Vor einem Jahr wurden zum ersten Mal Schulen geschlossen: Kinder verlieren Motivation
Vor einem Jahr wurden in Tschechien wegen der Corona-Pandemie zum ersten Mal alle Schulen geschlossen. Der Distanzunterricht, der nur vorübergehend durch den üblichen Unterricht abgelöst wurde, dauert in Tschechien am längsten in Europa überhaupt. Der Tschechischen Schulinspektion zufolge sind die meisten Schüler nicht fähig, sich Kenntnisse mittels des Distanzunterrichts anzueignen. Zudem verlieren die Kinder allmählich die Motivation zum Lernen.
Vor einem Jahr wurden in Tschechien wegen der Corona-Pandemie zum ersten Mal alle Schulen geschlossen. Der Distanzunterricht, der nur vorübergehend durch den üblichen Unterricht abgelöst wurde, dauert in Tschechien am längsten in Europa überhaupt. Der Tschechischen Schulinspektion zufolge sind die meisten Schüler nicht fähig, sich Kenntnisse mittels des Distanzunterrichts anzueignen. Zudem verlieren die Kinder allmählich die Motivation zum Lernen.
Vor einem Jahr ahnte jedoch niemand, wie lange die damaligen Corona-Maßnahmen gelten werden:
„Ab 11. März 2020 wird die Anwesenheit der Schüler in den Schulräumen sowie der Studenten in den Hochschulen verboten“, ließ damals Premier Andrej Babiš verlauten. In dem Augenblick, als alle Schulen flächendeckend geschlossen wurden, gab es in Tschechien etwas mehr als 50 bestätigte Coronavirus-Infizierte. Für die Lehrer, Schüler und Eltern änderte sich das Alltagsleben von einem Tag auf den anderen grundlegend.
Zu Beginn kam die neue Situation einem Teil der Schüler eher als Ferien vor. Jetzt aber ist der Dauerzustand für viele schon ermüdend:
„Es macht mir keinen Spaß mehr“, sagt Ema, die in der dritten Klasse ist. Zuletzt war sie im Dezember in der Schule. Mutter Radka bestätigt Emas Worte:
„Sie ist ein Kind, das die Hälfte seines obligatorischen Schulbesuchs zu Hause verbrachte. Anfangs hatte sie keine Probleme. Aber jetzt schaltet sie sich beim Distanzunterricht nur ungern zu. Gestern sprach ich am späten Abend noch mit der Lehrerin, weil ich dahinterkam, dass Ema eine Unterrichtsstunde vergaß und zudem einige Hausaufgaben in der Luft hängen.“
Während sich die Schulen und die Kinder nach Einführung des Distanzunterrichts vor allem mit mangelhafter technischer Ausstattung auseinandersetzten, stellt nach einem Jahr vor allem die verlorene Motivation ein Problem dar. Es gibt aber auch Schüler, die mit dem Distanzunterricht zufrieden sind.
Jaroslav Novák leitet die Grundschule in Chýně bei Prag. Es sei ein großes Problem, dass jeder den Distanzunterricht unterschiedlich bewältige, sagte er in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks.
„Allen Kindern wird das Lernen natürlich überdrüssig und sie sind gelangweilt. Dies betrifft nach einem Jahr, in dem sie fast nur zu Hause sitzen, selbst die besten Schüler. Zudem entsteht eine Gruppe von Kindern, die sich nicht selbst motivieren können und zu Hause niemanden haben, der sie dazu anregt, etwas zu machen. Sie lernen eigentlich gar nicht. An den Online-Stunden nehmen sie manchmal teil, manchmal nicht, überwiegend geben sie keine Arbeiten ab. Und die Eltern haben entweder keine Mittel, um sie zu motivieren oder keine Zeit.“
Auf die ungenügende Motivation der Schüler macht auch der Programmleiter des Informationszentrums für Bildung „Eduin“, Miroslav Hřebecký, aufmerksam. Seinen Worten nach droht dieser Gruppe von Schülern, dass sie den Schulbesuch vorzeitig beenden dürften. Er hält es darum für notwendig, einen Plan zu erstellen, wie die Unterschiede bei den Kenntnissen der Schüler noch vor der Wiedereröffnung der Schulen ausgeglichen werden könnten.
„Der Staat hat zurzeit keinen derartigen Plan – im Unterschied zu vielen anderen Staaten, die eine Methodik dafür ausgearbeitet haben und nur darauf warten, bis die Schulen wieder öffnen. Dann wird sofort mit dem gezielten individuellen Nachholunterricht begonnen.“
Das Bildungsministerium will Sommercamps mit Nachholunterricht unterstützen. Dies reicht jedoch laut Miroslav Hřebecký nicht. Denn im Vergleich mit anderen europäischen Ländern währt der Distanzunterricht für die tschechischen Kinder am längsten.
Die meiste Zeit – fast 60 Prozent des bisherigen Schuljahres – verbrachten die Erst- und Zweitklässler in den Schulbänken. Zweieinhalb Monate lang besuchten die Gymnasiasten und Mittelschüler die Schulen. Am schwersten wirkten sich die Corona-Maßnahmen auf die Studenten aus. Während des ganzen Jahres durften sie nur rund 28 Tage lang die Hörsäle besuchen.