Forum Sophieninsel: Minister Rath stellt sich den Ärzten

David Rath (Foto: CTK)

Die Diskussionsforen auf der Prager Sophieninsel haben mittlerweile einen festen Platz im öffentlichen Leben in Tschechien. Mit prominenten Rednern widmen sie sich jeweils einer aktuellen Debatte im Land. Gast beim 55. Forum war am Donnerstag der derzeit sicherlich umstrittenste tschechische Politiker, Gesundheitsminister David Rath. Er stellte sein Konzept für die Reform des Gesundheitswesens in Tschechien vor.

David Rath  (Foto: CTK)
Man solle doch sachlich bleiben und von persönlichen Angriffen absehen - die vorangestellten Worte des Moderators zeigen, welche Stimmung derzeit im tschechischen Gesundheitswesen herrscht. Schuld daran ist der vor zwei Monaten neu angetretene Gesundheitsminister David Rath, der angesichts von Milliardenschulden gleich zu einschneidenden Sparmaßnahmen ausgeholt hat. Dabei steht das tschechische Gesundheitswesen im Grunde glänzend da, so die erste erstaunliche These des Ministers:

"Wenn wir die Effektivität messen, indem wir Ausgaben und Ergebnis gegenüber stellen, dann stellen wir fest, dass das tschechische Gesundheitswesen zu einem der effektivsten auf der Welt gehört! Allerdings fürchte ich, dass wir in der Zukunft weiterhin immer mehr Geld dafür aufwenden werden, und der messbare Effekt bei weitem nicht so schnell steigt wie die Ausgaben."

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In einer weiteren Öffnung des Gesundheitswesens gegenüber Marktmechanismen sieht Rath nicht die Lösung: Wettbewerb könne es etwa bei Kuren oder kosmetischen Operationen geben. 40 bis 60 Prozent der Behandlungen seien aber akut:

"Mindestens bei diesen 60 Prozent gibt es keine Wahl: Wenn mich hier vor der Tür ein Auto überfährt, dann kann ich nicht lange diskutieren, in welches Krankenhaus ich mich denn bringen lasse. Hier funktioniert das Gesundheitswesen wie die Feuerwehr. Wenn es brennt, fällt ja auch niemandem ein, die Löschtruppe nach Marktmechanismen auszuwählen und um die Preise zu verhandeln."

Rath, dem nicht selten Selbstgerechtheit und Arroganz vorgeworfen werden, gab sich bestimmt, aber freundlich; das Publikum, zumeist Mediziner und Vertreter der Verbände, beließ es bei fachlichen Fragen. Die angespannte Nettigkeit brach nur einmal auf, als es um die Frage der Apotheken ging:

Die Senkung der gesetzlichen Handelsmargen für Medikamente zu Jahresbeginn ist auf den wütenden Widerstand der Apotheker gestoßen. Minister Rath zeigte sich unbeeindruckt:

"Ich weiß, dass das für sie schlecht ist. Aber Apotheken gibt es nicht, damit es den Apothekern gut geht, sondern damit die Leute Medikamente bekommen können."

Raths Fazit: Kritik an den Sparmaßahmen kommt von allen Seiten - und dies sei der beste Beweis dafür, dass sie gerecht sind.