• 23.05.2002

    Bei den Behörden in Prag und in Bratislava sind am Donnerstag deutsche Presseberichte mit Skepsis aufgenommen worden, wonach mehr als 30 islamische Terroristen durch die Slowakei und Tschechien nach Großbritannien geschleust worden sein sollen. Dem tschechischen Innenministerium lägen keine Informationen über solche Aktionen vor, sagte Sprecherin Gabriela Bartíková in Prag. Der Sprecher des slowakischen Innenministeriums, Jozef Sitar, äußerte sich ähnlich.

    Autor: Lothar Martin
  • 23.05.2002

    Der tschechische Premier Milos Zeman ist am Donnerstag in Brüssel mit Roman Prodi, dem italienischen Chef der Europäischen Union, zusammen getroffen. Aus diplomatischen Quellen wurde bekannt, dass beide Gesprächspartner dabei über die Fortschritte der Tschechischen Republik auf deren Weg zum geplanten EU-Beitritt, und dabei u.a. auch über den für Tschechien wichtigen Inhalt des diesjährigen EU-Fortschrittsberichtes gesprochen hätten. Die EU-Kommission hatte sich im Vorfeld dieses Treffens zudem beunruhigt über die wieder heftig entflammte Debatte zu den umstrittenen Benes-Dekreten geäußert. "Natürlich macht uns das Sorgen", sagte ein Kommissionssprecher am Donnerstag in Brüssel und forderte eine Entkrampfung der Diskussion. Die EU-Kommission hat wiederholt klargestellt, dass die Dekrete des früheren tschechoslowakischen Präsidenten Edvard Benes über Enteignung und den Entzug der Staatsbürgerschaft kein Gegenstand der Beitrittsverhandlungen seien. Diese Dekrete hatten zur gewaltsamen Vertreibung der Sudetendeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg geführt. Nach Ansicht der Kommission entfalten sie aber heute keine neuen Auswirkungen mehr.

    Autor: Lothar Martin
  • 23.05.2002

    Die beiden stärksten tschechischen Parteien, die Demokratische Bürgerpartei (ODS) und die regierenden Sozialdemokraten (CSSD), bleiben gut drei Wochen vor den Wahlen zum Prager Abgeordnetenhaus die klaren Favoriten auf den Wahlsieg. Erst mit gebührendem Abstand folgen das Wahlbündnis Koalice und die Kommunisten (KSCM). Die Bürger- und die Sozialdemokraten haben gegenüber der Vorwoche zwar ein wenig von ihrer prognostizierten Stimmenanzahl eingebüßt, ihr Vorsprung vor den anderen Parteien und Wahlsubjekten ist jedoch nach wie vor beträchtlich. Nach der aktuell vorliegenden Umfrage der Agentur TNS Factum würde die ODS zum jetzigen Zeitpunkt 27,1 Prozent der Stimmen enthalten, während die Sozialdemokraten auf einen Stimmenanteil von 26,4 Prozent kommen würden. Der Zuspruch für das Zwei-Parteien-Wahlbündnis Koalice ist um drei Prozent auf nunmehr 18 Prozent gestiegen, während die Kommunisten sich auf stabile 15 Prozent eingepegelt haben.

    Autor: Lothar Martin
  • 22.05.2002

    Der Außenpolitische Ausschuss des Europaparlaments hat am Dienstag in Brüssel den Resolutionsentwurf über die EU-Erweiterung gebilligt, der in seinem Teil über die Tschechische Republik einen Absatz bezüglich der Benes-Dekrete enthält. Darin heißt es: Für den Fall, dass die tschechische Rechtsordnung "zum Beispiel auf Grund dieser Dekrete" immer noch "diskriminierende Formulierungen" enthalte, die dem EU-weit geltenden Recht wiedersprächen, müssten diese spätestens bis zum Beitritt Tschechiens zur EU beseitigt werden. Eine endgültige Stellungnahme behalten sich die Parlamentarier vor, bis ein Rechtsgutachten Klarheit schafft. Der tschechische EU-Botschafter Libor Secka äußerte sich zufrieden mit dieser Kompromisslösung. Seinen Worten zufolge handelt es sich um einen Kompromiss, der eigentlich die tschechische Haltung widerspiegelt. Der gebilligte Entwurf erinnere an den Standpunkt des tschechischen Parlaments und des tschechischen Kabinetts, dass aufgrund der Dekrete keine neuen Rechtsverhältnisse entstehen dürfen, hieß es. Premier Milos Zeman ließ gegenüber der Nachrichtenagentur CTK verlauten, er meine, die von dem Ausschuss gebilligte Formulierung sei annehmbar.

