Warnende Zahlen: Tschechien verstärkt Aids-Prävention

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Mit brennenden Kerzen und Schweigemärschen haben am vergangenen Wochenende Menschen auf der ganzen Welt den Opfern der Immunschwächekrankheit Aids gedacht. 25 Jahre nach seiner Entdeckung ist das HIV-Virus gefährlicher als je zuvor – und das nicht nur in Dritte-Welt-Ländern. Das tschechische Gesundheitsministerium will daher Vorbeugung und Aufklärung verstärken.

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Mehr als 1100 HIV-Patienten verzeichnet das tschechische Gesundheitsamt derzeit - Tendenz steigend. Allein im letzten Jahr sind etwa 60 neue Fälle hinzugekommen. Bei knapp 300 HIV-Infizierten ist Aids bereits ausgebrochen. Und das sind nur die offiziellen Zahlen - die Dunkelziffer könnte Schätzungen zufolge das Zehnfache betragen. Ein Vierteljahrhundert nach der Entdeckung des HIV-Virus ist der anfängliche Aids-Schock durch die medizinischen Fortschritte verflogen. Auch in Tschechien hat sich eine neue Sorglosigkeit breit gemacht. Sie erleichtert es dem vermeintlichen Virus der Homosexuellen und Drogenabhängigen, den Schritt in die Mitte der Gesellschaft zu machen. Gesundheitsminister Tomáš Julínek setzt deshalb mit einer neuen Kampagne verstärkt auf Aufklärung. Für Miroslav Hlavatý von der tschechischen Aids-Hilfe ein Schritt in die richtige Richtung:

„Bis zum vergangenen Jahr haben wir vom Gesundheitsministerium nur eine wirklich geringe Unterstützung erhalten – etwa 550.000 Kronen, knapp 22.000 Euro also, davon aber ein Fünftel für Gehälter, und dazu nochmals umgerechnet 10.000 Euro für Prävention. Mit so wenig Geld kann man fast nichts machen. In diesem Jahr hat das Ministerium in seinem dem 20-Millionen-Budget für Aids-Forschung und Prävention größeren Wert auf Vorbeugung gelegt, und die tschechische Aids-Hilfe hat 2,8 Millionen Kronen bekommen. Damit lässt es sich schon besser atmen – das ist wirklich ein großer Fortschritt.“

Wichtigste Aufgabe ist es, die Betroffenen und Gefährdeten überhaupt dazu zu bringen, einen Arzt zu konsultieren – von der Straße oder aus dem Drogenmilieu ist der Weg in die Praxis oft sehr weit. Nur bei rechtzeitiger Diagnose lässt sich aber Hilfe leisten. Hier setzt ein Projekt der Hilfsorganisation „Hand for Help“ an. Mit einem Autobus, der als rollendes Arztzimmer ausgestattet ist, sollen Obdachlose und Drogenabhängige gleich vor Ort erreicht werden. Das Ziel: Hilfe zur Selbsthilfe, erklärt Projektleiter Jaromír Dolanský:

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„Unsere Klienten treibt nicht so sehr die Sorge um einen Platz zum Schlafen, um eine warme Mahlzeit oder das Geld für die dringendsten Bedürfnisse. Sie machen sich vielmehr Sorgen um ihre Gesundheit, denn ihr Selbsterhaltungstrieb ist noch intakt, und sie wissen: Wenn sie krank werden, dann kann sich ihre Situation rapide verschlechtern, und dann haben sie keine Möglichkeit mehr, sich selbst zu helfen.“

Der Praxis-Bus von „Hand for Help“ soll im ganzen Land zum Einsatz kommen. Diagnostiziert werden sollen nicht nur HIV-Ansteckungen, sondern auch andere hoch ansteckende Krankheiten wie Hepatitis und Tuberkulose.