„Festival Mitte Europa“ vereinigt seit 20 Jahren Böhmen, Bayern und Sachsen

Foto: Archiv des Festivals

Seit zwanzig Jahren ist es ein fester Punkt im Kulturkalender der Sommermonate: das deutsch-tschechische grenzüberschreitende „Festival Mitte Europa“ / „Festival uprostřed Evropy“. Am kommenden Sonntag wird der neue Jahrgang des Musikfests eröffnet, diesmal in der westböhmischen Stadt Cheb / Eger.

Foto: Archiv des Festivals
In den nächsten sieben Wochen verbindet ein Logo gleich 65 Orte in Böhmen, Bayern und Sachsen miteinander: Das Logo besteht aus einem Engelskopf und einer Spirale. An den Orten finden sowohl Konzerte, als auch Ausstellungen, Workshops und weitere Events des „Festivals Mitte Europa“ statt. Zahlreiche Musikfeste beleben im Sommer Städte, Burgen, Schlösser und weitere Orte des Landes. Was für das „Festival Mitte Europa“ einzigartig ist, sagt sein Begründer und künstlerischer Leiter, Thomas Thomaschke:

„Es ist einmal die Region, weil es in der Grenzregion stattfindet. Diese wird historisch als mitteleuropäischer Kulturraum bezeichnet. Durch die Ereignisse im vorigen Jahrhundert und die politischen Ereignisse ist dieser Raum eigentlich aus dem Bewusstsein weitgehend verschwunden. Die Idee dieses Festivals besteht darin, diesen Raum, diese Wurzeln wieder ein bisschen sichtbar zu machen oder neu zu entdecken. Es ging uns nach dem Fall der Mauer und des Eisernen Vorhangs nicht darum, ein Festival zu schaffen, sondern wir wollten in einer Bürgerinitiative beitragen, dass die Region sich öffnet, dass die Leute wieder in die Region kommen und dass man bestimmte Dinge als Motor tut.“



Foto: Archiv des Festivals
Gespielt und gesungen wird in sakralen Räumen, aber auch in einer Scheune oder in einem Bergwerksstollen im Erzgebirge. In der zwanzigjährigen Geschichte des Festivals wurden zahlreiche Orte und Räume neu entdeckt beziehungsweise renoviert. Dies gilt auch für das Eröffnungskonzert, das am Sonntag in der Kirche Mariä Verkündigung im westböhmischen Cheb / Eger stattfindet. Die Dresdner Kapellknaben singen dort unter der Leitung von Matthias Liebich. Thomas Thomaschke:

Foto: Archiv des Festivals
„Ich denke, wenn man die Räume vor Augen hat, denkt man immer an ganz bestimmte Dinge. Die kaputte Kirche beim Eröffnungskonzert in Eger sieht – auch wenn sie jetzt ein Dach und Fenster hat – wirklich immer noch ein wenig aus, als wenn die Bombe gerade gefallen wäre. Als wir in dieser Kirche zum ersten Mal waren, betraten wir die Katakomben, und da lagen noch die Skelette mit Reichstalern. Es war unvorstellbar. Wenn jetzt junge Knaben dort singen, entsteht vielleicht auch ein Gedanken: Wie konnte es überhaupt zu der Verunstaltung dieses Raumes kommen?“

Eine Idee des Programms ist traditionell der deutsch-tschechische Kulturaustausch, deswegen treten tschechische Künstler in Deutschland und deutsche Künstler in Tschechien auf.

Den größten Anteil im Programm nehmen Konzerte ein. Die Festivalkonzerte sind in mehrere Reihen aufgeteilt: So führt die „Brücke zwischen Tradition und Moderne“ die Besucher zu historischen und modernen Produktionsstätten. Die Reihe „Genius loci“ gilt dem künstlerischen Schaffen der Deutsch-Böhmen sowie der vom Naziregime verfolgten jüdischen Komponisten. Im „Jungen Forum“ bekommen junge Musiker die Gelegenheit, sich zu präsentieren, und die Reihe „Glockenspiel“ bietet Veranstaltungen für Kinder.

Das 21. „Festival Mitte Europa“ findet vom 10. Juni bis Ende Juli statt. Abgeschlossen wird es mit einem Konzert des tschechischen Suk-Kammerorchesters am 29. Juli in Reichenbach im Vogtland. Nähere Informationen finden Sie im Internet unter www.festival-mitte-europa.com.