Am Ende blieb sein Optimismus: Jan Koblasa ist tot

Jan Koblasa (Foto: ČTK)

Nach ersten Schritten als Künstler in der Heimat konnte er im deutschen Exil Fuß fassen. Zum Tod von Jan Koblasa.

Jan Koblasa  (Foto: ČTK)
Jan Koblasa selbst wollte sich nicht festlegen, ob er nun deutscher oder tschechischer Künstler war. In einem Gespräch mit Radio Prag aus dem Jahr 2010 suchte der gebürtige Taborit eine andere Definition für sich:

„Ich bin wirklich längere Zeit in Deutschland, als ich in der Tschechischen Republik war. Aber ich bin auch oft in Tschechien, das heißt ich gehöre zu der Sorte, die sich Europäer nennt.“

Eigentlich wurde Jan Koblasa 1932 in eine Musikerfamilie geboren. Er fand aber bald den Weg zur bildenden Kunst und machte sie zu seinem Lebenskonzept. Koblasa suchte in der kommunistischen Tschechoslowakei vor allem die Nähe zu oppositionellen Künstlern und Literaten wie Václav Havel, Vladimír Boudník oder Mikuláš Medek. In den 1950er Jahren gründete er schließlich mit seinen Künstlerfreunden Bedřich Dlouhý, Karel Nepraš Jaroslav Vožniak den dadaistischen Herrenklub Šmidrové.

Jan Koblasa: Lamentonostro  (Foto: Miroslav Krupička)
Für Koblasa waren die 1950er und 1960er Jahre ein einziges Streben nach künstlerischer Freiheit, denn die Kunst war damals eingeengt im ästhetischen Korsett des Sozialistischen Realismus:

„Václav Havel hatte eine Vorstellung, die politisch war und die er verfolgt hat. Ich wollte als Bildhauer leben, und Bildhauerei kann man nicht in die Schublade stecken. Dafür braucht man Raum und Freiheit. Mir war klar, dass ich das hier nicht mehr bekomme. Und mir war auch klar, wie sich das Rad der Geschichte zurückdrehen würde. Und ich fühlte mich nicht als Politiker wie mein Freund Havel. Ich habe das nicht bereit. Zwar waren das am Anfang schwere Zeiten, aber mit etwas Glück…“

1968 emigrierte Koblasa über Mailand nach Kiel, wo er später als Pädagoge an der Muthesius Kunsthochschule Wurzeln schlug. Eine neue Heimat hat er schließlich in Hamburg gefunden. Es sei eine romantische Entscheidung gewesen zu emigrieren, wie Koblasa selbst in seinem Gespräch mit Radio Prag sagte. Angetrieben war sie von der Okkupation der Tschechoslowakei 1968, von der er in Italien erfuhr.

In Deutschland suchte Jan Koblasa in der Abstraktion Zugang zu religiösen Motiven. Nach der Wende von 1989 fand er nach anfänglichen Schwierigkeiten wieder zurück in seine alte Heimat, und seine Werke wurden auch hierzulande ein Teil des öffentlichen Raumes. So gestaltete er den Gustav-Mahler-Park in Jihlava / Iglau zum 150. Geburtstag des Komponisten und zuletzt stellte er 2012 in der Reithalle der Prager Burg seine Werke in einer großen Retrospektive aus.

Jan Koblasa: Kopf  (Foto: Miroslav Krupička)
Doch nicht nur als bildender Künstler wird Koblasa vielen im Gedächtnis bleiben, sondern vor allem auch als Literat und Essayist. Die Malerin und langjährige Kuratorin Koblasas in Tschechien, Marcela Vichrova, erinnert sich an die Vielschichtigkeit des Menschen Jan Koblasa:

„Er war ein wunderbarer, belesener und philosophischer Mensch. Sein ganzes Werk stand auf den Beinen der Musik, Literatur und Philosophie. Das war bei seinen Arbeiten stets zu spüren. Unsere Gespräche waren immer eine Bereicherung für mich. Er hat mir den Weg gezeigt, mein Leben in die richtige Richtung zu lenken.“

Koblasa starb bereits vergangene Woche am 3. Oktober im Alter von fast 85 Jahren, wie einer seiner Galleristen am Montag mitteilte. Eines hat den Künstler aber zeitlebens nie verlassen, und zwar der Optimismus:

„Krisen kommen und gehen, das ist nichts Neues. Aber es bleibt mir nichts anderes übrig, als Optimist zu sein.“