Eine Ausstellung beleuchtet das Leben der Industriellenfamilie Kolben

CKD 1899

Sie gehört zu den bedeutendsten Industriellenfamilie in der Tschechoslowakei: Die Familie Kolben. Ihr Unternehmen CKD produzierte Industrieprodukte aller Art, wie Turbinen, Autos und Straßenbahnen. Von den Nazis wurden die Familienmitglieder rassisch verfolgt und viele von ihnen ermordet. Eine Ausstellung in der Robert Guttmann Gallerie des jüdischen Museums in Prag beleuchtet jetzt die Geschichte der Familie Kolben.

Die Geschichte des Konzerns der Familie Kolben beginnt im Jahr 1896, als der Ingenieur und Erfinder Emil Kolben die Firma Kolben & Co gründete. Nach mehreren Fusionen entstand dann im Jahr 1927 der Konzern Ceskomoravska-Kolben-Danek, kurz CKD, der im Prager Stadtteil Vysocany seine Hauptproduktionsstätten hatte. Ende der zwanziger Jahre beschäftigte das Unternehmen bereits 12.000 Arbeitnehmer. Gefertigt wurden elektrotechnische Erzeugnisse aller Art. In den dreißiger Jahren baute es u.a. die Kaplanturbinen, das Auto Aero 50 und den ersten Trolejbus/O-Bus in Prag. Nach der Besetzung der böhmischen Länder durch die Deutschen begann die rassische Verfolgung der Familie. Dazu Arno Parik, der Kurator der Ausstellung:

"Die ganze Familie wurde, obwohl sie nicht religiös war, durch die Nürnberger Rassegesetze verfolgt. Sie mussten sofort alle Funktionen und ihren Besitz in der Firma aufgeben. Schrittweise wurden die Familiemitglieder verfolgt und verhaftet: Emil Kolben, seine Schwester Lilly, sein Sohn Hanus und dessen Sohn Jindrich wurden im Juni 1943 nach Theresienstadt deportiert. Dort starb Emil Kolben", so Parik.

CKD 1899
Insgesamt wurden 26 Mitglieder der Familie auf Grund rassischer Verfolgung ermordet. Jindrich Kolben wurde nach Auschwitz gebracht, später in das Lager Blechhammer. Bei der Evakuierung des Lagers im Januar 1945 gelang ihm die Flucht in die Slowakei, wo er der tschechoslowakischen Armee beitrat. Obwohl er von den Deutschen verfolgt worden war und in der tschechoslowakischen Armee gekämpft hatte, musste Jindrich Kolben nach dem Krieg die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft neu beantragen. Jindrich Kolben erläutert warum:

"1930 gab es ja eine Volkszählung, bei der wir uns alle als Deutsche gemeldet hatten. Meine Eltern waren mehr oder weniger Monarchisten. Das alte Österreich hat uns am besten gefallen", sagt Jindrich Kolben.

Auch der von den Deutschen enteignete Besitz wurde nach dem Krieg nicht so einfach zurückgegeben. Jindrich Kolben versuchte, den Anteil seines Vaters an einer Villa in Prag zurückzubekommen.

"1950 habe ich das Ding zurückgekriegt, ein Drittel der Villa. Am nächsten Tag kam ein Bescheid, dass der Teil wieder dem Staat verfällt und am dritten Tag kam eine Rechnung über 30.000 Kronen, wegen des positiven Gerichtsentscheids."

Jindrich Kolben emigrierte nach der Niederschlagung des Prager Frühlings im Jahr 1968 in die Bundesrepublik. Heute lebt er in München und hat gerade seinen 80. Geburtstag gefeiert.

Die Ausstellung ist noch bis zum 20. April geöffnet.