Maler im Exil: Nationalgalerie zeigt Kokoschkas Prager Werke
Der Maler Oskar Kokoschka hat vier Jahre in Prag verbracht. Was er damals schuf, das ist nun in der tschechischen Hauptstadt zu sehen. Unter dem Titel „Kokoschka und Prag“ wurde die Ausstellung in der Nationalgalerie im Messepalast eröffnet.
Zu Prag hatte der Expressionist eine besondere Beziehung: Kokoschkas Vater stammte aus der Stadt. Zudem lebte die Schwester des Malers, Berta Patočková, dort, sagt Bronislava Rokytová. Sie ist Mitkuratorin der Ausstellung:
„Kokoschka kam nach Prag, weil sich der Gesundheitszustand seiner Schwester in den 1930er Jahren. Aus dieser Zeit stammen die Prag-Bilder des Malers. Während seines Aufenthalts schuf er 16 solche Gemälde, zehn davon sind in der Ausstellung zu sehen. Zudem malte er hier auch Porträts, berühmt ist das Bild von Staatspräsident Tomáš Garrigue Masaryk. Das war auch einer der Gründe, warum der Künstler in Prag länger blieb als ursprünglich geplant. Die Arbeit am Porträt zog sich hin, weil der Präsident damals gesundheitlich angeschlagen war.“ Während Kokoschkas Aufenthalts in Prag wuchs die Macht der Nationalsozialisten in Deutschland. Der Maler hat der Expertin zufolge behauptet, er habe keine politischen Gemälde schaffen wollen. Kokoschka bemühte sich aber, seinen Blick auf das Geschehen in Deutschland und später auch auf den Krieg zum Ausdruck zu bringen.„Sein Gemälde ‚Das rote Ei‘, das erst später in der Emigration in London entstand, reflektiert die Zerschlagung und die Besetzung der Tschechoslowakei. Das Gemälde ist im Besitz der Nationalgalerie. Kokoschka schuf auch weitere Werke, mit denen er sich auf die politische Lage bezog. Das erste davon war das Plakat ‚Rettet baskische Kinder‘, das er nach der Bombardierung Guernicas im Spanischen Bürgerkrieg malte. Es ist wenig bekannt, dass er auch kleine Lithographien schuf, auf denen Federico García Lorca abgebildet war. Kokoschka trug zudem zu einem Sammelband über Spanien bei, der auch Arbeiten von anderen renommierten Künstlern umfasste – darunter von Toyen, Jindřich Štyrský und Emil Filla.“
Kokoschka, dessen Kunst von den Nazis diffamiert wurde, flüchtete nach der Mobilmachung 1938 aus Prag nach Großbritannien. Sein Gemälde „Nostalgie“, das erst dort entstand, gibt die Erinnerungen des Künstlers an Prag wieder. In der Ausstellung zu sehen ist es als Leihgabe von der Schottischen Nationalgalerie.Neben Kokoschkas Werken werden in der Ausstellung auch Gemälde einiger seiner tschechischen Zeitgenossen gezeigt – wie Josef Čapek, Emil Filla oder Willy Nowak. Vertreten sind zudem einige Künstler aus Deutschland, die damals Asyl in der Tschechoslowakei fanden. Bronislava Rokytová:
„Dazu muss man anmerken, dass es sich bei den Werken dieser Künstler nicht um die Höhepunkte ihres Schaffens handelt. Es sind Werke, die unter sehr schwierigen Bedingungen entstanden sind, denn die Flüchtlinge lebten hier in provisorischen Unterkünften. Als sich die Lage in Deutschland zuspitzte, nachdem im Sommer 1937 in München die Ausstellung ‚Entartete Kunst‘ eröffnet worden war, versuchten sich die Emigranten in einem Verein zusammenzuschließen. Sie nannten sich damals ‚Oskar Kokoschka Bund‘.“
Die Ausstellung „Kokoschka und Prag“ wurde in der Zusammenarbeit mit dem Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg zusammengestellt. Sie ist im früheren Messepalast (Veletržní palác) im Stadtteil Holešovice bis 29. Juni zu sehen. Der Messepalast gehört zur Nationalgalerie und ist täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.