Corona-Pandemie in Tschechien: Experten empfehlen dritte Impfung
Senioren und Menschen mit einem geschwächten Immunsystem – dies ist die Zielgruppe für eine mögliche dritte Corona-Impfung in Tschechien. Das Gesundheitsministerium will in den nächsten Tagen eine offizielle Stellungnahme dazu abgeben.
Nach Ansicht von Gesundheitsminister Adam Vojtěch (parteilos) sollte Tschechien im Herbst damit beginnen, bestimmten Risikogruppen eine dritte Corona-Impfung zu verabreichen. Es würde damit dem Beispiel von Israel, den USA oder auch Österreich folgen. Mehrere Expertengruppen empfehlen diesen Schritt hierzulande vor allem für Patienten nach einer Organtransplantation. Ausländische Studien zeigen nämlich, dass diese Menschen auch nach abgeschlossener Impfung nicht genügend Antikörper im Blut haben.
Der Vorsitzende der tschechischen Vakzinologischen Gesellschaft, Roman Chlíbek, erklärte in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks, für wen die Auffrischung außerdem vorteilhaft wäre:
„Dies betrifft Bevölkerungsgruppen, bei denen der Infektionsschutz mit der Zeit abnimmt. Dazu gehören ältere Menschen ab 65 Jahre sowie Bewohner von Seniorenheimen, von Pflegeeinrichtungen und Menschen mit Behinderung. Ebenso werden chronisch Kranke dazugezählt.“
Als weitere Risikogruppe kommen Menschen in Frage, die in ihrem Berufsumfeld einem erhöhten Ansteckungsrisiko ausgesetzt sind – also Mitarbeiter von medizinischen Einrichtungen oder in sozialen Diensten.
Nebenwirkungen einer dritten Corona-Impfdosis sind laut Chlíbek bisher nur sehr selten zu beobachten. Dennoch sind nicht alle Fachleute von ihr überzeugt. Der Chef der Anästhesiologie in der Prager Motol-Klinik, Tomáš Vymazal, wendet etwa ein, dass es noch zu wenige Studien zu einer Drittimpfung gäbe. Sie könne für einige Patienten sogar schädlich sein:
„Die exzessive Anregung der Immunität nach einer dritten Dosis könnte dazu führen, dass die transplantierten Organe vom Körper abgestoßen werden. Wenn gesagt wird, dass Transplantationspatienten von der erneuten Impfung sicher profitieren werden, ist das mindestens unseriös.“
Das Gesundheitsministerium hat bisher noch keine offizielle Stellungnahme zu der Frage abgegeben. Die Regierung wird bis zum Monatsende einen entsprechenden Beschluss fassen. Nach Auffassung von Chlíbek sollte aber mit der Auffrischung schon bald begonnen werden:
„Dies sollte acht bis zwölf Monate nach der zweiten Impfdosis passieren. Klinische Studien belegen die Wirksamkeit der dritten Dosis ab dem achten und neunten Monat nach der Grundimpfung. Daran orientiert sich unsere Empfehlung. In diesem Falle sollten Menschen, die im Januar und Februar geimpft wurden, frühestens im September oder Oktober die Auffrischung bekommen. Der späteste Termin ist dann im Januar oder Februar des kommenden Jahres.“
Personen mit geschwächter Immunität, also nach einer Transplantation oder auch mit bösartigen Tumoren, sollte die dritte Dosis hingegen spätestens acht Wochen nach der zweiten verabreicht werden. Wer mit den Stoffen von Pfizer / BioNTech und Moderna immunisiert worden ist, sollte auch bei der dritten Dosis das gleiche Vakzin bekommen. Diese beiden Stoffe werden von der Expertengruppe auch für die Auffrischung empfohlen, wenn die Grundimpfung mit AstraZeneca erfolgt ist. Bezüglich einer Immunisierung mit dem Stoff von Johnson & Johnson können die Experten noch keine Empfehlung für die Nachimpfung geben.