In Tschechien mangelt es an Krankenschwestern

Foto: ČTK

Die Spitzenmedizin ist auch in Tschechien auf dem Vormarsch, obwohl etwas gebremst durch hohe Kosten. Doch nicht nur mit diesen hat das Ressort zu kämpfen. Es hat auch andere - zum Teil chronische - Probleme. Der Mangel an Krankenschwestern. Mit Geld hat aber auch das zu tun.

Foto: ČTK
Jedes Jahr schließen in Tschechien rund 5.000 junge Frauen die medizinischen Fachschulen mit dem Abitur ab. Zum Großteil suchen die frischgebackenen Krankenschwestern allerdings gar nicht eine Arbeit in ihrem Fachbereich. Und diejenigen, die ihren ersten Job doch in einem Krankenhaus antreten, hängen den Kittel bald wieder an den Nagel. Die Hauptursachen sind niedriges Gehalt, hohe Verantwortung, Stress und nicht zuletzt auch die Erkenntnis, dass der Krankenschwesterberuf keineswegs hohes Prestige in der Gesellschaft genießt. All diese Faktoren haben vor allem eines zur Folge – den mancherorts schon kritischen Mangel an Krankenschwestern im tschechischen Gesundheitswesen. Das gilt vor allem für Prag. Dana Jurásková, Präsidentin der Tschechischen Vereinigung der Krankenschwestern:

„Aufgrund einer Analyse haben wir festgestellt, dass in Prag etwa 500 Krankenschwestern vor allem in den großen Krankenhäusern fehlen. Besonders gefragt sind sie in den Kinderstationen und in den Fachbereichen Anästhesie, Reanimation und Intensivmedizin. Es mangelt aber auch an Krankenschwestern in vielen anderen Krankenhausstationen.“

Ein Kollaps der Prager Krankenhäuser drohe zwar nicht, behauptet Jurásková. Sie gesteht aber gleichzeitig, dass Krankenhäuser mit einem kritischen Mangel an Pflegepersonal einige Abteilungen schliessen müssen. Höhere Gehälter für die Krankenschwestern müssten also her. Eine Lösung der negativen Entwicklung im Gesundheitswesen sieht die Tschechische Vereinigung zum Beispiel auch in der Hilfe aus dem Ausland.

Außerhalb von Prag unterscheidet sich die Situation von Region zu Region. Krankenschwestern bräuchte man fast überall, insgesamt aber ist ihr Mangel nirgendwo so kritisch wie in Prag, wo der Arbeitsmarkt wesentlich mehr Beschäftigungsmöglichkeiten bietet. Im Krankenhaus im ostböhmischen Pardubice / Pardubitz fehlen derzeit insgesamt 50 Krankenschwestern. Auch sie sind aus demselben Grund – wenig Geld für schwere Arbeit - weggegangen. Einen besser bezahlten Job in anderen Bereichen zu finden ist nach Meinung der stellvertretenden Direktorin für Krankenpflege, Iva Kubátová, für diese Frauen nicht schwer:

„Sie sind sehr gut qualifiziert: mit guten Kommunikationsfähigkeiten, praktischen und anderen Erfahrungen aus ihrem Beruf. Daher sind sie flexibel, verfügen über ein erlerntes Entscheidungsvermögen und sind auch in anderen Arbeitsbereichen gefragt.“

Das tschechische Gesundheitswesen gleicht derzeit einem Schlachtfeld der Politiker, auf dem Kämpfe um alles Mögliche ausgetragen werden. Vom landesweiten Mangel an Krankenschwestern ist da aber keine Rede.