Europas "Kleine" zeigen, dass auch sie Großes leisten können

Tschechien gegen Griechenland (Foto: CTK)

Europa, wie es singt und lacht! Zu beobachten in den vergangenen drei Wochen bei der Fußball-Europameisterschaft in Portugal. Europa, wie es schmollt und grollt! Zu beobachten beim zähen, drögen Tauziehen um eine europäische Verfassung oder beim Feilschen um den Nachfolger von EU-Kommissionspräsident Romano Prodi. Was für ein Europa hätten Sie denn gern?

Tschechien gegen Griechenland  (Foto: CTK
Ich habe mich für die erste Variante entschieden. Weshalb? Es ist das Europa des Lebens, des Sich-Respektierens, das Europa der Freude. Klar, wenn meine Mannschaft vor wenigen Minuten gerade unglücklich verloren hat - so wie die Tschechen im zweiten Halbfinale gegen Griechenland -, dann ist es zunächst nichts mehr mit Friede, Freude, Eierkuchen. Aber schon wenige Augenblicke später kann ich wieder in den Spiegel schauen und als stolzer Fan konstatieren: War doch Klasse, dass "unsere" Fußballer hier in Portugal dabei waren, es sich und allen, die guten, beherzten Fußball sehen wollen, gezeigt haben, dass sie von diesem eine ganze Menge drauf haben.

Wir haben zwar verloren und das mögliche Finale leider verpasst - aber letzten Endes haben wir doch gewonnen: an Sympathie, Respekt und Anerkennung. Solche Werte kann man sich nur verdienen, wenn man etwas leistet und auch dazu bereit ist, etwas leisten zu wollen. Die Portugiesen, die hervorragende, weil warmherzige und gut organisierende Gastgeber waren, haben das gezeigt. Die Griechen, die zwar weniger attraktiven, weil defensiv ausgerichteten Fußball spielten, haben es auch bewiesen. Denn sie spielten mit viel Herz, Verstand und vor allem als Kollektiv.

Foto: CTK
Und die Tschechen? Nun, in ihrem Falle hieße das, Eulen buchstäblich nach Athen tragen zu wollen, wenn man attraktiven und (zumeist) erfolgreichen Fußball sehen wollte. Diese drei europäischen Länder haben eine Einwohnerzahl von jeweils knapp über zehn Millionen. Nehmen wir noch den vierten Halbfinalisten, die Niederländer dazu, dann kommen wir auf rund 47 Millionen Europäer. Ihre Anzahl liegt nur etwas über der Hälfte der Einwohnerzahl Deutschlands. Auch die Deutschen waren bei dieser Europameisterschaft dabei. Diesmal jedoch mehr nach dem olympischen Motto: Dabei sein ist alles.

Besser spielen und gewinnen aber können nur noch die anderen. Auch andere große Fußball-Nationen wie Frankreich oder Italien haben sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert. So wie zuletzt nicht selten auch in Politik und Wirtschaft. Da verstehen es die "Großen", sprich: die Konzern-Manager, immer häufiger nur noch, das Lebenselixier Geld zu Ungunsten der "Kleinen", sprich der Arbeitnehmer, umzuschichten. Vodafone und Mannesmann lassen grüßen. Daher wird in diesen Gefilden derzeit oft nur noch geschmollt und gegrollt. Im Leben wie beim Fußball. Ich aber wünsche mir das andere Europa, wie es singt und lacht!