  • 22.05.2002

    Die Verteidigungsminister Tschechiens und Schwedens, Jaroslav Tvrdik und Björn von Sydow, haben am Dienstag in Prag ein Memorandum über die beiderseitige Kooperation unterzeichnet. Das Dokument soll eine breite Zusammenarbeit beider Länder, insbesondere bei der Modernisierung der Luftwaffe, aber beispielsweise auch bei internationalen Friedensoperationen ermöglichen. Tschechien hat die Absicht, Kampfjets des Typs Jas-39 Gripen zu kaufen, die vom britisch-schwedischen Konsortium BAA-Systems/SAAB hergestellt werden. Von Sydow stellte heute wiederholt fest, dass die Jagdflugzeuge, die Tschechien 2004 erhalten kann, den NATO-Standards vollständig entsprechen.

  • 20.05.2002

    Die Bürgerdemokraten(ODS) sind nach Meinung ihres Vorsitzenden Vaclav Klaus bereit, nach vier Jahren in der Opposition die Macht im Lande zu übernehmen und ihm Freiheit, Sicherheit und Prosperität zu gewährleisten. Unter dem Leitmotto "Dem neuen Schicksal entgegengehen" hat am Montag die ODS das Finale seiner Wahlkampagne auf einer Versammlung in Prag gestartet. Vaclav Klaus erklärte u.a., seine Partei wolle nach den Wahlen im Juni eine starke Regierung bilden, die die Erfüllung ihres Wahlprogramms garantieren werde. Der ODS-Chef bilanzierte ebenfalls die vierjährige Regierungsperiode der Sozialdemokraten. Diesen - so Klaus - sei es nicht gelungen das Land aus der Krise herauszuführen, verschlechtert habe sich die internationale Stellung der Republik.

  • 19.05.2002

    Der deutsche Kanzler-Kandidat und bayrische Ministerpräsident Edmund Stoiber hat die Tschechische Republik aufgefordert, die sog. Benes-Dekrete aufzuheben. Wie in den vergangenen Jahren, hat er den EU- Beitritt Tschechiens von diesem Schritt nicht abhängig gemacht. Er sagte jedoch am Sonntag auf dem 53. Sudetendeutschen Tag in Nürnberg, wer im Jahr 2002 in Europa Vertreibung und Entrechtung verteidige, die über 57 Jahre zurückliegen, der müsse sich von allen Europäern fragen lassen, wie europatauglich er sei. Der Bundesregierung warf Stoiber Untätigkeit gegenüber den Anliegen der Heimatvertriebenen vor. Tschechische Politiker erklärten in Reaktion auf Stoibers Äußerungen, sie wollten sich nicht mehr mit den Benes-Dekreten befassen.

  • 19.05.2002

    Die Benes-Dekrete zur Vertreibung der Deutschen aus der damaligen Tschechoslowakei haben keine Auswirkungen auf die Entscheidung über eine Aufnahme Tschechiens in die EU. Das machte ein Sprecher des für die Erweiterung zuständigen EU-Kommissars Günter Verheugen am Sonntag deutlich. Es müsse aber gewährleistet sein, dass die heutige tschechische Rechtsordnung und Rechtspraxis im Einklang mit dem europäischen Recht stehe. Dies überprüfe die EU-Kommission sehr genau, und auch Tschechien überprüfe zur Zeit seine Gesetzgebung, sagte Verheugens Sprecher Jean- Christoph Filori.

  • 19.05.2002

    Etwa 60 Leute haben sich am Sonntag Vormittag in Wullowitz nahe der tschechisch-österreichischen Grenze getroffen, um ihren Protest gegen das südböhmische Atomkraftwerk Temelin zum Ausdruck zu bringen. Organisator der Aktion, während der Musik spielte und Bioprodukte sowie Informationsmaterialien gegen Temelin angeboten wurden, war die Oberösterreichische Plattform gegen Atomgefahr. Eine Grenzblockade hat diesmal nicht stattgefunden.

  • 18.05.2002

    Der deutsche Bundesinnenminister Otto Schily hat auf dem Sudetendeutschen Tag in Nürnberg am Samstag bestätigt, dass der EU-Beitritt Tschechiens mit Forderungen aus der Vergangenheit nicht belastet werden darf. Gleichzeitig forderte er aber die Tschechische Republik auf, die umstrittenen Benes-Dekrete zur Vertreibung der Sudetendeutschen in der Zukunft aufzuheben, ohne dass daraus neue Besitzansprüche entstehen könnten.

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