In Lesetice bei Pribram wurde eine Gedenkstätte für die Opfer des Kommunismus eröffnet

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In der Tschechoslowakei haben in den Jahren 1948 bis 1989 mehr als 262.000 politische Häftlinge die kommunistischen Gefängnisse passiert. Bei Verhaftungen, in Gefängnissen und in den kommunistischen Konzentrationslagern sind an die 3.000 Menschen ums Leben gekommen. 241 Menschen wurden offiziell wegen regimefeindlicher Tätigkeit hingerichtet. Nach Angaben der Behörde für die Untersuchung und Dokumentation der Verbrechen des Kommunismus wurden sogar 280 Justizmorde verübt. Um an die Opfer des Kommunismus zu erinnern, wurde auf dem Gelände des ehemaligen kommunistischen Konzentrationslagers "Vojna" unweit der mittelböhmischen Stadt Pribram am Mittwoch eine Gedenkstätte eröffnet. Martina Schneibergova berichtet.

Ehemalige Häftlinge Ladislav Bergmann  (rechts) und Stanislav Stránský  (Foto: CTK)
Ein hoher Zaun aus Stacheldraht, in jeder Ecke ein Wachturm, Warntafeln, die auf die verbotene Zone aufmerksam machen. In der stehen das Gebäude des Lagerkommandos, ein Bunker sowie Baracken für Gefangene. Hier, in der Nähe der Urangruben, war 1949 ein Lager für Kriegsgefangene in ein Konzentrationslager für politische Gefangene umgewandelt worden. Der 78jährige Frantisek Sedivý verbrachte insgesamt zwölf Jahre in kommunistischen Gefängnissen, drei davon im Lager "Vojna":

"Wir stehen hier an einem Ort, der uns an eines der sechzehn kommunistischen Konzentrationslager erinnert. Diese wurden vom kommunistischen Regime als ein Mittel zur Liquidierung der tschechischen Patrioten errichtet, für die der Begriff der Freiheit mit einem tiefen und konkreten Inhalt erfüllt war."

Die Konzentrationslager wurden Frantisek Sedivy zufolge nicht zufälligerweise in der Nähe der Urangruben in der Region von Jáchymov, Slavkov und Pribram eingerichtet. Sie entsprachen nicht nur dem Vorhaben, die für das Regime unbequemen Menschen allmählich zu liquidieren, sondern boten auch billige Arbeitskräfte.

An der Eröffnung des Museums nahmen Vertreter der politischen Gefangenen sowie Politiker teil. Senatspräsident Premysl Sobotka wies auf den Zusammenhang mit dem 60. Jahrestag des Kriegsendes hin.

"Im vergangenen Jahrhundert haben wir zweimal erlebt, wie leicht wir die Freiheit verlieren können und wie schwer es ist, sie wieder zu gewinnen. Aus dem Grund vergessen wir nie: Während des totalitären Kriegsregimes war klar, wer der Okkupant ist. Unter dem kommunistischen Totalitarismus wurden Tschechen von Tschechen verfolgt. Umso trauriger und tragischer war die ganze Ära."

Kulturminister Pavel Dostál  (Foto: CTK)
Über die Errichtung der Gedenkstätte, die zum Bergbaumuseum in Príbram gehört, entschied das tschechische Kabinett 1999. Für das Mahnmal setzte sich Kulturminister Pavel Dostál nachhaltig ein. Seinen Worten zufolge ist es notwendig, sich der folgenden Tatsache bewusst zu werden:

"Konzentrationslager bedeutet nicht nur ein deutsches Konzentrationslager. Es war mir damals, als wir auf dieIdee eines Museums für die Opfer des Kommunismus kamen, klar, dass es notwendig ist, sich mit der Errichtung der Gedenkstätte zu beeilen - aus einem einfachen Grund: damit es auch diejenigen noch erleben, die hier die schrecklichen Jahre verbrachten."

Auf der Gefangenenliste aus dem Lager "Vojna" liest man beispielsweise die Namen des heutigen Präsidenten des tschechischen PEN-Klubs Jirí Stránský, des tschechischen Dichters Zdenek Rotrekl oder des Schriftstellers Karel Pecka sowie den Namen des Helden der Luftschlacht um England, des tschechischen Piloten Sylvestr Müller.