Rüssel oder Federn? Vielfraße ziehen in den Aussiger Zoo
Auf die Besucher des Zoos in Usti nad Labem / Aussig wartet in Kürze eine neue Attraktion. Ab Anfang Dezember werden hier zwei Vielfraße ihr zu Hause finden. In den europäischen Tiergärten gibt es nur rund sechzig Exemplare dieser Spezies - aber was ist das eigentlich, ein Vielfraß? Das haben sich auch Thomas Kirschner und Martina Lustigova gefragt.
"Der hat doch so einen langen Schnabel..."
"Das ist so ein Tier mit einem langen Rüssel, oder jedenfalls einer
verlängerten Schnauze."
"Ein Vielfraß? Das ist doch so ein Tier, das auch im Wasser lebt,
oder so an den Uferböschungen - so etwas wie eine Schildkröte."
Eine Schildkröte, ein Rüsseltier oder gar ein Vogel, wie es die Gruppe Olympic in ihrem Lied vom "ptak rosomak", vom "Vogel Vielfraß" behauptet? Wenn es um den Vielfraß geht, dann gehen die Vorstellungen offensichtlich weit auseinander. Aufklärung schafft da Petra Padalikova vom Zoo in Usti nad Labem:
"Es handelt sich um ein Säugetier. In Europa ist der Vielfraß das größte marderartige Raubtier. Die Männchen können ein Gewicht bis zu 25 Kilogramm erreichen, und, wenn man den Schwanz mitrechnet, eine Länge von über einem Meter. Das sind ziemlich robuste und widerstandsfähige Tiere, die vor allem in Nordeuropa, Asien und Nordamerika leben. Sie sind Fleischfresser und können dabei auch vergleichsweise große Tiere erbeuten, zum Beispiel Lachse. Aber natürlich können sie sich auch von kleineren Nagetieren ernähren."
In der Tat fressen die etwas griesgrämigen Einzelgänger fast alles, wie es ja schon der Name nahe legt. Der ist allerdings eigentlich eine Verballhornung des skandinavischen Fjäl-Fräs, und das heißt eigentlich Felsenkatze. Felsen und Steine warten auf die Vielfraße auch bereits in Usti. Für den Einzug der Tiere ist bereits alles vorbereitet. Wie sieht das Gehege aus? Petra Padalikova:"Die Tiere brauchen keinen beheizten Pavillon, was für uns natürlich günstig ist. Wir haben für sie einen umzäunten Auslauf von etwa 800 Quadratmetern Fläche angelegt. Das größte Problem waren die Fundamente des Zaunes, die müssen nämlich ziemlich großzügig ausgelegt sein. Ein Vielfraß hat enorme Kräfte und kann sich fast durch alles durchgraben. Also haben wir einen 80 Zentimeter dicken Betongürtel angelegt. Außerdem gibt es zwei Bauten, einen aus Naturstein und einen aus hohlen Baumstämmen. In beiden Bauten installieren wir Kameras, damit die Besucher unsere Vielfraße auch dann beobachten können, wenn sie sich gerade ausruhen."