Corona: Hilfsinitiative „Mundschutz für Senioren“
Die Corona-Zeiten lassen in Tschechien zahlreiche private Initiativen und Hilfsprojekte entstehen. Ein Beispiel ist die Aktion „Mundschutz für Senioren“, die von einer Journalistin ins Leben gerufen wurde.
Matyášová besorgte zunächst über soziale Netzwerke insgesamt 160 Mundschutzbinden für ein Seniorenheim in Prag. Die Masken wurden von Schneiderinnen zu Hause genäht und kostenlos angeboten. Später weitete Matyášová ihre Hilfe aus. Gemeinsam mit weiteren Freiwilligen besorgte sie einerseits weitere genähte Mundschutzmasken, und andererseits fragte sie bei Betreuungseinrichtungen nach, wo diese gebraucht werden:
„Die häufigste Antwort lautete, man brauche mindestens 200 Mundschutzmasken, und zwar im Idealfall sofort. Also habe ich nachgeforscht, wo man größere Mengen an Masken bekommen kann. Dabei erhielt ich den Tipp, es bei den Ateliers und Werkstätten des Prager Nationaltheaters zu versuchen. Und später wurde ich auch auf das Gefängnis in Vinařice hingewiesen. Das war dann der Durchbruch. Denn die Inhaftierten können bis zu 500 Masken pro Tag nähen.“Im nächsten Schritt erweiterte sie das Angebot um durchsichtige Schutzschilder. Dies gelang dank eines Bekannten, der solche Schilder herstellt, und einem Sponsor, der das nötige Material dafür spendete:
„Ich fragte also bei den Seniorenheimen nach, wie viele Schutzschilder sie bräuchten. Zu Anfang derselben Woche (23. März, Anm. d. Red.) hatte ich den Eindruck, dass es um Sachen gehe, die man vielleicht irgendwann in einer Woche brauchen könnte. Mitte der Woche bekamen die Heime die Anweisung, sich Corona-Schutzmittel unmittelbar zu besorgen. Ich wurde von ihnen dann sofort mit Anfragen bombardiert, wann wir die Schilder liefern können.“
Schließlich wurden 1450 Schilder, 20.000 Mundschutzmasken, 10.000 Paar Handschuhe, über 3000 Schutzkleidungen sowie mehrere Hundert Liter Desinfektionsmittel zusammengetragen. Freiwillige verteilten innerhalb von drei Wochen alles an 40 Einrichtungen in Prag und Umgebung. Dort wurden nicht nur die Senioren selbst ausgestattet, sondern auch das Pflegepersonal. Martina Pojarová ist Leiterin eines Seniorenzentrums im siebten Prager Stadtbezirk:„Wir verteilen die Masken an unser Pflegepersonal. Diese Initiative gibt uns und den Senioren das positive Gefühl, in der Krise nicht allein zu sein. Denn genau das ist bei uns aufgekommen.“
Eben auf dieses Problem weist die Koordinatorin des Projekts „Mundschutz für Senioren“ auch hin:
„In vielen Altersheimen wurde uns gesagt, es läge nicht in ihren Kräften, die Masken und Schilder selbst aufzutreiben. Die Arbeit dort ist schon ohne Coronakrise extrem anstrengend. Seit Ausbruch der Pandemie ist das Personal noch stärker gefordert. Aber es ist schwerlich vorstellbar, dass man sich nach einer Zwölfstundenschicht auch noch an den Computer setzt und nach Schutzkleidung und Schildern sucht. Zumal diese Sachen mittlerweile Mangelware sind oder zu viel höheren Preisen als üblich verkauft werden.“