Gold. Goldig. Prag – Aber warum eigentlich?
Tausende Touristen strömen jeden Tag durch die Straßen Prags und werden dabei von Fremdenführern aufgeklärt. Theoretisch müssten sich die Touristen also ganz gut mit der Geschichte der Stadt auskennen. Wie viel Prag-Wissen deutschsprachige Touristen tatsächlich haben, hat Victoria Graul getestet.
Olympisches Gold, Schwarz-Rot-Gold, weißes Gold, schwarzes Gold und Hüftgold. Gold verschönert viele Begriffe. Die tschechische Hauptstadt Prag weiß sich auch mit Gold zu schmücken. Als „Goldene Stadt“ lockt sie Tag für Tag Touristen an. Wissen die Touristen, warum sich Prag als „Goldene Stadt“ bezeichnet?
„Nein, wissen wir nicht. Keine Ahnung…äh…nein, das weiß ich nicht…äh…Ich habe es zwar gelesen in einem Reiseführer, aber ich weiß es trotzdem nicht…mmh…Oh je, ich habe wirklich keine Ahnung. Also ich weiß echt nicht warum…äh ja, und dann wären wir schon durch, jetzt erst einmal.“Die Antworten der Touristen legen wir lieber nicht auf die Goldwaage. Jetzt mal ernsthaft, die Bezeichnung „Goldene Stadt“ Prag hat doch jeder zweifelsohne schon gehört.
„Die goldene Stadt bedeutet, dass Prag ein Goldstück ist. Es ist eine der schönsten Städte der Welt, abgesehen von Paris…äh ja, und dann wären wir schon durch, jetzt erst einmal.“
Prag wäre also mit Paris aufzuwiegen? Interessant. Und was genau macht Prag jetzt so goldig?„Diese Jugendstilviertel, ja, was noch? ...viel Wasser, ist ja sehr groß hier die Moldau…und natürlich die gute Küche…viele antike Häuser… äh, und dann wären wir schon durch, jetzt erst einmal.“
Der tschechische Herd ist Goldes wert. Aber das führt uns trotzdem nicht auf den Pfad der Erleuchtung. Weshalb also, um Himmels Willen, heißt Prag „Goldene Stadt“?
„Hm ja, ich bin ein bisschen historisch interessiert und deshalb habe ich da so ein kleines Hintergrundwissen. Ich glaube, das war zur Zeit Rudolfs II. oder wie dieser ‚Böhmenkönig’ hieß oder vielleicht auch Karl IV. Da hat man einmal die Dächer mit Blech oder irgendwas angepinselt und da hat das so golden ausgesehen.“
Goldrichtig. Fast. Ein bisschen müssen wir da aber noch ordnen. Dabei hilft der Prager Informationsdienst. Laut Helena Veselá hat die Bezeichnung „Goldene Stadt“ Prag zwei Ursprünge:„Der Ausdruck ‚Goldene Stadt’ Prag kann aus der Zeit des böhmischen Königs und des deutschen Kaisers Karl IV. kommen, als die Türme der Prager Burg vergoldet wurden. Dadurch hat die Stadt bei Sonnenschein wohl wie aus Gold ausgesehen. Eine weitere Theorie besagt, dass die Stadt dieses Attribut in der Zeit Rudolfs II. bekommen hat, der Alchemisten gefördert hat bei dem Versuch Gold künstlich herzustellen.“
Der dritte Ursprung schließlich, weshalb sich Prag als „Goldene Stadt“ bezeichnet, geht zurück in das späte 19. Jahrhundert, als sich das tschechische Nationalbewusstsein ausformte. 1882 hat nämlich der damalige Prager Bürgermeister Tomaš Černý die Stadt als „slawisch“ und „golden“ beschrieben.
„Äh ja, und dann wären wir schon durch…ganz klasse.“