Französische Kunst auf der Prager Burg

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Die französische Kultur hatte ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts großen Einfluss auf den Lebensstil der Adeligen in den Böhmischen Ländern, so wie auch im restlichen Europa. Das dokumentiert derzeit eine Ausstellung, die auf der Prager Burg zu sehen ist.

Portraits der französischen Könige, Plastiken, Möbeln, Uhren, Luxusbekleidung aber auch wertvolle Bücher: Alle Exponate stammen aus tschechischen Burgen und Schlössern sowie von einigen weiteren Institutionen. Das staatliche Denkmalamt knüpft mit dem Projekt der französischen Kunst an zwei große Ausstellungen aus den vergangenen beiden Jahren an. Damals war die Bedeutung der Adelsgeschlechter der Rosenberger und der Pernsteins gezeigt worden.

Während der Zeit von König Ludwig XIV. begann die französische Kultur den Lebensstil des Adels in Böhmen und in anderen Ländern Mitteleuropas zu beeinflussen. Marie Mžyková ist Kuratorin der Ausstellung.

„In der Barockzeit war Französisch die Sprache des kosmopolitischen Adels. Rund 200 Jahre lang weckte die französische Kultur und Kunst das Interesse der Eliten. Der Einfluss beschränkte sich nicht nur auf Mitteleuropa, sondern war auch im entfernten St. Petersburg zu verzeichnen.“

Marie Mžyková  (Foto: ČT24)
Die Kuratorin ist bei ihren Nachforschungen zudem auf etwa 70 Adelsfamilien französischer Herkunft in den Ländern der Böhmischen Krone gestoßen. Die größten Kunstsammler waren die Mitglieder der Familie de Rohan. In ihre Residenz im nordböhmischen Sychrov retteten die Rohans auch ihre einzigartige Portraitsammlung aus Frankreich. Die Sammlung war kurz vor dem Ausbruch der Französischen Revolution auf dem Dachboden im Palais Soubise in Paris versteckt worden. In der Ausstellung sind viele der Werke nun zu sehen. Marie Mžyková erläutert das Konzept der Schau:

Foto: ČTK
„Wir fangen mit Gemälden an, diesen Teil haben wir das ´Erbe des Adels´ genannt. Dargestellt wird zudem der Einfluss der französischen Keramik auf die Keramikproduktion in Mitteleuropa. Zudem illustrieren wir auch einige historische Themen. Eines davon lautet: die Rohans und die Königin. Denn die Damen aus der Familie Rohan waren Erzieherinnen am königlichen Hof in Frankreich.“

Die Kuratorin lenkt die Aufmerksamkeit der tschechischen Besucherinnen und Besucher auf ein besonderes Männerportrait:

„Stundenbuch des Fürsten Rohan“  (Foto: ČTK)
„Dies ist Fürst Jules Louis de Rohan, der auch Prinz Louis genannt wurde. Er war Gatte der Fürstin von Sagan. Über die Fürstin schrieb Božena Němcová in ihrem berühmten Roman ´Die Großmutter´. Da die Fürstin andere Interessen als ihr Mann hatte, ließ sie sich von ihm scheiden. Als eine Abfindung bekamen die Rohans damals ein Palais in Prag. Das ist das heutige Rohan-Palais in der Karmelitská auf der Kleinseite, wo das Bildungsministerium seinen Sitz hat.“

Zu den wertvollsten Exponaten gehört das so genannte „Stundenbuch des Fürsten Rohan“ – eine illustrierte Handschrift, die um das Jahr 1500 entstand. Dieses Buch sei von der Nationalbibliothek ausgeliehen worden, sagt der staatliche Denkmalschutzleiter Miloš Kadlec:

Foto: ČTK
„Es handelt sich um religiöse Texte, die im Mittelalter sehr verbreitet waren. Sie boten den Menschen eine Anleitung, wie sie während des Tages beten sollten. Das Stundenbuch enthält Gebete zu verschiedenen Gelegenheiten für das ganze Jahr.“

Die Ausstellung „Französische Kunst aus den Adelssammlungen“ ist in den Räumen des ehemaligen kaiserlichen Pferdestalls (Císařská konírna) auf der Prager Burg zu sehen, und zwar noch bis 23. Februar dieses Jahres.