Ein weltberühmtes und ein vergessenes Konzert: Tomáš Jamník spielt das Cello-Werk Dvořáks
Im Gebäude des Tschechischen Rundfunks fand in der vergangenen Woche eine Feier statt. So wurde eine Doppel-CD präsentiert, auf der das komplette Werk für Violoncello und Orchester von Antonín Dvořák zu hören ist.
„Am schwersten war eindeutig das Konzert in h-Moll, weil ich weiß, dass es für mich für lange Zeit die einzige Gelegenheit sein wird, das Konzert aufzunehmen. Ich musste an dieses Konzert mit großer Verantwortung herantreten, damit ich mich für diese Aufnahme später nicht schämen muss.“
Nur wenige Leute wissen, dass Dvořák vor dem weltbekannten Konzert h-moll in der Jugend noch ein Cello-Konzert komponiert hat: das Konzert in A-Dur, das in Vergessenheit geraten ist. Das fast einstündige Frühwerk wurde für die Aufnahme gekürzt und für eine Orchesterbesetzung umgestaltet.„Ich habe großes Glück gehabt, dass ich mich mit diesem Konzert genau in dem Alter beschäftigt habe, in dem es Dvořák komponiert hat – also mit 24 Jahren. Ich habe es so verstanden, dass er damals vor Ideen nur so sprudelte und an den Gesamtbau der Komposition nicht so sehr dachte, sondern sich von der Musik hinreißen ließ. Man hört darin auch zahlreiche Inspirationen durch andere Komponisten. Ich habe also keine Angst gehabt, ich habe mich versucht zu entspannen und mich in Dvořáks Alter einzufühlen.“
Tomáš Jamník ist einer der erfolgreichsten tschechischen Cello-Virtuosen der Gegenwart. Er hat erfolgreich an zahlreichen Wettbewerben im In- und Ausland teilgenommen. Seinen bisher größten Erfolg feierte er 2006, als er Sieger des internationalen Musikwettbewerbs Prager Frühling wurde. Nach dem Studium in Prag studierte er an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig sowie an der Universität der Künste in Berlin. Seit September 2010 ist er Stipendiat an der Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker.„Die Berliner Philharmonie hat eine Akademie, sozusagen eine Schule für junge Musiker, die beiden Seiten Vorteile bringt. Den jungen Musikern bietet sie die Gelegenheit, mit den besten Künstlern und Dirigenten der Welt auf Konzertbühnen zu spielen; und für das Orchester besteht der Nutzen darin, dass es die jungen Interpreten beobachten und aussuchen kann. Die Statistik sagt, dass zum Beispiel alle Cellisten, die ins Orchester in der letzten Zeit aufgenommen wurden, Mitglieder der Akademie waren.“Sololaufbahn, die Mitwirkung in einem Kammerensemble sowie das Orchesterspiel: Tomáš Jamník hat all dies bereits ausprobiert. Mit dieser Erfahrung sieht er seine Zukunft klar:
„Am nächsten liegt mir bestimmt das Solo-Spiel, zu dem ich seit jeher hingeführt wurde. Ich habe Momente im Leben gehabt, in denen ich mich fragte, ob ich das schaffen kann, ob ich etwas habe, was ich anderen Leuten übergeben kann. Und diese Momente, es waren Wettbewerbe und ähnliche Gelegenheiten, haben mir bestätigt, dass ich mich dem Solospiel widmen kann. Das Kammerspiel sowie die Mitwirkung in einem Orchester betrachte ich als eine absolut unentbehrliche Ergänzung, um den Horizont zu erweitern. Im Orchester lerne ich zum Beispiel zum ersten Mal Mahlers Symphonien sozusagen von innen kennen, was sonst nicht möglich gewesen wäre.“