Tschechisch in Österreich gefragt

Sprache als Brücke der Verständigung. Dieses Schlagwort gewinnt mit der nahenden EU-Erweiterung um zehn neue Länder wieder an Aktualität. Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch bzw. andere Sprachen lernen, das sehen viele Tschechen als klare Sache: Tschechien ist ein kleines Land und Tschechisch gilt als eine so genannte kleine Sprache, denken sie. Eine Fremdsprache zu beherrschen gilt mehr oder weniger als ein Muss. Nun aber gibt es in letzter Zeit immer wieder zu hören bzw. zu lesen, dass Tschechisch auch jenseits der Landesgrenzen in Schulen oder Sprachinstituten neu im Angebot ist. Zu den letztgenannten gehört im oberösterreichischen Linz das Bildungszentrum St. Magdalena, das ab März einen Tschechisch-Kurs veranstaltet. Leiterin des Sprachkurses, der auf einem multimedialen E-Learning-Programm der Firma Badegruber/Partner GmbH basiert, ist Frau Hana Rigo. In der nun folgenden Sendereihe Begegnungen hören Sie ein Gespräch, das mit ihr Jitka Mladkova führte.

"Das Wissen kommt zum Lerner" ist das Motto des E-Learnings. Beim E-Learning sitzt man in einem virtuellen Klassenzimmer, in Wirklichkeit vielleicht auch in einem Fauteuil z.B. zu Hause. Wie sieht also der Unterrichts- bzw. der Lernprozess aus?

"Der Teilnehmer oder der Interessent hat die Möglichkeit übers Internet zu lernen. Er bekommt visuell einen Text präsentiert. Er kann diesen aber auch akustisch abhören, damit er Kontrolle hat über die Aussprache. Dann folgen die Vokabeln und Übungen, die er machen kann, und einmal in der Woche kann er Fragen stellen, und die werden dann per Internet beantwortet, damit er eine Kontrolle hat, ob er richtig gearbeitet hat."

"Bei unserer Agentur Badegruber/Partner hat man Tschechisch bisher nicht angeboten. Tschechisch habe ich über mein Übersetzungs- und Spracheninstitut angeboten, und dies seit der Öffnung der Grenze, also seit 1990."

Wie ist es mit dem Zulauf der Interessenten, der Schüler also?

"Am Anfang war der Zulauf der Interessenten viel größer als jetzt. Es hat sich herausgestellt, dass Tschechisch doch nicht eine ganz einfache Sprache ist, aber es gibt immer wieder neue Zugänge und von verschiedenen Richtungen, sei es aus der Wirtschaft, oder auch Privatpersonen, die einfach, wie ich immer sage, Sprachen sammeln. Es gibt Leute, die Sprachen lernen eine nach der anderen, weil sie sehr talentiert sind, und u.a. ist auch Tschechisch dabei."

Kann man also sagen, dass sich die anfängliche Euphoriewelle, was das Fremdsprachen- und namentlich das Tschechisch-Lernen anbelangt, mittlerweile stillgelegt hat?

"Ja, das kann man sagen"

Welche Kenntnisstufe ist bei den Kursteilnehmern zu erreichen?

"Das kommt auf den Fleiß an. Man beginnt natürlich von vorne. An den Kursen, die ich im südböhmischen Cesky Krumlov (Krumau) veranstalte, können drei Gruppen teilnehmen. Das sind Anfänger, dann leicht Fortgeschrittene und dann gibt es noch Konversationskurse. Von diesen drei üblichen Kategorien ist die mittlere Gruppe am stärksten vertreten. Die Anfänger, die machen den Anfang meistens irgendwo in Österreich, also in einem Bildungsinstitut, und wenn sie auf den Geschmack kommen, dann kommen sie in tschechische Lande und lernen da an Ort und Stelle und sind dann mit der Sprache jeden Tag den ganzen Tag lang konfrontiert."

Nun geht es wohl auch darum die Sprachkenntnisse in der Praxis umzusetzen, nicht nur PC-mäßig, z.B. in Chatrooms, sondern auch im praktischen Leben. Wie nutzen also ihre Schüler die Möglichkeit eben das Erlernte in der Praxis umzusetzen?

"Während des Seminars haben sie die Möglichkeit mehrere Mal essen zu gehen und dann ist die Bedingung für die Kellner, die sie bedienen, dass sie mit den Kursteilnehmern Tschechisch sprechen. Die meisten sind ohnehin öfter im Jahr in Tschechien, machen Ausflüge und interessieren sich für Kultur. Sie besuchen auch Schlösser und Ausstellungen und nehmen dabei auch an tschechischen Führungen teil."

Das alles wird Ihnen erzählt? Kennen Sie die Erfahrungen Ihrer Schüler?

