Zauberei in der Turnhalle – ein deutsch-tschechisches Zirkusprojekt in Prag
Es sind keine zwei Wochen mehr, dann beginnen in Tschechien die Sommerferien. Zeit für etwas schulischen Schongang also. In der Grundschule K Miličovu im Prager Stadtteil Háje gab es statt Filmvorführung oder Ratespielen kurz vor den Ferien noch einen besonderen Besuch: die Zirkustruppe vom Kinder-Mitmach-Zirkus Willibald aus Hamburg. Eine Woche lang haben deutsche und tschechische Kinder zwischen 6 und 14 Jahren gemeinsam ein Zirkusprogramm auf die Beine gestellt. Am Freitag führten sie ihre Zirkusgala in der Turnhalle der Grundschule vor.
Der Zirkus Willibald kommt aus Hamburg. Den Kinder-Mitmach-Zirkus gibt es dort schon seit 15 Jahren. Viele der Kinder und Jugendlichen, die dabei mitmachen, haben einen Migrations-Hintergrund. Schon häufig ist die Zirkustruppe in Deutschland herumgefahren, um mit anderen Gleichaltrigen zu arbeiten. Jetzt kamen sie nach Prag, im Rahmen des Projekts „Von Jugendlichen für Jugendliche“. Projektleiterin ist Ursula Schulz:
„Wir haben letztes Jahr mit der Projektreihe ´Von Jugendlichen für Jugendliche´ begonnen. Und im Rahmen der Städtepartnerschaft Hamburg-Prag wollen wir die Jugendlichen enger verbinden, indem sie etwas Gelerntes, etwas Einstudiertes in der Partnerstadt vorführen können.“
Ob Seilspringen, Einradfahren oder Zaubern - beim Zirkus Willibald konnte sich jedes Kind genau das aussuchen, was ihm Spaß macht.
„Ich bin Jan Kern, bin sieben Jahre alt und ich habe im Zirkus vorgestellt und gezaubert.“
Jan ist halb Deutscher und halb Tscheche und spricht deswegen Deutsch und Tschechisch. Er hat häufig für seine Freunde übersetzt. Nach Schwierigkeiten am Anfang war die Sprache letztlich aber kein großes Problem mehr. Zirkusdirektor Wilhelm Kelber- Bretz erklärt, woran es lag.
„Wir haben ja grade auch Zirkus ausgewählt als Projekt, weil Zirkus Bewegung ist und Bewegung läuft häufig eben ohne Sprache.“
Außerdem lernen alle tschechischen Kinder, die beim Zirkus mitgemacht haben, Deutsch als erste Fremdsprache. Wenn die Sprachkenntnisse mal nicht ausreichten, haben sich Akrobaten, Clowns und Seilspringer eben anders verständigt. Sie haben sich zum Beispiel ganz viele Dinge einfach gezeigt, wie Wilhelm Kelber- Bretz sagt.
„Es geht ja auch darum, zu zeigen, zu probieren. Es hat allen Spaß gemacht und wir würden das natürlich gerne in den nächsten Jahren fortsetzen.“
Eine Fortsetzung des Projekts wird auf alle Fälle ins Auge gefasst. Wenn alles klappt, macht sich schon nächstes Jahr Prager Zirkusnachwuchs auf den Weg nach Hamburg, für eine neue Zirkusgala.