Schüler besuchen Gedenkstätte Theresienstadt: Prägend?
Konzentrationslager. Erbe deutscher Geschichte. Fast jeder deutsche Schüler hat schon ein Konzentrationslager besucht. Obwohl es im Schulplan nicht fest vermerkt ist, ist es doch ein Pflichttermin. Nur wie bewältigen Schüler dies? Lästige Pflicht oder prägende Erfahrung? Benjamin Slavik hat die neunte Jahrgangsstufe einer Bonner Realschule beim Besuch der Gedenkstätte Theresienstadt begleitet.
Ja, was erwartet Besucher in Theresienstadt? 1941-1945 Jüdisches Ghetto und Haftanstalt, Gesamtzahl der eingesperrten Juden: 141184. Ein Viertel davon starb unter den katastrophalen Lebensumständen, 88000 wurden in die Vernichtungslager von Auschwitz und Treblinka deportiert. 19000 Häftlinge überlebten den Krieg. Diese Zahlen, zusammen mit einigen Filmen und Geschichtsbüchern, bilden das grundlegende Rüstzeug für einen Besuch der Gedenkstätte Theresienstadt.
2 Busse, 72 Schüler zwischen 15 und 17 Jahren. Der Lehrer Volker Lux versucht mehr zu vermitteln als Statistik:
"Es ist ja nicht nur die Fahrt, die man macht. Es muss auch gut vorbereitet aber auch nachbereitet werden. Es reicht nicht aus, nur Betroffenheit zu erzeugen. Ich will den Schülern keine Verantwortung aufbürden. Allerdings möchte ich, dass Erinnerungen hervorgerufen werden und, dass man sich diesen Erinnerungen auch weiterhin stellen muss!"
Fragt man, Jan Lieber, jemanden der schon jahrelang die Führungen für die deutschen Schüler leitet, erhält man eine ähnliche Antwort. Hinterlassen die Führungen einen Eindruck?
"Ja, ich glaube schon. Manche haben kein Interesse daran. Es kommt darauf an, wie die Schüler von den Lehrern vorbereitet wurden. Aber manche nehmen es wirklich sehr ernst."
Es ist schwer, eine Beziehung zu Zahlen und Statistiken aufzubauen. Aus pädagogischer Sicht ist es wünschenswert, dass die Schüler mehr oder minder beeindruckt hinein und verändert wieder heraus kommen. Aber wer könnte schon verhindern, wenn den Schülern der Besuch egal ist? Was sagen diese?
"Wir wussten all das schon vorher. Aber es nimmt einen trotzdem mit. Ich fand es sehr interessant und ich habe mehr Sachen erfahren, als ich teilweise auch hören und sehen wollte."