Tschechiens Fußball erhält neuen Schub, Nordische Ski-WM in Liberec einen Dämpfer
Die tschechischen Nachwuchsfußballer haben mit ihrem Auftreten bei der U 20-WM in Kanada, bei der sie bis ins Finale kamen, für einen kräftigen Farbtupfer in diesem wechselhaften Sommer gesorgt. Dieser Farbtupfer kann jedoch nicht das Pechschwarz der Tour de France und die grauen Gewitterwolken, die über Liberec, dem Austragungsort der Nordischen Ski-WM 2009 aufgezogen sind, übertünchen. Da ist der tschechische Sportfan schon mehr erfreut, dass hierzulande an diesem Wochenende die neue Saison um die nationale Fußball-Meisterschaft beginnt.
Die Tops und Flops der tschechischen Sportwoche
Auch im Sport schien das Sommerloch in Tschechien schon gähnende Langeweile hervorzurufen, da erklomm eine Fußballmannschaft - zunächst fast unbemerkt - auf einmal eine Sprosse nach der anderen auf der Leiter des Erfolgs. Und als die U 20-Auswahl dann nach den Senioren-Nationalmannschaften der Tschechoslowakei 1934 und 1962 vor eineinhalb Wochen als drittes Team im Trikot mit dem tschechischen Löwen auf der Brust in ein WM-Finale einzog, da brach zwischen Cheb / Eger und Trinec auf einmal wieder große Begeisterung aus. Erst recht, als TV-Reporter Petr Sveceny sowie Co-Kommentator und Erfolgstrainer Ivan Hasek in der 60. Minute des Finalspiels Tschechien gegen Argentinien diese Szene bejubeln durften:Jawohl, der technisch versierte Mittelstürmer Martin Fenin hatte in diesem Augenblick das 1:0 für die Rot-Weiß-Blauen erzielt und damit die Hoffnung genährt, dass die Jungtalente um Kapitän Jan Simunek die ersten Fußballer aus Böhmen und Mähren sein könnten, die einen WM-Pokal mit nach Hause bringen. Die favorisierten Argentinier aber legten nach dem Rückstand einen Gang zu und erzwangen noch bis zum Abpfiff die Wende zum 1:2. Auch in Toronto platzte also der Traum vom ersten WM-Gold für eine tschechische Elf, Ivan Hasek aber war bei der Siegerehrung des Lobes voll:
"Das was die Jungs bei der Weltmeisterschaft gezeigt haben, das war wirklich phantastisch. Hut ab vor allem davor, wie sie den langzeitigen Aufenthalt fernab der Heimat gemeistert haben. Wir waren 1986 nicht so lange bei der WM in Mexiko im Turnier, aber das Zusammenleben in der Gruppe hatte uns auch so gereicht. Und wenn ich jetzt auf diese Jungs schaue, sehe ich: Das ist ein ausgezeichnetes Kollektiv, und das war auch der Schlüssel zum Erfolg."Verloren auf ganzer Linie haben in den zurückliegenden Tagen hingegen die Tour de France und damit der internationale Radsport. Nicht nur, dass Tourfavoriten wie Alexander Winokurow des Dopings überführt, weitere Rennfahrer sich als Doping-Sünder geoutet haben und der zwischenzeitliche Tourleader Michael Rasmussen von seinem Rennstall suspendiert wurde, nein auch Tour-de-France-Gewinner Alberto Contador steht unter dem Verdacht, bei seinem Sieg mit unerlaubten Präparaten nachgeholfen zu haben. Vom deutschen Doping-Jäger Werner Franke wurde Contador deshalb offen angegriffen. Aber auch für den Chef der Exekutive des tschechischen Antidopingausschusses, Jan Chlumský, ist die Radsportszene inzwischen mehr als befremdlich geworden:
"Entweder sollen einige Methoden die unerlaubten Aufputschstoffe oder die illegalen Dopingmethoden irgendwie vertuschen, oder aber es wird bis an die Grenze des Machbaren riskiert, die Leistung mit Doping zu steigern. Wie zum Beispiel mit Blutdoping, das immer noch ziemlich schwer nachweisbar ist."Nicht nachgewiesen hat man bisher dem von seiner Funktion entbundenen Ex-Präsidenten des Organisationskomitees der Nordischen Skiweltmeisterschaft 2009 in Liberec, Roman Kumpost, Gelder veruntreut oder andere grobe Vergehen begangen zu haben. Dennoch wird der Wechsel von Kumpost zur ehemaligen Top-Skilangläuferin Katerina Neumannova von mehreren mit der WM-Vorbereitung betrauten Verantwortlichen begrüßt. So auch von Libor Stejskal, dem Leiter für den Skisprungbereich, der andererseits konstatieren musste:
"Ich bin froh, dass sich im Skisprungareal endlich wieder etwas tut. Nichtsdestotrotz werden die Arbeiten zwar erneut, aber mit großer Verspätung aufgenommen. In diesem Augenblick weiß ich bereits, dass wir nicht in der Lage sein werden, das Areal für ein Weltcupspringen im kommenden Winter fertig zu stellen. Ich glaube nicht daran, dass jemand das Areal in drei Monaten komplett erbauen kann."
