In Prag wurde gegen Antisemitismus demonstriert
Die Zahl der antijüdischen Ausschreitungen und Angriffe auf jüdische Institutionen ist im vergangenen Jahr in Europa um 50 Prozent gestiegen. In Tschechien ist jedoch vor allem dank der Tradition aus der Ersten Republik der Antisemitismus kaum verwurzelt. Trotzdem initiierten auch dieses Jahr einige christliche und jüdische Organisationen bereits zum siebten Mal im Prager Waldstein-Garten eine Versammlung gegen Antisemitismus.
Der Vorsitzende der Föderation der jüdischen Gemeinden, Tomáš Kraus, zog eine Bilanz antisemitischer Taten in Tschechien im vergangenen Jahr. Es seien einige Verwüstungen auf jüdischen Friedhöfen verzeichnet worden und zudem gebe es Webseiten mit antisemitischem Inhalt, so Kraus. Er zeigte sich aber optimistisch:
„Die Lage ist gar nicht so schlecht. Die Zahlen antijüdischer Taten und Äußerungen sind 2009 ungefähr auf demselben Niveau gewesen wie zuvor. In einigen Bereichen liegen die Zahlen sogar niedriger. Im Grunde kann man sagen, dass die tschechische Gesellschaft nicht antisemitisch ist.“Und dies stehe im Unterschied zu vielen anderen Ländern Europas, wie der britische Journalist Tom Gross feststellte. Er befasst sich mit der Analyse der Medien, vor allem in Großbritannien und in Frankreich. Immer wieder stoße er dabei auf antijüdische oder antizionistische Karikaturen oder Beiträge, so Gross.
„Nicht jeder, der antisemitische Karikaturen zeichnet oder Reportagen mit antisemitischen Passagen macht, will selbst Juden zu nahe treten. Aber solche Bilder in den Medien schaffen eine Atmosphäre, die gefährlich ist, so wie wir es aus der Geschichte kennen.“Auch wenn Tschechien den Worten des Journalisten nach immer noch eine eher Juden- und Israel-freundliche Insel in Europa ist, sei es wichtig, rechtzeitig zu reagieren. Dies meint einer der Initiatoren der Versammlung, Mojmír Kallus von der Internationalen Botschaft Jerusalem (ICEJ):
„Ich mache mir keine Illusionen, wenn ich die Entwicklung im Westen sehe - den zunehmenden Antisemitismus, insbesondere in der Form von Antizionismus. Ich meine, dass dies früher oder später auch hierher kommt. Wir wollen eine seriöse Debatte rechtzeitig führen, sodass die Leute vorbereitet sind und wissen, wie sie sich gegen diese Propaganda innerlich wehren können.“