Non-verbale Kommunikation - Tschechische Politiker beherrschen sie

Miroslav Kalousek (Foto: CT24)

Am 1. Januar übernimmt Tschechien die EU-Ratspräsidentschaft. Das ist ein Grund Ihnen die Politiker, mit denen es Europa dann zu tun bekommt, mal von einer anderen Seite als üblich vorzustellen. Patrick Gschwend übernimmt das in unserem Radio-Feuilleton.

David Rath  (Foto: ČTK)
„Herr Minister, dass Sie herumlaufen ist das lebende Beispiel dafür, dass unser Gesundheitssystem sich nicht ausreichend um Geisteskranke kümmert.“

Das sagte kurz vor Weihnachten der sozialdemokratische Abgeordnete David Rath zu Finanzminister Miroslav Kalousek. Als Antwort folgte der ausgestreckte Mittelfinger des Herrn Ministers. Und nach der üblichen Aufregung über die vulgäre Geste folgte ein Rechtfertigungsversuch. Er habe doch Rath gegenüber nur mahnend den Zeigefinger heben wollen. Non-verbale Kommunikation eben. Das sollte heißen „Du, du, du!“

David Rath selbst ist auch kein Kind von Traurigkeit. Im Mai 2006 behauptete der damalige Gesundheitsminister über einen politischen Gegenspieler, der hätte seine Frau für Geld geheiratet. Wenige Tage später lieferten sich die beiden Politiker dann vor laufenden Fernsehkameras eine Schlägerei.

Dass er ordentlich zulangen kann, bewies Ende Oktober auch Premierminister Mirek Topolánek. Die rechte Gesichtshälte eines Fotografen vom Boulevard-Blatt Blesk bekam die linke Faust von 1,93-Mann Topolánek zu spüren. Die linke Gesichtshälfte des Fotografen nahm daraufhin Tuchfühlung mit der nebenstehenden Hauswand auf. Autsch! Der Fotograf wollte Topoláneks Sohn im Kinderwagen fotografieren. Topolánek später gegenüber Journalisten: „Wenn das noch mal jemand versucht, passieren noch schlimmere Dinge.“ Noch mal Autsch!

Non-verbale Kommunikation à la Kalousek beherrscht Topolánek aber auch. Im Februar 2007 zeigte er seinen Mittelfinger ins Abgeordnetenhaus und in die zahlreichen Foto- und Fernsehkameras. Topolánek dazu später: Er habe doch nur dem hereinkommenden Finanzminister Kalousek anzeigen wollen: „Du bist die Nummer eins!“ Aha! Über Eineinhalb Jahre hat es gedauert, bis Kalousek von seinem Kabinettschef die non-verbale Kommunikation gelernt hat.

Mal schauen ob die Staats- und Regierungschefs der EU genauso lernfähig sind. Topolánek muss sich aber beeilen, ihnen das Wichtigste beizubringen. Er wird nur ein halbes Jahr ihr Lehrer sein. Als EU-Ratsvorsitzender ab dem 1. Januar.