Die SPORT- Reportage
An diesem Wochenende beginnt in Tschechien die neue Punktspielsaison in der höchsten Fußball-Spielklasse, der Gambrinus Liga. Wie immer hat die Mehrzahl der 16 Erstligavereine versucht, den jeweiligen Kader zu verstärken. Den dicksten Fisch hat dabei wohl Vizemeister Slavia Prag an Land gezogen. Denn mit Vladimir Smicer ist nicht nur ein gestandener Nationalspieler, sondern auch einer der UEFA Champions League-Sieger des Jahres 2005, als der FC Liverpool gewann, an seine alte Wirkungsstätte zurückgekehrt. Und der 34-jährige Mittelfeldspieler freut sich nicht nur auf den Beginn der neuen Saison, sondern auch auf das im Frühjahr 2008 hoffentlich fertig gestellte neue Slavia-Stadion:
"Ich bin sehr zufrieden, ja begeistert davon, wie das hier schon aussieht. Der Bau geht wirklich zügig voran und ich glaube, dass hier ein hervorragendes Stadion entstehen wird."
Und besonders freuen würde er sich, wenn das Stadion Ende März 2008 mit dem Heimspiel gegen den Erzrivalen Sparta Prag eingeweiht werden würde:
"Das wäre das Allerbeste, denn das Derby gegen Sparta ist das Spiel mit dem größten Prestige in der Liga. Und dann könnten die Sparta-Anhänger auch nicht mehr frozzeln, dass wir kein attraktives Stadion haben. Es wäre also herrlich, wenn wir Sparta zum Stadionauftakt begrüßen und dann auch gleich schlagen könnten."
Der Lokalrivale, Titelverteidiger und Rekordmeister des Landes, Sparta Prag, hat indes ganz andere Zielsetzungen in der neuen Saison. Clubchef Daniel Kretinsky formulierte sie wie folgt:
"Unser klares Ziel ist, uns für die Champions League zu qualifizieren. Außerdem wollen wir wieder Meister werden und auch im Landespokal erfolgreich abschneiden. Da es uns aber in der vergangenen Saison als ersten tschechischen Club seit der Trennung von der Slowakei gelungen ist, das Double zu gewinnen, wäre es wohl ein wenig unverfroren, den erneuten Gewinn von Pokal und Meisterschaft zur Pflicht zu machen. Wenn wir in der dritten Qualifikationsrunde zur Champions League auf einen übermächtigen Gegner treffen und an ihm scheitern sollten, stellen wir uns ein anderes Ziel. Und das heißt: Erreichen des Viertelfinales im UEFA Cup. Wenn wir aber weder die eine noch die andere Vorgabe erfüllen sollten, wäre das eine Enttäuschung für uns."Das letzte Testspiel und damit die Generalprobe auf die neue Saison hat Titelverteidiger Sparta Prag jedenfalls gut bestanden. Gegen den Aufsteiger zur 1. Fußball-Bundesliga, den FC Hansa Rostock, gewannen die Schützlinge von Trainer Michal Bilek am Sonntag vor eigener Kulisse relativ problemlos mit 2:0. Hansa-Kapitän Stefan "Paule" Beinlich, der wegen einer leichten Verletzung nicht auflief, schätzte die Partie anschließend so ein:
"Man hat gesehen, dass die Jungs müde sind. Wir haben zuletzt am Freitag gespielt und permanent hart durchtrainiert. Und dieser Unterschied zu Sparta war auch zu sehen. Die Prager haben sehr gut gespielt, den Ball laufen lassen, wir hingegen haben uns zu wenige Torchancen erarbeitet. Aber das lag auch an der Müdigkeit."
Und auf die Frage, ob seine Mannschaft trotz der Niederlage auch positive Aspekte mit nach Hause nimmt, antwortete der Routinier:
"Ja, na klar, denn Sparta Prag ist Meister und Pokalsieger geworden und wird vielleicht sogar in der Champions League spielen. Man merkt, dass die Prager eine sehr gute Mannschaft zusammen haben. Vor allem gerade was das Fußballspielen anbelangt - sie können fallen, sie können aber auch den Ball laufen lassen. Und genau das erwartet uns in der 1. Bundesliga!"