"Ja, ich erfahre das, und ich mache auch selbst Reiseleitungen nach Tschechien. Es ist ja meine ehemalige Heimat. Ich begleite die Leute hin. Wir machen manchmal gemeinsame Ausflüge, dann weiß ich, dass sie auch die Sprache gebrauchen."

Man spricht vom variablen und kombinierbaren Unterrichtsdesign mit maßgeschneiderten Lösungen. Ich denke jetzt an die Lerner, Schüler, die einen speziellen Tschechischkurs jetzt ab März initiiert haben. Können Sie etwas mehr dazu sagen?

"Dieser Kurs soll aus vier langen Wochenenden bestehen. Das heißt ungefähr 50 Unterrichtseinheiten bzw. Unterrichtsstunden. An diesen vier Wochenenden können sie ungefähr 600 Vokabeln lernen. In Anführungszeichen! Man muss natürlich zu Hause den Fleiß aufbringen und die Vokabeln wirklich studieren und im Kopf behalten."

Kurzum pauken, nicht wahr?

"Ja. Während des Kurses werden diese Vokabeln berührt, wie ich immer sage. Ich verwende auch die Super-Learning-Methode - die suggestopädische Methode, wo die Leute in Meditationsphasen Vokabeln eingetrichtert bekommen. Ich denke, dass sie dann auch in entspannter Lage die Vokabeln leichter lernen. Es wird auch spielerisch gelernt. Durch Spiele lernt man 30 Prozent schnelle als herkömmlich."

Wie ist dieser Sprachkurs inhaltlich ausgerichtet, auf welche Themen?

"Die Themen sind vor allem die Begrüßung, dann Höflichkeitsformen, wichtige Hinweise, die man überall dann, wenn man unterwegs ist, ablesen kann. Dann soll man sich auch im Restaurant verständigen können man soll aber auch leichte Texte über die Geschichte lernen, und vielleicht auch, wenn man unterwegs ist, nach dem Weg fragen oder über den Urlaub ein bisschen sprechen können, usw. Dieser Kurs wird in etwa acht Lektionen aufgebaut und wir werden sehen, wie weit wir kommen."

Vor einiger Zeit gab es in einem Presseartikel zu lesen, dass oberösterreichische Politiker Tschechisch lernen wollen. Wissen Sie etwas davon?

"Ja. Es war am 21. Jänner. Die oberösterreichischen Politiker von der ÖVP und den Grünen haben einen ganzen Tag einen Tschechisch-Kurs absolviert, und wir hoffen, dass einige von ihnen auch diesen längeren Kurs besuchen werden."

Sie haben es bereits erwähnt: Sie organisieren Seminare auf der tschechischen Seite der Grenze, und zwar in Cesky Krumlov. Was sind das für Seminare?

"Im Juli gibt es in Krumau sehr viele Veranstaltungen, vor allem Musikveranstaltungen. Es gibt ein Festival der alten Musik, der Barockmusik. Es gibt Freilichttheateraufführungen, kurzum eine breite Palette von Programmen. Nach dem Unterricht gehen wir natürlich gemeinsam auch in kleineren Gruppen zu diesen Veranstaltungen. Übers Wochenende machen wir auch einen Ausflug oder mehrere Ausflüge in die Umgebung der Stadt. Da wird natürlich auch über die Geschichte des Landes ein bisschen unterrichtet."

Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Wie schwer fällt Österreichern die tschechische Sprache?

"Die tschechische Sprache kann man natürlich nicht mit den germanischen Sprachen vergleichen. Die Grammatik ist ganz anders, der Satzaufbau ist ganz anders. Deshalb ist es sicherlich nicht einfach, plötzlich mit sieben Fällen konfrontiert zu werden. Oder mit dem tschechischen Verb, das in zwei Formen praktisch vorkommt. Da muss man sehr fleißig sein oder mit einer anderen slawischen Sprache konfrontiert gewesen zu sein. Manche haben z.B. Russisch gelernt, und wenn sie dann mit Tschechisch beginnen, ist der Zugang und das Lernen etwas leichter, als wenn man ganz von vorne beginnt."

Wie ist es umgekehrt? Wie sehen Sie es, wenn Tschechen Deutsch lernen? Fällt ihnen das Deutsch-Lernen leichter?

"Ich denke schon, dass das etwas leichter ist, und vielleicht ist auch die Motivation in dieser Richtung größer, weil man die tschechische Sprache nicht zu den Weltsprachen zählt. Die Leute, die gerne reisen und aus Tschechien stammen, die haben längst gemerkt, dass sie mit Tschechisch nicht weit kommen und dass Deutsch und Englisch vielleicht doch eher die Sprachen sind, mit denen man sich in ganz Europa verständigen kann."

Dann wünsche ich Ihnen viele sehr motivierte Schüler in Ihren Kursen und viele gute Erfahrungen!