Mehr als 75 Prozent der Covid-Patienten in tschechischen Krankenhäusern sind ungeimpft
Auch in Tschechien ist die Zahl der Covid-19-Patienten in den Krankenhäusern zuletzt wieder angestiegen. Wie sich nun gezeigt hat, sind die meisten der Patienten nicht geimpft.
Das tschechische Gesundheitsministerium hat am Mittwoch die neuesten Statistiken zur Corona-Pandemie veröffentlicht. Demnach mussten im September hierzulande insgesamt 471 Menschen mit Covid-19 in Krankenhäusern behandelt werden. Wie aus den Daten hervorgeht, waren fast drei Viertel von ihnen nicht geimpft. Dies kann auch Eduard Sohlich bestätigen. Er ist Vorsitzender des Verbandes der böhmischen und mährischen Krankenhäuser und leitet die Klinik in Hranice na Moravě / Mährisch Weißkirchen.
„Wir führen zwar selbst keine genauen Statistiken. Aber aus den Diskussionen mit meinen Kollegen weiß ich, dass die Covid-Patienten meist nicht geimpft sind. Und das war auch zu erwarten. Zwar kann es selbst nach einer Impfung zu einer Infektion mit dem Coronavirus kommen, aber sie hat meist einen leichteren Verlauf. Häufig müssen diese Patienten dann nur ambulant behandelt werden. Deswegen appelliere ich an die Bevölkerung, sich impfen zu lassen“, so Sohlich.
Wer in Tschechien trotz Impfung mit Covid-19 ins Krankenhaus musste, war meist schon relativ alt. Laut den Daten des Gesundheitsministeriums lag der Durchschnitt im September bei 74 Jahren. Dahingegen waren die ungeimpften Patienten im Schnitt nur 55 Jahre alt.
Allerdings ist die Impfkampagne zum Stehen gekommen. Derzeit sind 55,6 Prozent der Gesamtbevölkerung komplett immunisiert. Warum immer noch relativ viele Menschen hierzulande vor einer Impfung zurückschrecken, kann Pavel Sedlák nicht verstehen. Er ist Chefarzt der Intensivstation im Krankenhaus von Liberec / Reichenberg. Im öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehen sagte er:
„Die Impfungen schützen eindeutig vor schweren Covid-Formen. Ich würde sie auf jeden Fall empfehlen. Wenn man sich nicht impfen lässt, liegen die Risiken deutlich höher als durch mögliche Komplikationen im hypothetischen Fall unerwünschter Nebenwirkungen der Vakzine.“
Allerdings verhindert auch die erreichte Impfquote schon im Verbund mit der hohen Zahl an Genesenen, dass die Krankenhäuser im Land mit Covid-Patienten überlastet sind. Wohl auch deswegen hat das Gesundheitsministerium – anders als in den vorangegangenen Corona-Wellen – kein allgemeines Besuchsverbot für die Angehörigen ausgesprochen. Es bleibt den Ärzten vor Ort überlassen, darüber zu entscheiden. Verbandspräsident Sohlich begrüßt dies. In den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks empfahl er jedoch, je nach Schwere des Falls zu unterscheiden. Bei leichten Krankheitsverläufen dauere die klinische Behandlung meist nur wenige Tage, und auf Besuche von Familienangehörigen könne problemlos verzichtet werden. Anders sei dies auf den Intensivstationen, so Sohlich:
„Wir beurteilen dann den Zustand des Patienten. Wenn Besuch erlaubt wird, muss dieser ausreichend geschützt werden. Ebenso geht es um die Zahl der Besucher. Diese werden also zugelassen, über den Umfang wird aber von Fall zu Fall entschieden.“
Von den Covid-19-Patienten, die im September in tschechischen Krankenhäusern behandelt wurden, lag knapp ein Viertel (114) auf der Intensivstation.