Grenzüberschreitende Solidarität

Hochwasser im Prager Kloster der Hl.Agnes

Stichwort Hochwasser : Weite Regionen in Tschechien, Österreich und Deutschland sind im diesjährigen August von einer verheerenden Flutkatastrophe betroffen worden. Die Behebung der dadurch entstandenen Schäden werden noch lange dauern, viele Menschen, für die die Hochwasserkatastrophe einen harten Schicksalsschlag bedeutete, werden diese wohl ihr Leben lang nicht vergessen können. Etwas Positives ist jedoch dabei zum Ausdruck gekommen - die menschliche Solidarität, und dies sowohl innerhalb der betroffenen Länder als auch grenzüberschreitend. Über ein Beispiel deutscher Hilfeleistung für Tschechien berichtet Jitka Mladkova:

Hochwasser im Prager Kloster der Hl.Agnes
Am Freitag, dem 4.Oktober, hat in der deutschen Botschaft in Prag die feierliche Übergabe von Spendengeld an fünf tschechische Kultureinrichtungen stattgefunden, die durch die Flutkatastrophe besonders schwer betroffen worden sind: Die Tschechische Akademie der Wissenschaften, das Rudolfinum als Sitz der Tschechischen Filharmonie, die Galerie im Prager Kloster der Hl.Agnes sowie das Prager Konservatorium und die Instrumentenstimmerschule "Jan Deyl" für sehschwache Schüler. Diese Institutionen erhalten jeweils 50 Tausend Euro. Die Mittel stammen aus den 2 Mio. Euro Soforthilfe, die die Kulturstiftung des Bundes im Rahmen der Fluthilfe zur Rettung und Wiederherstellung von beschädigten und gefährdeten Kulturgütern und - institutionen zur Verfügung gestellt hat. Außerhalb Prags wird die Wiederherstellung der Restauratorenwerkstatt der Gedenkstätte Terezin/Teresienstadt mit 7 Tausend Euro unterstützt, und noch weitere Mittel bis zu 50 Tausend Euroa stehen zur Verfügung. Die Liste der Bedürftigen ist sehr lang, und so war es sicherlich keine leichte Aufgabe, eine Wahl zu treffen. Dies hat auch Alexander Farenholtz, Vorstand und Verwaltungsdirektor der Kulturstiftung, in einem Gespräch für Radio Prag bestätigt:

"Das ist natürlich immer ein Problem in einer so schwierigen Situation. Im Grunde genommen ist es nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Ich glaube aber, dass es auch eine Signalwirkung hat, dass es bei der Flut Staatsgrenzen keine Rolle spielen dürfen."

Angesichts der Hochwasserschäden in den genannten Institutionen, deren Höhe in die Dutzende von Millionen gehen, ist die Summe von 50 Tausend Euro, wie es Herr Farenholtz bezeichnete, ein Tropfen auf den heißen Stein, doch sie hatte hierzulande eine wertvolle Signalwirkung, wie es den Worten von Kulturminister Pavel Dostal zu entnehmen ist:

" Ich glaube, es geht hierbei um eine Symbolik. Diese basiert auf der tschechisch-deutschen Zusammenarbeit, die sich seit dem Zustandekommen der tschechisch-deutschen Aussöhnungserklärung gut entwickelt. Wenn auch mit einem Tropfen hilft uns Deutschland in einer Zeit, in der es selbst Hilfe braucht, weil es auch dort Hochwasser gab.

Deutschland demonstriert somit sein freundschaftliches Verhältnis zu unserem Land, und eben das nimmt jenen Kräften dies- und jenseits der Grenze, die diese Zusammenarbeit aus ihren nationalistischen Positionen heraus attackieren, die Argumente."

Quasi identisch nimmt auch der Direktor der Nationalgalerie Prag, Milan Knizak, die finanzielle Unterstützung aus Deutschland wahr. In der deutschen Botschaft übernahm er für die Behebung der auf 60 Mio Kronen (2 Mio Euro) bezifferten Schäden im Agneskloster die Geldspende:

"Die Hilfe aus Deutschland ist für uns sehr wichtig. Wir sind die Nachbarn. Deutsche Kunst ist fester Bestandteil unserer Sammlungen. Durch die Koexistenz der beiden Kultur in der Geschichte sind wir beinahe verbrüdert. 50 Tausend Euro ist nur ein kleiner Teil davon, was wir brauchen, aber das ist eine Geste."