Erstmals Siedlung aus indogermanischer Frühzeit in Tschechien gefunden

Umgehung Domašín: Archäologen sind auf frühzeitliche Funde gestoßen (Foto: ČTK / David Taneček)

Bisher hat es das hierzulande noch nicht gegeben. Nun ist bei Grabungsarbeiten in Ostböhmen aber eine Siedlung aus der schnurkeramischen Kultur aufgetaucht. Es ist der erste solche Fund auf tschechischem Boden. Diese Kultur wanderte aus dem Osten nach Europa ein und gilt als erste indoeuropäische. Es waren damit die Vorfahren der modernen Europäer.

Umgehung Domašín: Archäologen sind auf frühzeitliche Funde gestoßen  (Foto: ČTK / David Taneček)

Martina Beková  (Foto: ČTK / David Taneček)
Die kleine Gemeinde Domašín liegt im Vorland des Adlergebirges. Dort soll demnächst eine Ortsumgehung entstehen. Bei den vorbereitenden Arbeiten sind jedoch Archäologen auf frühzeitliche Funde gestoßen. Martina Beková vom Museum im nahen Rychnov nad Kněžnou / Reichenau leitet die Grabungen:

„Wir haben fünf Brunnen gefunden und um diese herum runde Löcher. Diese stammen entweder von Häusern oder Zäunen. Die Brunnen sind ziemlich tief, wurden aber nur ausgehoben und haben keine Befestigung etwa aus Holz.“

Laut Beková sieht dies aus wie eine Siedlung der schnurkeramischen Kultur aus der Zeit von vor 4000 Jahren. Diese Kultur bekam ihre Bezeichnung, weil die Männer als Grabbeigaben Becher mit Rillenmustern erhielten.

Foto: ČTK / David Taneček
„Wir vermuten, dass die Angehörigen der Kultur sehr mobil waren. Sie waren Hirten. Interessant daran ist, dass es sich um die überhaupt ersten Indoeuropäer gehandelt hat. Hier nach Mitteleuropa kamen sie wahrscheinlich aus den Steppen des Balkans. In Ostböhmen haben wir bereits zwei Begräbnisstätten aus der frühesten Phase gefunden, als die Keramikbeigaben noch nicht so üppig waren. Solche Brunnen in dieser Anordnung wie jetzt hier sind auch aus Deutschland bekannt. Sie werden gerade der schnurkeramischen Kultur zugerechnet. Wegen der Parallele vermuten wir dasselbe“, so Beková.

Die Forscherin betont allerdings, es seien weitere Untersuchungen nötig, um die Vermutung zu bestätigen.

Laut einer Studie von 2015 soll die DNA von Angehörigen der Schnurkeramik-Kultur zu 75 Prozent mit der von Angehörigen der sogenannten Jamnaja-Kultur übereinstimmen. Letztere lebte bis etwa 2500 vor Christus in den Steppen nördlich des Kaukasus. Sie dürften die Vorfahren der Indoeuropäer gewesen sein.

Tatsächlich konnte festgestellt werden, dass die Jamnaja-Kultur bis zur Hälfte des Erbguts zu den heutigen Mittel-, West und Nordeuropäern beigetragen hat. Bei den Südeuropäern liegt der Anteil nur bei bis zu 30 Prozent. Außerdem soll ihre Sprache bereits eine frühe indogermanische Form gehabt haben. Die Schnurkeramiker wiederum könnten das Bindeglied zwischen der Jamnaja-Kultur und den modernen Europäern gewesen sein.

Foto: ČTK / David Taneček
Bei Domašín sind aber noch weitere Dinge freigelegt worden. Sie gehören zur sogenannten Aunjetitzer Kultur, benannt nach dem mittelböhmischen Únětice, und können etwa auf 1800 Jahre vor unserer Zeitrechnung datiert werden. Martina Beková:

„Wir haben einen Getreidespeicher aus der älteren Bronzezeit gefunden. Das ist eine großartige Entdeckung, weil es bisher in Ostböhmen keine solchen Nachweise gab.“

Auch die Aunjetitzer gelten als frühe Indogermanen. Der wohl bekannteste Fund von dieser Kultur ist die Himmelsscheibe von Nebra.

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