Start des neuen Schuljahres ist voller Herausforderungen
Am heutigen Dienstag treten 1,4 Millionen Schüler erstmals oder erneut den täglichen Weg zum Unterricht an. Es ist kein normaler Beginn des Schuljahres, denn die Corona-Krise dauert an. Mit den Erfahrungen vom Frühjahr will Bildungsminister Robert Plaga aber vermeiden, dass die Schulen wieder flächendeckend geschlossen werden müssen. Dazu müssen Probleme bewältigt werden.
Nach Aussage von Bildungsminister Robert Plaga (parteilos) sind die Schulen in Tschechien gut auf das neue Schuljahr im Zeichen der Corona-Krise vorbereitet. Ein Handbuch, das er vor zwei Wochen an die Schuldirektoren im Land schicken ließ, enthält Empfehlungen zur Einhaltung von Hygienevorschriften und zu Maßnahmen im Falle einer Corona-Infektion. Der Minister ist sichtlich um den Eindruck bemüht, heute alles besser unter Kontrolle zu haben, als noch beim Ausbruch der Pandemie im Frühjahr:
„Uns erwartet natürlich eine Zeit voller Herausforderungen. Diese Zeit ist nicht so, wie wir sie kennen. Die Situation im Frühsommer aber war bedeutend schwieriger, für die Lehrer, Direktoren, Eltern und für die Kinder. Die Maßnahmen, die die Schulen jetzt zum Anfang des Schuljahres erfüllen müssen, wurden von den Direktoren im Frühsommer schon erprobt, von daher wird es jetzt für sie leichter.“
Das klingt in der Theorie einfach. Aber die Praxis hält doch einige Probleme bereit. An der Berufsschule für Dienstleistung in Jihlava zum Beispiel muss erst einmal festgestellt werden, mit welchen Kenntnissen die Auszubildenden an die Schule zurückkehren. Weil das vergangene Schuljahr wegen der Corona-Krise unterbrochen werden musste, ist nicht klar, wer den Unterrichtsstoff tatsächlich im Fernunterricht abgearbeitet hat. Direktor Libor Fasora erläutert:
„In einem normalen Schuljahr würde gleich ab der ersten Woche der Stundenplan gelten, nach dem die älteren Jahrgänge ihre Praxisstätten besuchen. In diesem Jahr geben wir ihnen einen ganzen Monat, um sich zu orientieren. Es wird noch keine Praxis in den Betrieben geben. Im Oktober werden wir dann sehen, ob wir normal weitermachen können. Wir haben das alles im Prinzip um einen Monat verschoben.“
Eine andere Sache sind die hygienischen Vorschriften. Über die Maskenpflicht in den Schulen entscheidet letztlich das Gesundheitsamt. Für Prag etwa, das vor einer Woche auf der Corona-Ampel vom grünen in den orangenen Bereich hochgestuft wurde, kam vom Amt bisher keine solche Anordnung. Für Plaga, der hingegen im Handbuch für die Schulen den Mund-Nasen-Schutz bei einem erhöhten Ansteckungsrisiko empfiehlt, führt das wieder zu Verwirrungen.
„Aus der Sicht der Schuldirektoren ist das nicht gut. Das Handbuch war mit dem Gesundheitsamt abgesprochen. Auch für die Eltern und für die Kinder wäre die Maskenpflicht eindeutiger. Ich akzeptiere aber, dass das Gesundheitsamt das letzte Wort hat.“
Falls in einer Schule die Corona-Infektion auftritt, soll rasch und gezielt die Klasse des betreffenden Schülers isoliert werden. Der Minister will unbedingt vermeiden, dass wieder ganze Schulen geschlossen werden müssen:
„Es ist nicht das Ziel, dass ganze Schulen in Quarantäne geschickt werden. Wenn die Empfehlungen eingehalten werden, bin ich sicher, dass die Quarantänemaßnahmen im kleinsten Rahmen gehalten werden können. Zum Beispiel nur für eine Klassenstufe oder sogar nur für eine Klasse, je nachdem, welchen Kontakt die Schüler zueinander haben.“
In dem Falle wird für die Schüler in Quarantäne erneut der Fernunterricht eingeführt. Der Vorsitzende der Schulgewerkschaften, František Dobšík, sieht dabei große Probleme auf die Lehrer zukommen:
„Das ist sehr kompliziert zu organisieren. Es sollte Beispiele aus der Praxis geben, an denen sich die Direktoren orientieren können. Es wird für sie sehr schwierig, innerhalb der normalen Arbeitszeit sowohl den Präsenzunterricht in der Schule, als auch den Fernunterricht für die Schüler zu Hause zu gewährleisten.“
Bildungsminister Plaga hingegen ist voll des Lobes, wie sich Direktoren und Lehrer schon im Frühjahr auf diese Situation eingestellt haben:
„Der Fortschritt, der in den Schulen und bei der Weiterbildung der Lehrer eingesetzt hat, ist wirklich unglaublich. An Online-Seminaren zu Methoden des Fernunterrichts gibt es ein sehr großes Interesse, also werden wir sie weiter anbieten. Die Lehrer gehen diesen Weg mit uns und haben sich schnell angepasst. Ich bin sehr stolz auf die tschechischen Schuldirektoren und die Eltern, dass sie diese ungewohnte Situation gemeistert haben.“
Und es wird weitere zu meistern geben. Der Fernunterricht wird auf absehbare Zeit zum festen Bestandteil des Lehreralltags in Corona-Zeiten werden. Am 1. September blieben fast 20 Schulen in Tschechien wegen aufgetretener Infektionen noch geschlossen.