Tschechien lockert weitreichend Corona-Schutzmaßnahmen
Nach sechs Wochen werden an diesem Donnerstag Geschäfte und Gastbetriebe, aber auch etwa Museen und Bibliotheken wieder geöffnet. Denn Tschechien geht heute von der vierten zur dritten Corona-Risikostufe über.
„Nun ist es möglich, alles zu öffnen. Allerdings gelten strengere Kriterien und Beschränkungen. Das heißt, es sind maximal ein Kunde auf 15 Quadratmeter Verkaufsfläche möglich, und zwischen den Kunden müssen zwei Meter Abstand gewahrt sein.“
Soweit der Minister für Industrie und Handel, Karel Havlíček (parteilos). Alle Geschäfte und Einkaufszentrem dürfen demzufolge wieder Kunden begrüßen. Und zwar an sieben Tagen in der Woche, bisher galt eine Verkaufssperre am Sonntag.
In Restaurants, Kneipen und Cafés darf nun wieder gegessen und getrunken werden, und zwar zwischen 6 Uhr morgens und 22 Uhr abends. Die Hälfte der Plätze in den Gastbetrieben muss allerdings frei bleiben, und nur vier Menschen sind an einem Tisch erlaubt. Am Donnerstagmorgen öffnete erstmals auch wieder das Cross Café im mährisch-schlesischen Ostrava / Ostrau, in den vergangenen Wochen hatte man sich mit dem Straßenverkauf über Wasser gehalten:
Man habe das Personal verstärkt und mehr Torten und Baguettes zubereitet, bestätigte die Managerin des Cafés, Kristýna Novotná, gegenüber dem Tschechischen Rundfunk.
Die Betreiber von Kosmetikstudios, Solarien, Saunen, Massagestudios oder auch Frisöre dürfen jetzt wieder einen Kunden pro 15 Quadratmeter bedienen. Hotels und andere Übernachtungsdienste nehmen ebenfalls ihren Betrieb wieder auf.
Zudem öffnen Museen, Galerien, Bibliotheken und Zoos. Ein Beispiel aus dem südmährischen Brno / Brünn:
„Die Pavillons bleiben geschlossen, wir machen keine kommentierten Fütterungen der Tiere und weitere Veranstaltungen für die Öffentlichkeit. Zugänglich sind aber alle Ausläufe im Freien. Wir bitten alle Besucher, sich an die Hygienemaßnahmen zu halten.“
So der Sprecher des Brünner Zoos, Michal Vaňáč. Für Burgen, Schlösser und weitere Sehenswürdigkeiten gilt eine Beschränkung von zehn Besuchern pro Gruppe. Weiter geschlossen bleiben müssen jedoch Theater, Kinos und Konzertsäle.
Die Veranstaltung von Weihnachtsmärkten wurde von der Regierung nicht empfohlen, aber auch nicht verboten. Die Organisatoren sollen sich je nach der Lage in der jeweiligen Region entscheiden.
Lockerungen gibt es auch bei den Kontaktbeschränkungen. Neu dürfen sich 50 Personen im Freien und zehn Personen in Innenräumen treffen. Bei Zeremonien wie Hochzeiten und Bestattungen sind bis zu 30 Menschen zugelassen. Mit den Lockerungen werden des Weiteren die nächtliche Ausgangssperre und das Alkoholverbot in der Öffentlichkeit aufgehoben. Der Sportbetrieb im Amateur- und Hobbybereich kann wieder aufgenommen werden. Schwimmbäder und Wellnesseinrichtungen werden wieder geöffnet.
Die Lockerung der Corona-Maßnahmen wird nicht von allen begrüßt. Der Vorsitzende der Tschechischen Ärztekammer, Milan Kubek, kritisiert sie als verfrüht:
„In den Krankenhäusern liegen zwölfmal mehr Patienten, als es im Frühling der Fall war. Das sollte man in Betracht ziehen. Einerseits tun wir so, als ob die Lage normal wäre, und fangen an, in Gaststätten zu gehen. Anderseits sind da die Mediziner, die überlastet sind. Die Politiker verhalten sich populistisch.“
Die Leiterin aller tschechischen Gesundheitsämter, Jarmila Rážová, verteidigte jedoch die Lockerungen in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:
„Die Epidemie bremst langsamer ab, als wir uns gewünscht haben. Aber sie wird tatsächlich schwächer. Wichtig ist, dass die Krankenhäuser nicht überfüllt sind. Die Zahl der Patienten, die in Krankenhäusern beziehungsweise auf Intensivstationen behandelt werden müssen, zeigt eine sinkende Tendenz.“