Tschechischer Obstbau seit EU-Beitritt geschrumpft

Foto: Jill Wellington, Pixabay

In den vergangenen 15 Jahren ist die Obstproduktion in Tschechien um fast 20 Prozent zurückgegangen.

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Beim Anbau von Äpfeln ist mit dem Beitritt zur Europäischen Union für Tschechien starke Konkurrenz erwachsen: Polen. Das nördliche Nachbarland hat seine Äpfelproduktion seitdem verdoppelt und ist damit zum größten Produzenten dieses Gutes in Europa geworden. Der Vorsitzende der „Tschechischen Obstbauer-Union“, Martin Ludvík, beklagte am Sonntag, der von ihm vertretetene Teil der Landwirtschaft sei seit dem EU-Betritt von Förderungen abhängig geworden.

In den Jahren 2000 bis 2004 ernteten die tschechischen Bauern jährlich im Schnitt noch 194.000 Tonnen Obst. In den Jahren 2017 und 2018 lag der Schintt aber nur noch bei 157.000 Tonnen. Dadurch ist eine negative Spirale entstanden. Die Verluste im Obstanbau, bedingt durch niedrigere Produktion und geringere Preise, haben den Umfang der Anbauflächen schrumpfen lassen.

Martin Ludvík  (Foto: Šárka Ševčíková)
In den vergangenen vier Jahren seien 3500 Hektar Obstgärten verschwunden, erklärte Ludvík. Dazu käme die schlechte Altersstruktur der Bäume. Von den insgesamt knapp 14.000 Hektar Obstgärten hierzulande gehören demnach 42 Prozent in die Kategorie „überaltert“, und dort sinkt der Ertrag.

Bei den Äpfeln sind die Billigimporte aus Polen das Problem. Tschechische Äpfel können in den Supermarktketten nur noch zu polnischen Preisen abgesetzt werden. Wenn die Bauern die Transport-, Verpackungs- und Lagerungskosten abrechnen, erhalten sie nur etwa vier Kronen (0,16 Euro) für ein Kilo Äpfel. Dies sei deutlich weniger als noch 2004, sagte Ludvík.

Andererseits hat die EU-Mitgliedschaft die Entstehung von Absatzgenossenschaften der Obstbauern begünstigt, die von der EU auch finanziell unterstützt werden. Über die Genossenschaften würden die tschechischen Obstbauern ungefähr die Hälfte ihrer Produktion absetzen, so Ludvík. Aber auch nur so könnten sie sich in den Supermarktketten durchsetzen.

2015 ist dank EU-Fördergeldern ein Forschungsinstitut für Obstanbau in Holovousy in Ostböhmen entstanden. Es soll zu einem Forschungs- und Bildungszentrum auf Spitzenniveau werden.