Nervensache: Spaziergang mit einem normalen Hund

Vor drei Jahren wurde in Tschechien ein Mann von einem Hund tödlich verletzt, den Vorfall haben aber mehrere Gerichtsinstanzen unterschiedlich beurteilt. Um diesem Tappen im Dunklen ein Ende zu setzen, hat das Oberste Gericht vor wenigen Tagen eine verbindliche Stellungnahme veröffentlicht: Jeder Hundehalter ist für seinen Vierbeiner in vollem Umfang verantwortlich, bei einem Tötungsfall droht ihm sogar Freiheitsentzug.

Der tragische Vorfall war leider nicht der erste - und bestimmt auch nicht der letzte. In Tschechien leben zwischen 1.750.000 und 2.000.000 Hunde, und ich bin mir sicher, dass die absolute Mehrheit von ihnen nie einen Menschen verletzen oder gar zu Tode beißen wird. Die Schutzmaßnahmen sind trotzdem am Platze. Mit jedem neuen Ereignis dieser Art ist es dasselbe: Es macht Schlagzeilen und wird von den Medien zugleich als gute Gelegenheit genutzt, auch ein paar drastische Fälle von früher aufzulisten. Dieses stereotype Darstellungsbild hat aber seine Konsequenzen. Es wirkt sich negativ auf die öffentliche Meinung aus. Diese bekomme ich persönlich in meinem Alltag als Hundehalterin wiederholt zu spüren. Dass es Menschen gibt, die vor Hunden Angst haben, fällt mir nicht schwer, zu akzeptieren. Schließlich gehörte ich selbst noch vor etwa anderthalb Jahren, bevor ich einen Hund sozusagen gegen meinen Willen "geerbt" habe, zu ihnen. Das Gebot der Stunde war aber, den Hund nicht nur aufzunehmen, sondern auch lieb zu gewinnen und sein Vertrauen in mich aufzubauen.

Heute kann ich sagen, dass wir es gemeinsam - mein Vierbeiner und ich - ziemlich gut gemeistert haben. Nun aber haben wir immer wieder Probleme mit Menschen, die beinahe in jedem Hund nicht nur einen Umweltkaputtmacher, sondern auch einen Menschenkiller sehen. Und so bekomme ich als Frauchen neben lobenden Worten auch Unangenehmes zu hören. Wenn mir - wie zum Beispiel vor einer Woche - eine Dame mit schriller Stimme direkt aus ihrem PKW eine Lektion erteilt, ich soll meinen Hund vor meinem und nicht vor ihrem Haus urinieren lassen, was ich ganz bestimmt absichtlich tun würde, doch wie komme sie dazu, dass das Gras vor ihrem Haus beschädigt werde, kann ich das noch mit einem Lächeln quittieren und irgendwie auch nachvollziehen. Vielleicht hat die Dame nur einen Blitzableiter gebraucht, um negative Energie zu entladen.

Schlimmer ist es, wenn einer dabei ist, wegen eines Hundes Amok zu laufen. Als mein Hund neulich völlig unerwartet an einem blitzblanken Personenwagen zu schnüffeln begann, flog mir die Frage des Besitzers entgegen, ob ich es wünsche, dass mein Hund aus zwei Stücken bestehe. Für mich klang das nach einem Witz, war es aber nicht. Um seine Absicht anschaulich zu demonstrieren, zog der Mann einen kurzen Gartenspaten aus dem Autokoffer und wollte zuschlagen. Seine Frau hielt ihm aber die Hand und ich habe mich aus dem Staub gemacht, mit dem Hund versteht sich.

Nun sage ich mir: Schutzmaßnahmen gegen aggressive Hunde hat das Oberste Gericht bestätigt. Wie ist es aber um den Schutz gegen aggressive Menschen bestellt, damit ein Spaziergang mit dem Hund nicht zur Nervensache wird?