80 Jahre Rundfunk
Wie immer in der jeweils letzten Ausgabe von "Begegnungen" im Monat, wurde auch diese Sendung in Zusammenarbeit mit unseren Kollegen von der deutschsprachigen Redaktion von Radio Slowakei International vorbereitet.
In den zurückliegenden Tagen beging der Tschechische Rundfunk ein rundes Jubiläum. Denn vor 80 Jahren erklangen im Äther diese Worte:
"Hallo, hallo, hier ist der Sender Radiojournal in Kbely bei Prag..."
Dieser Satz erklang am 18. Mai 1923. Im Prager Nationalmuseum wurde anlässlich des Jubiläums eine Ausstellung mit dem Titel "80 Jahre Rundfunk" eröffnet. Der Generaldirektor des Tschechischen Rundfunks Václav Kasík ging in seiner Eröffnungsrede auf die Anfänge der Rundfunksendungen in unserem Land ein:
"Die Gesellschaft Radiojournal sendete aus einem Zelt in Kbely. Die Gesellschaft war der Vorläufer des Tschechischen und danach des Tschechoslowakischen Rundfunks. Ich bin stolz darauf, dass wir die zweiten in Europa waren. Vor uns begann nur der britische Sender BBC zu senden. Ich betone dies nur aus dem Grund, um daran erinnern, auf was für einer fortschrittlichen Basis der Tschechische Rundfunk errichtet wurde."
Generaldirektor Kasík verwies im Zusammenhang mit der auch im europäischen Maßstab langen Tradition der Rundfunksendungen auf die Notwendigkeit, diese Tradition auch in der heutigen modernen Zeit mit der entsprechenden Technik fortzusetzen.
"Die Ausstellung wird in Zusammenarbeit mit dem Nationalmuseum veranstaltet, das in diesem Jahr den 185. Geburtstag begeht. Dies ist auch ein Beleg für den aufgeklärten Geist unserer Vorfahren. "
Autor der Ausstellung ist Jirí Hrase, ein Experte im Bereich Rundfunkgeschichte. Auf die Frage, woher die Exponate der Ausstellung stammen, sagte er:
"Diese Frage beantworte ich gern, denn ich muss zugeben, dass die Exponate nicht nur aus dem Rundfunkarchiv bzw. der Rundfunkbibliothek oder aber aus dem Technischen Nationalmuseum stammen. Das Material wurde z. B. auch vom historischen Radioklub zur Verfügung gestellt. Viele Hörer schickten uns verschiedene Dokumente, darunter Formulare, die einst das Radiojournal seinen Hörern zuschickte. Von den Hörern stammt teilweise auch verschiedenes technisches Zubehör, das hier gezeigt wird."
Nach den Worten von Jirí Hrase ist es immer ein Problem, dass nicht alles, was man in der Ausstellung zeigen möchte, dann auch wirklich gezeigt werden kann - egal, ob es am begrenzten Raum oder an den technischen Möglichkeiten liegt.
"Ich meine, wenn man die Ausstellung besichtigt, muss man mit den Gründerjahren des Rundfunks in der ersten Zeitetappe beginnen, als die Hauptgenres der Rundfunksendungen entstanden sind. Dazu gehören Reportagen sowie Hörspiele. In der Ausstellung sind auch die dunkleren Zeitetappen der Historie dargestellt. Die Rundfunkgeschichte kann man hier bis in die neunziger Jahre verfolgen. In der Ausstellung geht es um einen Versuch, der meiner Meinung nach gelungen ist. Und zwar dem Versuch, dass der Hörer das, was er von den Sendungen her kennt, auch einmal sehen und hier und da auch berühren kann."
Die Ausstellung ist im Prager Nationalmuseum bis zum 17. August dieses Jahres zu sehen. Die Feierlichkeiten anlässlich des Rundfunkjubiläums erreichten am Sonntag, dem 18. Mai, mit einer Air-Show in Kbely ihren Höhepunkt.
