Impfungen laufen: Warten auf weitere Lieferungen

Foto: ČTK / Michal Kamaryt

In Tschechien sind am Sonntag die Impfungen gegen das Coronavirus angelaufen. Einige Krankenhäuser in Prag sowie in den Kreisen Südmähren und Mährisch-Schlesien haben bereits aus der ersten Lieferung den Impfstoff erhalten. Diese umfasste knapp 10.000 Dosen des Produkts von den Firmen Pfizer und BioNTech.

Martin Kuba  (Foto: Matěj Vodička,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)

Am Dienstag sollten weitere Lieferungen hierzulande eintreffen, doch dies verzögert sich bis Donnerstag. Die Vakzine soll danach in allen Regionen verteilt werden. Dazu der südböhmische Kreishauptmann Martin Kuba (Bürgerdemokraten). Er ist Vorsitzender des Verbandes der tschechischen Kreise.

„Die Mehrheit der Kreisverwaltungen weiß noch nicht, wann der Impfstoff zugestellt wird, obwohl es eher um die ersten symbolischen Lieferungen gehen wird. Sie umfassen 975 Dosen für jeden Kreis.“

Am Sonntag wurden in Prag und in Brno / Brünn insgesamt 1260 Menschen immunisiert. Meist handelte es sich um Ärzte und Pflegekräfte. Das Interesse an den Impfungen sei unter ihnen sehr groß, erklärte der Präsident der Tschechischen Ärztekammer, Milan Kubek:

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„Die Mehrheit der Ärzte freut sich ausgesprochen auf die Impfung. Die Frage lautet eher, ob es gelingt, sie möglichst schnell zu impfen. Mein größter Vorwurf ist, dass nicht alle Mediziner bisher zur Gruppe jener Menschen gerechnet werden, die vorrangig geimpft werden sollen.“

Auch das Uni-Klinikum in Ostrava / Ostrau hat am Dienstag mit den Impfungen begonnen. Aus Brünn habe man 140 Ampullen erhalten, so die Kliniksprecherin Petra Petlachová:

„Ein Teil ist für die Mitarbeiter unseres Klinikums bestimmt, ein weiterer für den Rettungsdienst und der dritte für weitere Krankenhäuser in der Trägerschaft des Mährisch-Schlesischen Kreises. In unserem Krankenhaus werden vorrangig Mitarbeiter vakziniert, die sich um die Covid-Patienten kümmern.“

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Ähnlich dürfte auch in anderen regionalen Krankenhäusern mit dem Impfstoff umgegangen werden. Im Kreis Liberec / Reichenberg wird erst am Donnerstag mit der ersten Lieferung gerechnet. Václav Říčař ist Sprecher des Krankenhauses in der nordböhmischen Kreisstadt.

„Wir rechnen damit, dass die Vakzine zwischen den größten Krankenhäusern und dem Rettungsdienst aufgeteilt wird. Geimpft werden alle diejenigen, die bei Covid-Patienten oder in den Intensivstationen arbeiten.“

Chronisch Kranke und Menschen über 65 Jahre sollen der Kreisverwaltung zufolge erst Anfang Februar an die Reihe kommen.

Aber nicht nur die Kliniken in den Kreisstädten bereiten sich auf die Impfungen vor. Jiří Kokoška ist Sprecher eines Bundes von fünf Krankenhäusern im Kreis Plzeň / Pilsen. Diese rechnen Mitte Januar mit den ersten Lieferungen. Der Sprecher dazu:

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„In diesen Tagen stellen wir unsere Listen des medizinischen Personals zusammen. In der Zusammenarbeit mit der Kreisverwaltung in Pilsen sprechen wir die Risiko-Patienten an und fragen sie nach ihrem Interesse an einer Impfung. Zudem sind wir mit den Klienten in den Seniorenheimen in Kontakt. Die Impfungen werden entsprechend der Nachfrage organisiert. Darauf sind wir vorbereitet.“

Aber nicht nur in den Krankenhäusern soll künftig der Impfstoff verabreicht werden. Vor knapp zwei Monaten wurde in Prag und in Brünn jeweils ein Feldlazarett eingerichtet, um bei Bedarf die Kliniken zu entlasten. Bisher wurden diese beiden Lazarette nicht gebraucht. Gesundheitsminister Jan Blatný (parteilos) hat nun vorgeschlagen, sie in Impfzentren umzuwandeln.

Prager Feldlazarett  (Foto: Michaela Danelová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)

„Das Feldlazarett in Brünn wird wahrscheinlich dazu genutzt, um eine größere Anzahl von Menschen auf einmal zu impfen. Dort sollen Polizisten und Feuerwehrleute immunisiert werden. Über die Nutzung des Prager Feldlazaretts verhandeln wir erst in diesen Tagen.“

Premier Andrej Babiš (Partei Ano) erklärte am Montag, dass die von den Firmen Pfizer und BioNTech gelieferten Ampullen eigentlich sechs anstatt fünf Dosen Impfstoff enthalten würden. Dabei berief sich der tschechische Regierungschef auch auf Erfahrungen aus dem Ausland. Die Nutzung von sechs Dosen aus einem Fläschchen muss jedoch von der Europäischen Arzneimittel-Agentur gebilligt werden. Babiš hat sich seinen Worten zufolge daher an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gewandt.

Autoren: Martina Schneibergová , Jiří Svatoš , Irena Růžičková
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