Regierung plant höhere Mehrwertsteuer und Stopp der Rentenanpassung
Die tschechische Regierung sorgt sich wieder einmal um den Haushalt. Nun sollen zwei Sparmaßnahmen dazu beitragen, dass das Haushaltsdefizit in den nächsten zwei Jahren unter drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts bleibt: eine weitere Erhöhung der Mehrwertsteuer sowie eine Beschränkung der Rentenanpassung. Darauf haben sich die Minister der wirtschaftlichen Ressorts am Montag geeinigt. Für das laufende Jahr 2012 wurden bereits Kürzungen bei den Ausgaben beschlossen.
„Die erste Maßnahme betrifft die Einnahmenseite. Hier planen wir eine Erhöhung des Mehrwertsteuersatzes, wobei es mehrere Varianten zu beurteilen und einen Kompromiss zu finden gilt. Ziel ist es, durch diese Maßnahme die Einnahmen um 18 bis 20 Milliarden Kronen zu erhöhen.“
Die zweite geplante Maßnahme betrifft die Ausgabenseite.
„Es wird über Änderungen bei der Rentenanpassung debattiert. Das Finanzministerium hat eine Möglichkeit vorgelegt, den Rentenanstieg einstweilig für zwei bis drei Jahre auszusetzen. Es ist eine der Varianten, es wurden aber auch andere angedeutet.“
Obwohl die Demokratische Bürgerpartei (ODS) die Steuerprogression im Prinzip ablehnt, ist sie jetzt im Gegenzug zu Diskussionen darüber bereit, wie man den Steuersatz abhängig vom Einkommen erhöhen könne, und zwar für den Zeitraum von zwei bis drei Jahren. Premier Nečas:„In Bezug auf die generelle gesellschaftliche Solidarität halte ich die Diskussion über eine stärkere Steuerprogression für völlig legitim. Man kann zum Beispiel die Einführung eines zweiten Satzes für die Einkommenssteuer bei natürlichen Personen erwägen.“
Dabei würde es sich um eine politische Geste des Zusammenhalts handeln, die nur geringe Auswirkungen auf die Staatskasse haben würde, betont der Regierungschef. Seinen Standpunkt unterstützt auch Finanzminister Kalousek:„Im Moment ließe es sich nicht rechtfertigen, wenn eine Bevölkerungsgruppe von den Sparmaßnahmen ausgenommen worden wäre.“
Die am Montag vorgestellten Pläne wurden sofort von der Opposition kritisiert. Auch der kleinste Koalitionspartner, die Partei der Öffentlichen Angelegenheiten (VV), gab bekannt, dass sie nur einige der Haushaltsänderungen unterstütze. Laut Parteichef Radek John sei die Aussetzung der Rentenanpassung für die VV-Partei unakzeptabel.
Außer den Sparmaßnahmen hat das Kabinett vor, mehrere das Wirtschaftswachstum fördernde Maßnahmen vorzubereiten. Die Regierung will eine effektivere Nutzung von EU-Geldern unterstützen, den Export fördern und die Bürokratie für kleine und mittlere Firmen beschränken.