Erstes EM-Spiel Tschechiens gerät zur Zitterpartie
Tschechien hatte am Dienstag bei der Fußball-Europameisterschaft in Portugal sein Auftaktspiel. Mehrere hundert meist junge Fans hatten sich deshalb im Prager Rieger-Park im Stadtteil Vinohrady versammelt, um ihre Mannschaft gegen den EM-Neuling Lettland auf einer Großbildleinwand zu sehen. Radio Prag war vor Ort und hat nach den Chancen gefragt:
"Das haben wir gerade geklärt: 2:0 für Tschechien. Baros wird zwei Tore schießen, aber leider wird er sich auch verletzen." 2:0, kein schlechter Tipp, aber andere sind da anderer Meinung, und zwar einstimmig:
"Ich tippe auf ein 3:1." "3:1!" meint ein anderer. Und auch sie ist sich sicher: "3:1!".
Man will es den Letten also richtig zeigen. 45 Minuten lang tat sich in Sachen Tor jedoch nichts. Sekunden vor dem Abpfiff zur Halbzeitpause dann die kalte Dusche: Der Lette Maris Verpakovskis schoss den Außenseiter nach einem schnellen Konter in Führung. Die Stimmung auf den Bierbänken im Park auf dem Nullpunkt. Da war er wieder, der dunkle Schatten der Eishockey-Weltmeisterschaft. Im eigenen Land war Tschechien bei dem Turnier im Mai völlig unerwartet im Viertelfinale ausgeschieden. Und jetzt schoss sich ein Neuling gegen Tschechiens Fußball-Elf in Führung. Die Pause bietet Raum für Erklärungen und Rezepte:"Wir haben uns ein ziemlich unangenehmes Tor eingefangen. Aber das wird uns erst richtig anheizen. Nach der Pause greifen wir uns die Letten und hacken sie in Stücke."
"Das war echt traurig anzusehen. Wir sollten stärker spielen, und unsere Jungs sollten weniger den Macker raushängen lassen und lieber mal etwas mehr malochen.""Die Letten haben sehr effektiv gespielt, das muss man zugeben. Eine Chance, ein Tor. Da können sich unsere Spieler bestimmt etwas abgucken. Sie müssen viel effektiver sein, ganz einfach."
Nun, ganz einfach war es dann für die tschechische Nationalelf auch nach der Halbzeitpause nicht. Die Letten, hinten gut aufgebaut, agierten geschlossen und versuchten überzeugend tschechische Fehler zum Gegenangriff zu nutzen. Und da war ja noch das Tor, das den Tschechen unangenehm im Nacken saß. Fast eine halbe Stunde lang mussten auch die Fans im Park warten, bis Milan Baros in der 73. Minute endlich die Anspannung löste: Zuspiel von Poborský, Baros's Schuss. Tor. Noch war das Eis jedoch nicht ganz gebrochen. Tapfer hielt Lettland an seinem geschlossenen Spiel fest. Erst fünf Minuten vor Spielende konnte der eingewechselte Marek Heinz den Siegtreffer landen: Und der Rieger-Park stand auf den Bierbänken.
In der 90. Minute wurde es noch einmal ein kurz gefährlich, als die Letten einen ihrer schnellen Konter vors tschechische Tor durchbringen konnten. Doch dann war's geschafft. Keine einfache Partie, und am Schluss auch kein sicheres 3:1. Sondern ein knappes 2:1.