Der Slowakische Rundfunk ging drei Jahre später on air als der Tschechische. Die erste Sendung aus der Slowakei erfolgte am 3. August 1926 aus einem provisorischen Studio in Bratislava. Das Radio meldete sich mit den Worten: "Hallo, Bratislava, wir senden auf der 300-Meter-Welle." Auf dem Programm stand ein Musikkonzert. Lydia Korecka von Radio Slowakei International berichtet:
Der erste Rundfunksender wurde auf dem Dach des Polizeidirektionsgebäudes lokalisiert. Er war sehr schwach und erreichte nur ein kleines Gebiet. Seit Juni 1929 stand ein neuer, technisch vollkommener Rundfunksender in Prievoz - einem Vorort von Bratislava - zur Verfügung. Zu dieser Zeit wurde auch ein neues Rundfunksgebäude in der Stadtmitte - auf dem Platz des Bürgermeisters Jakob gebaut. Es war das erste speziell für Rundfunkzwecke gebaute Gebäude in der Tschechoslowakei. Es hat einen großen historischen Wert, denn es ist eines der ältesten Bauten seiner Art in Europa. Dieses Gebäude steht heute noch und befindet sich auf dem gleichnamigen Platz.
Erst später entstanden ähnliche, zum Teil auch Prachtbauten in London, Berlin, Wien und anderswo. Im neuen Zwecksgebäude standen auch moderne Rundfunkstudios zur Verfügung. Die Sendungen von dort wurden seit dem 21. Januar 1930 übertragen. Übrigens diente dieses Gebäude dem Slowakischen Rundfunk noch bis zum Jahre 1984.
Mit den regelmäßigen Sendungen begann man am 17. April 1927 aus der Filiale des Radiojournals in Kosice, im Mai 1936 begann auch Banska Bystrica zu senden. Am 12. November 1938 begann man aus dem Studio Presov zu senden, weil mit dem Gebietsverlust während der Kriegsjahre die Slowakei auch den Sender in Kosice verlor. Nach der Zerschlagung der Tschechoslowakischen Republik im März 1939 kam es zum vollkommenen Abbruch der Zusammenarbeit mit dem Rundfunk in Böhmen und Mähren. Aus der Bratislavaer Filiale des Radiojournals entstand am 14. März 1939 der selbständige Slowakische Rundfunk im Dienste des damaligen Regimes. Sie hören den Originalton der Rede von Dr. Jozef Tiso am 14. März 1939 zu der Gründung des Slowakischen Staates:
"Teures slowakisches Volk. Durch den einstimmigen Beschluss des Slowakischen Landtages wurde am 14. März 1939 der selbstständige Slowakische Staat ins Leben gerufen."
Der Rundfunk hatte auch eine große Bedeutung für die neue Geschichte der Slowakei.
Der zweite Weltkrieg schrieb das letzte Kapitel. Am 30. August 1944 um 11.00 Uhr schaltete sich Banská Bystrica von Bratislava ab. Während Bratislava dem Propaganda-Amt der Regierung des Slowakischen Staates untergeordnet war und die faschistischen Ideen verbreitete, meldete sich aus Banska Bystrica die Stimme:
"Die Sondernachrichten senden wir aus Banska Bystrica. Ich mache alle Slowaken und Slowakinnen aufmerksam: Hören Sie das Programm aus Banska Bystrica und nicht das Programm aus Bratislava!"
Der Slowakischen Nationalaufstand hatte begonnen, der Aufstand gegen die Hitlerwehrmacht. Einer der ersten Schritte der faschistischen Generalität war die Bombardierung des Senders über BB. Der Sender bedeckte fast zwei Drittel der Slowakei. Am 2. September wurde der Sender von sechs gezielt angreifenden Flugzeugen der Luftwaffe aus dem Betrieb gerissen. Aber die slowakischen Rundfunktechniker erneuerten bereits am folgenden Tage die Sendungen auf einem Ersatzsender. Die Angehörigen der slowakischen Armee und die Partisanen trotzten dem bis an die Zähne bewaffneten Feind zwei Monate lang und zwei Monate lang sendeten sie über den Freien Slowakischen Sender.
Nach der Unterdrückung des Aufstandes organisierte der SS General Höffle eine Siegesfeier in Banska Bystrica. Der Präsident des Slowakischen Staates, Dr. Jozef Tiso, ein Priester, zeichnete die SS-Soldaten aus und brachte eine Ansprache, nach welcher in der Kirche das festliche Te Deum erklang und Jozef Tiso ein Gottesdienst abhielt. Hinter der Orgel stand General Höffle.