Älteste Loretto-Kapelle in Böhmen: Kloster Hájek bei Prag
Das Franziskanerkloster Hájek / Waldl liegt nur etwa 15 Kilometer westlich von Prag entfernt. Vor allem in der Barockzeit war es ein beliebtes Ziel vieler Pilger. Seit den 1990er Jahren bemühen sich die Franziskaner aus Prag, das verfallene Klosterareal zu sanieren und es wenigstens während der Sommerzeit wieder zu nutzen.
„Diese Schwarze Madonna ist Teil eines herrlichen Barockaltars, der hier derzeit noch nicht wieder steht. Diese Statue haben die Žďárskýs im 17. Jahrhundert aus Italien mitgebracht, sie haben sie in Loreto fertigen lassen. Ich habe gelesen, dass die Casa Sancta in Loreto Anfang des 20. Jahrhunderts durch einen Brand beschädigt wurde. Dem Brand fiel angeblich auch die dortige Madonna zu Opfer. Hier in Hájek ist eine Madonna aus Loreto erhalten geblieben.“
„Diese kleinen Kapellen wurden damals sehr einfach gestaltet. Heute sind nur noch elf Original-Kapellen erhalten. In der oberen Hälfte jeder Kapelle befand sich ursprünglich eine Freske, auf der ein Ereignis aus dem Leben von Jungfrau Maria dargestellt wurde. In der unteren Hälfte gab es ein Bild aus dem Leben des heiligen Franziskus von Assisi. Die Pilger blieben vor jeder Kapelle stehen und beteten. Die Kapellen, die den Weg nach Hájek säumen, gehören nicht dem Franziskanerorden, sondern den Gemeinden, auf deren Gebiet sie stehen. Einige der Gemeinden kümmern sich sehr gut um die Barockkapellen. Auch wenn die Fresken nicht mehr erhalten geblieben sind, wurden die Kapellen in Stand gesetzt.“
Die Prager Pilger sind zu Beginn ihrer Pilgerfahrt meist festlich gekleidet und mit Gesang zum Strahov-Kloster gegangen. Dort zogen sich die Teilnehmer der Pilgerprozession um und zogen in Alltagskleidung am Kloster am Weißen Berg vorbei bis nach Hájek. Nach dem Gebet bei der letzten Kapelle vor dem Kloster zogen sich die Pilger meist wieder um. Festlich gekleidet betraten sie dann das Kloster Hájek, wo sie von den Franziskanern begrüßt wurden. Die Pilger verbrachten die Nacht üblicherweise in den Kreuzgängen des Klosters. Am nächsten Tag verabschiedeten sie sich nach einer Festmesse und der Predigt, und kehrten wieder zurück.
Im Jahre 1950 wurde das Kloster Hájek wie viele andere Klöster in der Tschechoslowakei in ein Internierungslager für Geistliche verwandelt. Drei Jahre lang diente das Areal als Gefängnis und Arbeitslager für Mitglieder verschiedener Kirchenorden. Ab 1953 nutzte die Armee die Klosterräumlichkeiten. Jan Maria Vianney Dohnal:
„Wir haben bereits ein wenig über diese Zeit in Hájek herausfinden können. Ansonsten sind die 37 Jahre während des Kommunismus in der Geschichte des Klosterareals ein geheim gehaltenes Kapitel. Niemand der früheren Armeeangehörigen, die hier damals stationiert waren, ist bereit, darüber zu erzählen. 1991 wurde das Kloster stark beschädigt an den Franziskanerorden zurückgegeben. Der Orden hatte damals wenige Mitglieder, und so war es in den ersten Jahren unmöglich, sich um eine Sanierung zu kümmern. Erst nach einigen Jahren fingen wir damit an. Zuerst mussten wir viel Beton und Gerümpel aus den Räumlichkeiten entfernen. Dann begannen wir mit einer Dachreparatur. Voriges Jahr wurde im Kreuzgang ein Altar aufgestellt, um hier Messen für die Pilger lesen zu können. Die kleine Loretto-Kapelle reicht nämlich nicht mehr aus. Am 1. Mai haben wir sozusagen die Pilgersaison eröffnet. Es werden hier während der Sommermonate etwa 14 Gottesdienste für die Pilger zelebriert. Zudem werden hier gelegentlich auch Messen für verschiedene Gruppen von Gläubigen gelesen, die hierherkommen, um bei den Sanierungsarbeiten zu helfen. Ich meine, dass Hájek ein von Gebeten erfüllter Ort ist. Die 350 Jahre, in denen hier die Ordensbrüder lebten, kann man nicht auslöschen.“ Das Kloster Hájek ist am einfachsten von der Bushaltestelle in der Gemeinde Červený Újezd zu erreichen. Oder man kann aus Prag auch mit der Bahn nach Jeneč reisen, von dort ist Hájek nur etwa drei Kilometer entfernt. Passionierte Pilger können auch vollständig zu Fuß von Prag nach Hájek gehen. Mehr Informationen über das Kloster finden Sie auf www.hajek.ofm.cz.