Corona-Pandemie: Tschechien isoliert drei Bezirke

Foto: ČTK / Vojtěch Hájek

Im Kampf gegen die Ausbreitung von Virus-Mutanten hat die tschechische Regierung die Maßnahmen verschärft. Ab Freitag werden drei Bezirke des Landes abgeriegelt.

Jan Blatný  (Foto: ČTK / Kateřina Šulová)

Drei Bezirke Tschechiens sind derzeit von der Corona-Pandemie besonders betroffen: die grenznahen Regionen Cheb / Eger und Sokolov / Falkenau in Westböhmen sowie Trutnov / Trautenau im Nordosten Böhmens. Die Zahl der Neuinfektionen liege dort drei- bis viermal höher als anderswo im Lande, sagte Gesundheitsminister Jan Blatný (parteilos) am Donnerstag vor Journalisten. Aus diesem Grund habe sich die Regierung für eine Abriegelung der Bezirke entschieden:

„Wir haben beschlossen, die Freizügigkeit in diesen Regionen über den Rahmen der republikweit geltenden Maßnahmen hinaus zu beschränken. Bis auf Ausnahmen ist es allen dort wohnhaften Menschen untersagt, diese Bezirke zu verlassen. Zugleich ist es allen Personen, die dort keinen Wohnsitz haben, verboten, dort hineinzufahren.“

Illustrationsfoto: Archiv der tschechischen Polizei

Erlaubt sind allerdings unter anderem Fahrten zur Arbeit und zur Schule.

„Weitere Ausnahmen gelten für die Betreuung von verwandten oder nahestehenden Menschen, die Versorgung von Tieren, Fahrten zu medizinischen Einrichtungen, zu Hochzeiten, in die Kirche und zum Amt. Alle diejenigen, die diese Ausnahmen nutzen wollen, müssen den Zweck ihrer Reise belegen.“

Über die Einhaltung der Regeln soll laut Blatný die Polizei wachen…

Illustrationsfoto: Tschechisches Fernsehen

„Die Polizei wird an den Zufahrtsstraßen Kontrollen durchführen. Personen mit dauerhaftem Wohnsitz in dem Bezirk, der durch die Vorlage eines Personalausweises oder eines Mietvertrags belegt wird, werden hineingelassen.“

Zudem wird in den drei Bezirken in der Öffentlichkeit das Tragen von OP-Masken oder Masken vom Typ FFP2 und höher zur Pflicht. Die Regierung will die Gegenden mit entsprechenden Masken versorgen. Außerdem rief der Gesundheitsminister alle dazu auf, die Kontakte am Arbeitsplatz auf ein Minimum zu beschränken.

Foto: ČTK / David Taneček

Die Lage in den Krankenhäusern der betroffenen Bezirke ist zugespitzt. Es fehlt dort an Betten und medizinischem Personal. Jaroslav Kratochvíl leitet das Krankenhaus in Sokolov:

„Wir haben in der letzten Zeit schon zweimal die Klinik umstrukturiert. Dabei wurden Abteilungen zusammengelegt, um Betten für Covid-Patienten zu räumen. Mittlerweile sind wir an der Grenze angelangt. Wir sind vollbelegt, wir haben alle Möglichkeiten ausgeschöpft.“

Tschechisches Abgeordnetenhaus   (Foto: ČTK / Michal Kamaryt)

In der Gegend um Trutnov breitet sich zudem hauptsächlich die sogenannte britische Mutante des Coronavirus aus. Diese wurde bei 60 Prozent der Proben bestätigt.

Alle neuen Maßnahmen treten am Freitag in Kraft. Allerdings sind sie an den Notstand gebunden. Dieser liefe bereits am Sonntag (14. Februar) aus, wenn die Regierung nicht einen Weg finden sollte, ihn wie geplant zu verlängern. Das Abgeordnetenhaus müsste einer Verlängerung zustimmen, doch die Minderheitsregierung aus Partei Ano und Sozialdemokraten ist dafür auf die Hilfe der Opposition angewiesen. Doch sowohl die Kommunisten, als auch die liberal-konservativen Parteien verweigern bisher ihre Stimmen. Das könnte unangenehme Konsequenzen haben, erläuterte Petr Kulhánek (Stan). Er ist Hauptmann im Kreis Karlovy Vary / Karlsbad:

Petr Kulhánek  (Foto: CCRE-CEMR,  Flickr,  CC BY-NC 2.0)

„Sollte der Notstand nicht verlängert werden, bedeutet das für uns zwei Dinge. Zum einen könnte Bayern zu der Maßnahme greifen, die Grenze auch für Berufspendler zu schließen. Zum anderen könnten die bestehenden Maßnahmen nicht mehr wie zuvor in Kraft bleiben. Wir müssten über die Ausrufung eines eventuellen Stands der Gefährdung verhandeln, um gewisse Regeln zur Eindämmung der Infektion einführen zu können.“