Beliebt in Corona-Zeiten: Seniorenuniversitäten online
Die Angebote der Universität des dritten Lebensalters werden immer beliebter. Doch in der Corona-Situation ändert sich die Form des Studiums: Die Hochschulen bieten für die Älteren im anstehenden Herbstsemester vermehrt Online-Kurse an.
Ja, sie habe sich einschreiben lassen, da sie schon zwei Jahre hinter sich habe und auch das dritte Studienjahr absolvieren wolle, sagt Margita. Sie ist Studentin im Fach „Der Auftraggeber und der Stil in der Kunst“ an der Universität des dritten Lebensalters der Masaryk-Universität in Brno / Brünn. Die Hochschule ist durch die Corona-Situation gezwungen, eine Online-Version der Vorlesungen anzubieten. Die Seniorin hat diese bereits im Frühling ausprobiert und zeigt sich damit zufrieden:
„Der Vorteil lag darin, dass ich nicht reisen und öffentliche Verkehrsmittel nutzen musste. Denn ich wohne nicht direkt in Brünn, sondern muss dorthin etwa 40 Kilometer fahren. Beim Präsenzstudium kommen normalerweise immer 200 Studierende im Hörsaal zusammen. Der Vorteil ist nun, dass ich in Ruhe zu Hause bleiben kann und keine Angst haben muss, dass ich mich anstecke.“
Doch nicht alle ältere Studierende bevorzugen einen Distanzunterricht. Barbora Hašková koordiniert die Kurse für Senioren an der Masaryk-Universität.
„Viele Studierende interessieren sich für die Präsenzform des Unterrichts. Wir werden leider im Herbst ausschließlich Online-Kurse anbieten, deswegen sagen sie ihre Teilnahme am Studium ab. Aber andere bevorzugen die Online-Version, weil sie nicht reisen müssen. Sie fühlen sich sicherer, wenn sie die Vorlesung zu Hause verfolgen können.“
Die Masaryk-Universität reagiert mit dem Online-Angebot auf die aktuelle Lage. Sie plane allerdings nicht, das Fernstudium für Senioren auf Dauer einzuführen. Barbora Hašková:
„Der eigentliche Sinn der Universität des dritten Lebensalters liegt darin, dass sich die älteren Menschen treffen. Der Online-Unterricht ist nicht das, was wir uns für die Zukunft wünschen. Die gegenseitigen Begegnungen sind für die Senioren sehr wichtig.“
Andererseits: Zum Online-Studium in Brünn melden sich nun laut der Koordinatorin Interessenten aus allen Ecken Tschechiens, die in der mährischen Hauptstadt sonst nicht hätten studieren können. Und sogar auch Senioren aus dem Ausland:
„Wir haben nun sogar die Zusammenarbeit mit Tschechen, die in Österreich leben. Sie sind am Fernstudium interessiert, weil sie dadurch ihren Kontakt mit der tschechischen Sprache pflegen. Für sie ist es eine willkommene Gelegenheit, der Tschechischen Republik näher zu sein.“
Auch die Fakultät für Sozialwissenschaften der Karlsuniversität in Prag kann ein großes Interesse am Studium verzeichnen. Jakub Říman ist Sprecher der Fakultät:
„Die Zahl der Kursteilnehmer an der Universität des dritten Lebensalters steigt kontinuierlich, ohne Rücksicht auf die aktuelle Epidemie.“
Sollte es die epidemische Lage erlauben, will die Fakultät auch im anstehenden Herbstsemester bei der Präsenzform des Studiums bleiben.