: Lothar Martin
  • 21.08.2004

    Die neue Koalitionsregierung des Sozialdemokraten Stanislav Gross habe ein positives Signal dahingehend ausgestrahlt, dass sie ihr Interesse an der Lösung der Beziehungen zum Vatikan bekundet habe. Mit diesen Worten reagierte der Sprecher der Tschechischen Bischofskonferenz Daniel Herman am Freitag in Prag auf den Wortlaut der Programmerklärung des neuen Kabinetts. In dieser ist unter anderem festgehalten, dass "sich die Regierung der Notwendigkeit eines Vertrages mit dem Vatikan bewusst sei".

    Autor: Lothar Martin
  • 21.08.2004

    Bei den ersten Entscheidungen der olympischen Ruderwettbewerbe haben alle tschechischen Finalteilnehmer am Samstagvormittag mehr oder weniger knapp eine Medaille verpasst. Nachdem Miroslava Knapková im Einerwettbewerb der Damen nur auf dem undankbaren vierten Rang einkam, mussten sich Václav Chalupa im Skiff sowie Ondrej Synek und Milan Dolecek im Doppelzweier der Herren mit dem jeweils fünften Platz begnügen. Nach absolvierten 114 von insgesamt 301 Olympiakonkurrenzen lag die Tschechische Republik damit mit einmal Silber und zweimal Bronze auf dem 36. Platz des Medaillenspiegels.

    Autor: Lothar Martin
  • 20.08.2004

    Wenige Tage nach seiner Ernennung ist der Chef der Regierungskanzlei in Prag, Pavel Pribyl, am Freitag wegen seiner Rolle bei der politischen Wende von 1989 zurückgetreten. Pribyl hatte als damals 25-Jähriger eine Polizeigruppe geführt, die gewaltsam gegen Demonstranten vorgegangen war. Sein Rücktritt gilt als innenpolitische Schlappe für den neuen Ministerpräsidenten Stanislav Gross. In den vergangenen Tagen hatten hunderte Menschen vor dem Amtssitz des Regierungschefs gegen Pribyl demonstriert. Auch der Ex-Präsident und frühere Dissident Vaclav Havel hatte die Ernennung in einem Offenen Brief an Gross "ein Verlachen" jener genannt, die 1989 zum Sturz des totalitären CSSR-Regimes beigetragen hätten. Pribyl hatte einen Rücktritt bisher mit dem Argument abgelehnt, er persönlich habe 1989 keine Regimegegner geschlagen. Die Prager Zeitung "Lidove noviny" hatte dies am Freitag mit der Ausrede eines Aufsehers im früheren KZ Theresienstadt verglichen, der Juden "nur deportiert, aber nicht persönlich getötet" habe.

    Autor: Lothar Martin
  • 20.08.2004

    Wegen des angeblichen Versuches der politischen Bestechung des liberalen Abgeordneten Zdenek Koristka (US-DEU) sei die für Dienstag im Prager Parlament anberaumte Abstimmung über die Vertrauensfrage der neuen tschechischen Regierung von vornherein zweifelhaft, erklärte der sozialdemokratische Chef des Abgeordnetenhauses, Lubomír Zaorálek, am Freitag in Prag. Daher erachte er es als unangebracht, dass die Angeordneten in solch einer Situation ihr Votum über das Kabinett des neuen Ministerpräsidenten Stanislav Gross abgeben. Der Vorsitzende der oppositionellen Demokratischen Bürgerpartei (ODS), Mirek Topolánek, hatte zuvor die in der Tageszeitung "Mladá fronta Dnes" am Freitag veröffentlichte Information strikt zurückgewiesen, nach der seine Partei versucht habe, den Abgeordneten Koristka mit der angebotenen Zahlung von mehreren Millionen Kronen dazu zu bewegen, am Dienstag gegen die sozialliberale Regierung zu stimmen.

    Autor: Lothar Martin
  • 20.08.2004

    Das Exekutivkomitee der Kommunistischen Partei Böhmens und Mährens (KSCM) traf am Freitag zu Beratungen zusammen, um den Abgeordneten der Partei Anweisungen für die bevorstehende Abstimmung über die Regierungserklärung des Kabinetts Gross zu geben. Noch bevor diese in ihrer Endfassung vorlag, hatte der Parteivorsitzende Miroslav Grebenicek erklärt, die Kommunisten hätten keinen einzigen Grund, die Regierung zu unterstützen. Er verwies in seiner Begründung unter anderem darauf, dass aus dem Regierungsprogramm beispielsweise das Versprechen gestrichen wurde, innerhalb der nächsten beiden Jahre 100 000 neue Arbeitsplätze zu schaffen und jährlich 50 000 Wohnungen zu errichten. Grebenicek deutete an, dass die kommunistischen Abgeordneten der Regierung bei der Abstimmung am kommenden Dienstag nicht das Vertrauen aussprechen werden.

    Autor: Lothar Martin
  • 20.08.2004

    Die an diesem Samstag im bayerischen Wunsiedel geplante Kundgebung von Neonazis zum Gedenken des Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß ist in Tschechien auf Kritik gestoßen. "Wir hoffen, dass die deutsche Regierung Wege findet, dieser altneuen Bedrohung rasant entgegenzutreten", sagte der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Tomás Jelínek, am Freitag in Prag. Ein Mitarbeiter des tschechischen Außenministeriums nannte es "enttäuschend", dass der Bayerische Verwaltungsgerichtshof zuvor das Versammlungsverbot aufgehoben hatte.

    Autor: Lothar Martin

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