Post-Covid-Zentrum in Hradec Králové bilanziert erstes Jahr des Bestehens
Im ostböhmischen Hradec Králové / Königgrätz besteht eine der größten Kliniken zur Behandlung von Long-Covid und Post-Covid in Tschechien. Nun zieht man dort eine erste Bilanz, denn vor genau einem Jahr wurde sie eröffnet.
„Es stand so ernst um mich, dass meine Überlebenschancen bei 50:50 lagen. 46 Tage habe ich im Krankenhaus verbracht“, schildert Luboš Janáček seine Geschichte.
Mit 65 Jahren gerade in Rente gegangen, erkrankte er an Covid-19. Für fast drei Wochen wurde er in ein künstliches Koma versetzt und an ein Beatmungsgerät angeschlossen. Der zuvor sportliche Senior war danach nur noch ein Strich in der Landschaft.
„Ich nahm 16 Kilogramm ab, sodass man mich fast aus dem Krankenhaus hinausgetragen hat. Dort und auch zu Hause musste ich er erst einmal wieder lernen zu gehen. Das war nur Schritt für Schritt möglich. Mittlerweile ist das ganz anders. Ich muss aber weiterhin die Lunge trainieren. Dennoch halte ich es für ein Wunder.“
An diesem Tag will Luboš Janáček noch schwimmen gehen. In Form gebracht wurde er auch am Post-Covid-Zentrum der Uniklinik in Hradec Králové. Dabei half ihm sein starker Wille, denn zu Hause machte der Rentner fleißig seine Atemübungen. Michal Kopecký leitet das Zentrum und lobt seinen Patienten als vorbildlich:
„Bei ihm sind alle möglichen Aspekte zusammengekommen. Er hat die Reha bereits in der Klinik gestartet. Dann kamen ein Kuraufenthalt und danach die ambulante Behandlung bei uns beziehungsweise bei ihm zu Hause. Die Mitarbeit des Patienten ist immer das Entscheidende. Funktioniert sie nicht, sind die Erfolge geringer.“
Long-Covid oder Post-Covid-Syndrom bezeichnet alle Beeinträchtigungen nach der entsprechenden Erkrankung, die länger als drei Monate bestehen. In Hradec Králové, einem der größten Post-Covid-Zentren in Tschechien, sind bisher 1200 Patienten behandelt worden. Die Lage ist heute anders als noch zu Beginn vor einem Jahr…
„Vielleicht ist es der Impfkampagne zu verdanken, dass dem Anschein nach bei uns nun die Zahl der Patienten zurückgeht. Deswegen wenden wir uns jetzt auch an die Gruppe jener, die sich noch im Vorfeld eines möglichen akuten Stadiums befinden – das ist die Zeit zwischen sechs und zwölf Wochen nach der Covid-Erkrankung. Diese Menschen leiden vor allem unter Atemproblemen und Müdigkeit“, sagt Kopecký.
Vladimír Koblížek ist ein Kollege von Kopecký. Er leitet die Lungenklinik in Hradec Králové und ist wissenschaftlicher Sekretär der Pneumologischen Gesellschaft in Tschechien. Bei Long-Covid sieht er vor allem die Lungenfunktion beeinträchtigt. Doch mit Reha-Maßnahmen sei dies gut in den Griff zu bekommen, meint der Arzt:
„Es ist nicht mehr für so viele Patienten ein Schreckgespenst. Und auch diejenigen, die an Long-Covid leiden, haben gute Chancen auf eine Besserung. Scheinbar gilt das selbst bei den schwersten Fällen, wenn man Schritt für Schritt vorangeht. Das heißt, dass sich die Lungenbeeinträchtigung wohl nur bei weniger als einem Prozent der Betroffenen als irreversibel erweist. Das ist zwar immer noch relativ viel, aber deutlich weniger, als wir anfangs befürchtet hatten.“