Deutschland bummelt bei Netzausbau – und Tschechien steht unter Strom
Der Netzausbau – er ist eines der größten Probleme der deutschen Energiewende. Neue Stromleitungen müssen her, aber viele Bürger protestieren gegen die Trassen. Die Folgen bekommt auch Tschechien zu spüren. Dort ist durch den deutschen Ökostrom das Netz phasenweise überlastet. Die Folge sind zusätzliche Kosten und die Gefahr eines Blackouts.
„Es hat sich bestätigt, was wir schon vor Jahren gesagt haben: Die Lage ist ernst, und es kann jeden Augenblick zu einem Blackout kommen. Würden wir nicht handeln, wäre nicht nur das Netz überlastet, sondern wir stünden vor ernsten Betriebsproblemen.“
Tschechische Experten sind daher nicht erfreut über die Versäumnisse auf deutscher Seite. Dort hinkt man den eigenen Plänen weit hinterher. So sollen 2800 Kilometer Höchstspannungsleitungen neu geschaffen werden, realisiert wurden davon bisher aber nur einige Hundert Kilometer.
„Das grundlegende Problem liegt darin, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien vor allem in Norddeutschland nicht gut mit dem Netzausbau koordiniert ist. Erst wenn Deutschland dies in Griff bekommt, werden die Überlastungssituationen nicht mehr so dramatisch sein wie heute“, so Zbyněk Boldiš.Tschechische Politiker und Fachleute haben ihre Kollegen im Nachbarland schon längst auf das Problem hingewiesen. Deswegen probten ČEPS und sein deutscher Partner 50Hertz im September vergangenen Jahres den Notfall. Diese erste gemeinsame grenzüberschreitende Sicherheitsübung fand an der Schnittstelle beider Netze im Erzgebirge statt. Es wurde die extreme Situation simuliert, wenn tatsächlich Teile des Übertragungsnetzes ausfallen.
Zudem baut ČEPS an der Grenze derzeit an einem Phasenschieber am Stromnetz-Übergang. Mit diesem kann das tschechische Netz zur Not geschützt werden. Außerdem sollen die Leitungen in Mittelböhmen verstärkt werden. Kostenpunkt insgesamt: 5,25 Milliarden Euro (190 Millionen Euro).