Deutsche und Tschechen im Alltag: Schulsystem
In der nächsten Folge der Serie "Deutsche und Tschechen im Alltag", produziert vom Deutsch-tschechischen Informations- und Dokumentationszentrum zur regionaler Zusammenarbeit in Markredwitz (IDOR), erfahren Sie mehr über das tschechische Schulsystem.
In Tschechien nehmen viele berufstätige Eltern schon früh die Möglichkeit professioneller Kinderbetreuung in Anspruch: Einige Kinder besuchen bereits mit etwa 2 1/2 Jahren eine Tagesstätte oder den Kindergarten. Im Alter von sechs Jahren beginnt dann mit der Einschulung der "Ernst des Lebens". Wie in Deutschland gibt es auch in Tschechien für jedes Kind eine Schultüte, die mit Süßigkeiten und Geschenken gefüllt ist. Damit ausgerüstet starten die Kleinen in ihren ersten Tag an der Grundschule. Wie es dann weitergeht, erklärt Katerina Novakova:
"An der Grundschule bleibt man maximal neun Jahre. Man kann allerdings in der sechsten Klasse auf das Gymnasium wechseln, dann braucht man acht Jahre bis zum Schulabschluss oder man wechselt in der neunten Klasse, dann sind es noch vier Jahre. Nach dem Abitur kann man dann an einer Hochschule oder Universität weiter studieren."
Bis 1989 waren die Schulen ausschließlich in staatlicher Hand. Seit dem Ende des Sozialismus gibt es in Tschechien aber auch die Möglichkeit, private Schulen zu gründen. Sie finanzieren sich teils aus staatlichen Zuschüssen, teils aus Schulgebühren. Auch die Kinder von Pavel Novak besuchen eine solche Einrichtung:
"Dabei handelt es sich um ein Schulsystem mit Grund- und Mittelschule, bei dem die Eltern ein monatliches Schulgeld bezahlen."Die Meinung über solche Privatschulen ist in der tschechischen Bevölkerung zweigeteilt: Die eine Hälfte hält sie für schlechter als die staatlichen Einrichtungen. Die andere ist davon überzeugt, dass sich den Kindern hier deutlich bessere Bildungsmöglichkeiten bieten. So sieht es auch Pavel Novak:
"Der Anteil der Kinder, die anschließend eine Hochschulkarriere einschlagen, ist riesig. Diese Privatschulen erfüllen ihre Aufgabe, die Kinder auf die Universität vorzubereiten."
Früher verzichteten die Privatschulen komplett auf eine Benotung der Schüler. Stattdessen wurden die Leistungen von den Lehrern in einer persönlichen Einschätzung beurteilt.
"Den Kindern sagt das wenig. Aber für die Eltern war diese wörtliche Bewertung sehr wichtig. So konnte man einschätzen, wie sich das Kind entwickelt oder ob es irgendwo ein Problem hat",
erklärt Barbora Novakova. Inzwischen wurde auch auf den Privatschulen das tschechische Notensystem von 1 bis 5 eingeführt. Die persönliche Beurteilung des einzelnen Schülers kommt aber nach wie vor ergänzend hinzu.