Tschechische Kardiologie feiert neuen Erfolg

Vor einer Woche berichteten tschechische Medien über eine Herzoperation, die hierzulande zum ersten Mal durchgeführt wurde. Im Prager Herzzentrum Ikem wurde zwei Patientinnen eine künstliche Herzklappe auf „revolutionäre“ Weise implantiert, nämlich ohne die übliche Öffnung des Brustkorbs und des Herzens. Jitka Mláková hat sich direkt vor Ort beim Chefarzt der Abteilung für interventionelle Medizin des Kardiologischen Zentrums Ikem und dem Leiter des Operationsteams, Michael Želízko, erkundigt.

Einmalig, einzigartig – so und ähnlich wurde über die Operation berichtet, mit der die tschechische Kardiologie wieder einen Schritt nach vorne gemacht hat. Bei den zwei Operierten wurde zum ersten Mal die Herzkathetermethode angewandt. Ihre verengten Herzaorten wurden zunächst durch die so genannte Ballondelatation erweitert. Anschließend wurde mit einem Katheter die künstliche Herzklappe positioniert. Doktor Michael Želízko sagte uns, wie lange man sich auf diesen Eingriff vorbereitet hat:

„Unser Team musste sich auf die Operation ein halbes Jahr vorbereiten. Wir mussten eine ganze Reihe von Schulungen absolvieren, darunter auch im Ausland, konkret in Österreich. Dort waren wir in Herzkatheterlabors bei etlichen OPs. Man kann sagen, dass diese Methode derzeit weltweit nur in 20 Ländern angewandt wird. Es geht um eine Spitzenoperation und zugleich auch um eine Prestigeleistung im Bereich der Kardiologie. Die Herzzentren werden daher sehr sorgfältig ausgewählt, um diese Art von Operationen durchführen zu können. Sie müssen eine Reihe von Kriterien erfüllen.“

Mit der erwähnten Premierenoperation wurde dieses – wie es in der medizinischen Fachsprache heißt – minimal invasive OP-Verfahren im Prager IKEM-Kardiozentrum erfolgreich eingeführt. In Zukunft rechnet man mit 20-30 dieser OPs im Jahr. Entspricht diese Zahl internationalen Standards?

„Da spielen mehrere Faktoren eine bedeutende Rolle. An erster Stelle ist es die Frage der Indikation, also welcher herzkranke Patient überhaupt für diese Operation geeignet ist. Die neue Methode soll gegenwärtig kein Ersatz für das standardmäßige chirurgische OP-Verfahren sein. An den Operationsindikationen für den Ersatz der Aortenherzklappe durch eine künstliche ändert sich nichts. Auf diesem Gebiet erreichen wir langfristig hervorragende Ergebnisse. Diese Methode zielt also auf Patienten ab, bei denen der chirurgische Eingriff ein extrem hohes Risiko bedeutet.“

Die operierten Frauen waren 78 beziehungsweise 88 Jahre alt. Kein Zufall. Auch künftig soll diese Herzoperation ohne Brustkorböffnung vor allem bei betagten Patienten vorgenommen werden. Michael Želízko:

„Unsere Patienten werden ganz bestimmt eher den höheren Alterskategorien angehören. Oberhalb der 70 - 75-Jahre-Altersgrenze wird unserer Meinung nach nur diese Methode bei den Patienten mit entsprechender Diagnose infrage kommen. Die ausländischen Erfahrungen zeigen ein Durchschnittsalter um die 80 Jahre.“

Die Operation dauerte bei jeder Patientin etwa zweieinhalb Stunden und wurde ohne Narkose durchgeführt. Beide Frauen konnten also jederzeit mit den Medizinern kommunizieren.