Tschechien plant Ombudsmann für Kinder und Jugendliche

Foto: surasakiStock, FreeDigitalphotos.net

Ein eigener Ombudsmann soll künftig über die Einhaltung der UN-Kinderrechtskonvention in Tschechien wachen. Auch soll er Kindern und Jugendlichen in schweren Situationen helfen.

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Tschechien ist eines der wenigen Länder der EU, in denen kein Ombudsmann für Kinder und Jugendliche tätig ist. Seine Rolle erfüllt teilweise das Amt des Ombudsmanns, an den sich auch Minderjährige wenden können. Das Amt machte Anfang Juni darauf aufmerksam, dass die Zahl solcher Anfragen von Kindern und Jugendlichen zunimmt. Im letzten Jahr waren es insgesamt 55, in diesem Jahr bis Ende Mai bereits 31. Ihr Alter liegt in der Regel zwischen 13 und 17 Jahren, manchmal sind die Kinder aber auch jünger. Anna Šabatová ist Ombudsfrau in Tschechien:



Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag
„Es sind Kinder unterschiedlichen Alters, am häufigsten aber Jugendliche. Auch wenn sich ein 18-Jähriger an uns wendet, überprüfen wir sein Alter nicht. Wir versuchen, sein Problem zu verstehen.“

Ebenso wie bei Gesuchen von Erwachsenen kann die Ombudsfrau bei Missständen in öffentlichen und staatlichen Organen eingreifen. Sie kann auch die Zustände in Erziehungseinrichtungen überprüfen lassen. Auch befasst sie sich damit, ob die jeweiligen Probleme möglicherweise durch Diskriminierungen bedingt sind. In diesen Fällen greift das Amt selbst ein, sonst bietet es vor allem Beratung an. Es sei nicht einfach, den Kindern zu vermitteln, dass sie sich mit ihren Problemen an jemanden wenden können, sagt Šabatová:

Anna Šabatová | Foto: Adam Kebrt,  Tschechischer Rundfunk
„Wir bemühen uns seit 2012 aktiv, unser Amt für Kinder und Jugendliche zugänglicher zu machen. Wir haben eine Webseite gestartet, die kindergerecht gestaltet ist.“

Hauptsächlich komplizierte zwischenmenschliche Beziehungen bringen Kinder und Jugendliche dazu, Hilfe beim Ombudsmann oder der Ombudsfrau zu suchen.

„Am häufigsten sind es Probleme in der Familie: Die Scheidung der Eltern, die Armut der Familie, beziehungsweise ein Konflikt in der Einrichtung, in der das Kind erzogen wird. Oft wollen die Kinder, die in einem Kinderheim leben, zu ihren Eltern zurückkehren. Auch belasten Schulden die Kinder, die ihre Eltern nicht getilgt haben.“

Jiří Dienstbier  (Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Die Beschwerden der Kinder haben immer Priorität, betont Šabatová:

„Diese Anfragen haben Vorrang und werden schneller bearbeitet. Binnen zwei oder drei Tagen meldet sich ein Mitarbeiter bei dem Kind. Die Beschwerden kommen meistens per E-Mail, so dass wir auf diesem Weg auch antworten. In manchen Fällen dauert die Kommunikation länger.“

Der tschechische Minister für Menschenrechte, Jiří Dienstbier (Sozialdemokraten), kündigte bereits vor zwei Jahren an, 2017 das Amt des Kinderombudsmanns einrichten zu wollen. Mit dem Plan hat sich am Montag der Menschenrechtsrat der tschechischen Regierung befasst. Beim Kabinett selbst steht er in der zweiten Jahreshälfte auf dem Programm.