Woche der Diplomatie: Tschechische Schüler zum Schwatz beim deutschen Botschafter

Woche der Diplomatie in der deutschen Botschaft in Prag
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Am Freitag geht in Tschechien die Woche der Diplomatie zu Ende. Diese Aktion sollte bei den jungen Menschen im Land das Interesse für den auswärtigen Dienst und die internationale Verständigung wecken. Wir haben eine Schulklasse bei ihrem Besuch in der deutschen Botschaft in Prag begleitet.

Woche der Diplomatie in der deutschen Botschaft in Prag | Foto: Daniela Honigmann,  Radio Prague International

In routiniertem Englisch begrüßt Andreas Künne rund 15 junge Erwachsene in einem der Räume voller historischer Wandmalereien im Lobkowicz-Palais. Die Abiturienten der Prager Fachschule für internationale und öffentliche Beziehungen hatten am Donnerstag die Gelegenheit, den deutschen Botschafter in seiner Residenz zu besuchen. Und da Fremdsprachenkenntnisse unabdinglich sind im Bereich der Diplomatie, diskutierten die Schülerinnen und Schüler in ebenso flüssigem Englisch mit Künne. Ihre Fragen drehten sich um die zukünftige Außenpolitik der neuen deutschen Bundesregierung, die angeblichen und tatsächlichen Probleme von Zuwanderung oder auch die Zollpolitik der US-amerikanischen Regierung.

Es war nur eines von zahlreichen Treffen junger Menschen mit Vertretern des auswärtigen Dienstes, die das Außenministerium in ganz Tschechien bei der Woche der Diplomatie organisiert hatte. Für die Fachschüler war der Besuch im Lobkowicz-Palais eine passende Ergänzung zu ihrem Unterrichtsalltag. Der 17-jährige Sebastian etwa war nach eigener Aussage schon in mehreren Botschaften im In- und Ausland. Und worin besteht für ihn der Sinn von Diplomatie?

„Den sehe ich darin, dass Konflikte gelöst werden können zwischen Staaten oder zwischen den Bewohnern verschiedener Länder. Es lassen sich auch die Ökonomien oder die Meinungen dieser Staaten in Verbindung bringen. So können alle Konflikte geregelt werden, damit keine Kriege entstehen oder andere Schäden verursacht werden.“

Woche der Diplomatie in der deutschen Botschaft in Prag | Foto: Daniela Honigmann,  Radio Prague International

Er selbst sehe seine berufliche Zukunft allerdings nicht im Bereich der Diplomatie, räumt Sebastian ein und sagt, dass er Jura studieren wolle. Dies sei bei den meisten seiner Mitschülerinnen und Mitschüler ähnlich, sagt die Deutschlehrerin Eliška Nováková. Dank der thematischen Ausrichtung ihrer Schule hätten sie die internationale Kommunikation aber genau im Blick. Die aktuellen Verschiebungen in der Weltpolitik würden sich aber nicht auf die persönlichen Wahrnehmungen von Diplomatie auswirken, so die Pädagogin:

„Die Schüler interessieren sich sehr für Politik. Aber ob sich etwas verändert? Ich würde sagen, nein. Sie sind schon interessiert, und sie wissen sehr viel über Politik. Aber sie wollen dann nicht wirklich Diplomatie studieren, sondern eher Politologie und Sozialwissenschaften. Aber dafür ist Diplomatie natürlich auch sehr wichtig.“

Die 19-jährige Kristýna bestätigt das:

„Diplomatie ist nicht ganz mein Schwerpunkt. Aber jede Institution, wie etwa eine Botschaft, braucht ja auch Leute zum Beispiel in der Presseabteilung. Also wird sich für mich immer eine Arbeit finden. Diplomatie ist wichtig bei der Etablierung von Beziehungen zwischen den einzelnen Ländern. Gerade jetzt sehen wir, wie sich die Verhältnisse verschlechtern, sei es mit den USA, mit China oder Russland. Wir brauchen aber einfach gute Beziehungen. Denn man weiß nie, wann sie einem zugutekommen.“

Woche der Diplomatie in der deutschen Botschaft in Prag | Foto: Daniela Honigmann,  Radio Prague International

An den guten Beziehungen Deutschlands zu anderen Staaten der Welt arbeitet Andreas Künne schon seit 32 Jahren mit. Wie er in dem lockeren Gespräch am Donnerstag berichtete, habe er während dieser ganzen Zeit nur etwa an fünf Tagen Zweifel an seiner Berufswahl verspürt. Die jungen Besucher erfuhren auf Nachfrage außerdem, dass Künne anstatt Rammstein oder Karel Gott lieber klassische Musik und Jazz hört. Und der Diplomat räumte zudem ein, dass man als Botschafter eine ausgewogene Work-Life-Balance eigentlich vergessen könne.

Das schreckt den 17-jährigen Matouš aber nicht davon ab, eine Karriere im auswärtigen Dienst zu erwägen. Von dem Gespräch mit Künne gab sich der Schüler angetan:

„Es hat mich überrascht, dass er einfach wie ein prima Mensch wirkt. Trotz seiner Arbeit, in der die meisten ihn als Botschafter, also als ernsten Menschen in einer hohen Position sehen, habe ich das Gefühl, dass man mit ihm – wenn ich das so einfach sagen darf – ziemlich gut quatschen kann. Es war ein super Erlebnis. Ich glaube, viele Leute würden sich mit dem Botschafter gut verstehen. Und es war zu erkennen, dass hier auch einfach nur Menschen arbeiten, mit denen man sich normal unterhalten kann.“

Woche der Diplomatie in der deutschen Botschaft in Prag | Foto: Daniela Honigmann,  Radio Prague International