Sommergericht: Pilze - paniert, gebraten, eingeweckt
Für einen richtigen Tschechen gibt es zwei ausschlaggebende Gründe, um richtig glücklich zu sein: wenn die Eishockeynationalmannschaft siegt und wenn er in den Sommer- und Herbstmonaten fast tagtäglich aus den böhmischen, mährischen bzw. schlesischen Wäldern mit einer entsprechenden, d. h. eher größeren Menge von essbaren Pilzen der verschiedensten Art nach Hause zurückkehrt. Mehr über diese höchst populäre gastronomische Sommerspezialität der Tschechen hören Sie von Martina Schneibergova.
Das Sammeln von Pilzen, aber auch deren Zubereiten und natürlich auch ihr Verzehr kann man vielleicht für ein tschechisches Nationalhobby halten, das bei passionierten Pilzliebhabern fast in Besessenheit ausarten kann. Pilze werden nicht nur von der Landbevölkerung, sondern auch - manchmal noch eifriger - von den Urlaubern gesucht, die aus den Großstädten stammen. Im Böhmerwald fragte ich einen Urlauber aus Prag danach, wie er mit dem diesjährigen Sommer zufrieden ist:
"Dieser Sommer ist sehr heiß. Das ist zwar angenehm, aber für mein Hobby - Pilze zu suchen - ist es sehr schlecht. Denn die Wälder sind ausgetrocknet, und man kann keine Pilze finden."
Seine Worte bestätigte auch ein Experte - der Geschäftsführer der Tschechischen Gesellschaft für Mykologie, Miroslav Smotlacha:
"Die Dürre ist katastrophal. Man findet hie und da etwas, aber im Grunde genommen kann man sagen, dass wir eine ähnliche Dürre schon lange nicht erlebt haben. Nicht einmal im Böhmerwald gibt es Pilze. Ausnahmsweise können irgendwo in der Nähe der Teiche Pilze auftauchen. Nach den Informationen aus den Zweigstellen unserer Gesellschaft wachsen jetzt leider keine Pilze."
Jeder in Tschechien kann höchstwahrscheinlich die grundlegenden essbaren Pilzsorten voneinander unterscheiden - wie die Herren- oder Steinpilze, Pfifferlinge, Butter-, Birken- oder Schirmpilze. Viele Pilzsammler sind von ihren guten Pilzkenntnissen überzeugt - wie Herr Smotlacha bestätigt.
"Ich meine, dass sie davon überzeugt sind und dass sie auch Grund dazu haben. Bei uns wurden schon im Mittelalter Pilze gesammelt. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg wurde hier eine Organisation der Pilzsammler - nicht jedoch der Mykologen - gegründet. Diese propagierten die Pilzkenntnisse. Während der Ersten Republik wurde die Gesellschaft für Mykologie mit Zweigstellen in der ganzen Republik konstituiert, wo die Menschen lernten, Pilze zu erkennen. Diese intensive Aufklärungsarbeit trug dazu bei, dass das Pilzesammeln zum Hobby vieler Tschechen geworden ist."
Wie bereits erwähnt, sind die meisten Pilzsammler zugleich Pilzkonsumenten. Pilze werden in Tschechien als selbständige Gerichte, als Beilage zum Fleisch, als Füllungen oder auch als Salat zubereitet. Sie werden gedünstet, gebraten, paniert, aber auch getrocknet und eingeweckt - um Pilzvorräte für das ganze Jahr zu haben. Eines der populärsten Pilzgerichte, das man während der Sommersaison auch in den Gaststätten bestellen kann, ist die Kartoffelsuppe mit frischen Pilzen. Es gibt jedoch auch phantasievollere Pilzspeisen - wie z. B. gefüllte panierte Schirmpilzschnitzel, gegrillte Pilzrouladen, Pilzgoulasch und nicht zuletzt natürlich auch Pilzknödel. Und ähnlich wie es Obstschnäpse gibt, können die erfahrenen Feinschmecker unter den Pilzsammlern sogar auch einen Pilzschnaps zubereiten.