Filmfestival Scandi mit Historiendrama über Königin Margrete eröffnet
Elf Kinopremieren, 15 ältere Produktionen und fünf bedeutende schwedische Stummfilme stehen auf dem Programm des 8. Festivals skandinavischer Filme Scandi. Am Mittwoch wurde das Festival im Prager Kino Lucerna mit der tschechischen Premiere des dänischen Films „Margrete den Første“ feierlich eröffnet. In den deutschen Kinos wird er unter dem Titel „Königin des Nordens“ gezeigt.
Der Film spielt 1402. Die Kalmarer Union, in der Königin Margrete soeben Dänemark, Norwegen und Schweden zusammengeführt hat, wird von Feinden bedroht. Unerwartet kommt ein Mann auf den königlichen Hof, der von sich behauptet, der verschollene Sohn der Königin zu sein. Die Herrscherin muss daraufhin eine wichtige Entscheidung im Interesse des neuen Länderbündnisses treffen.
An der Filmpremiere nahmen am Mittwoch neben Filmschaffenden auch mehrere Diplomaten teil. Warum gerade dieses Historiendrama zur Eröffnung gezeigt wurde, erklärte der dänische Botschafter in Prag, Søren Kelstrup:
„Königin Margrete war davon überzeugt, dass zwischen den skandinavischen Ländern Frieden herrschen sollte und dass sie zusammenarbeiten müssten. Dies war für die damalige Zeit untypisch. Die Herrschaft über ein Königreich ist mit einem ununterbrochenen Krisenmanagement zu vergleichen. Margrete gelang es zum ersten und einzigen Male in der Geschichte, die skandinavischen Länder freiwillig und auf einer friedlichen Grundlage in der Kalmarer Union zusammenzuschließen.“
Als einen zweiten Grund für die Aufführung des Films nannte der Botschafter die Möglichkeit, an ein bedeutendes Kapitel aus der dänisch-tschechischen Geschichte zu erinnern:
„Es handelt sich um das Schicksal der böhmischen Prinzessin Markéta. Im Foyer des Kinos zeigen wir eine Ausstellung über die Přemyslidin. Sie lebte um 100 Jahre früher als Königin Margrete, hatte aber viel mit ihr gemeinsam. Margrete musste ihre Eltern schon als Kind verlassen, um den norwegischen König Håkon zu heiraten. Auch Prinzessin Markéta zog als junges Mädchen aus Prag nach Dänemark, um den dänischen König Valdemar zu heiraten. Bei der Hochzeit nahm sie den Namen Dagmar an.“
In der Ausstellung sind Fotos aus Ringsted zu sehen, wo Dagmar bestattet ist. Die Schau dokumentiert zudem Kunstwerke, Bücher sowie Kompositionen, die vom Schicksal der böhmischen Prinzessin inspiriert wurden.
An der Festivaleröffnung nahm auch Charlotte Sieling teil. Sie ist die Regisseurin des Films über Königin Margrete und beteiligte sich auch am Drehbuch. Die Premiere des Historiendramas in Prag stelle für sie ein besonderes Ereignis dar, so die Filmemacherin:
„Der Film wurde teilweise in Prag und Umgebung gedreht. Auch mein Vorgängerwerk entstand in dieser Stadt. Wenn wir aus Dänemark nach Tschechien reisen, sind wir nur eine kleine Gruppe von fünf Leuten. In Tschechien arbeiteten wir dann mit einem großen einheimischen Team zusammen. Ich muss betonen, dass es hier sehr viele künstlerisch hoch begabte Menschen gibt. Man kann also sagen, dass der Großteil des Films eigentlich ihr Werk ist.“
Als einen weiteren Höhepunkt des Filmfestivals benennt dessen Initiator Ivan Hronec den animierten Dokumentarfilm „Flee“ von Regisseur Jonas Poher Rasmussen, der in zwei Kategorien für den Oscar nominiert ist. Diesmal gebe es bei Scandi zudem eine besondere Initiative:
„Wir erlauben uns, ein wenig mit Stummfilmen zu experimentieren. Im Kino Edison Filmhub werden die Filmvorstellungen live von einem DJ begleitet.“
Die Festivalfilme werden in 30 Kinos in ganz Tschechien gezeigt. In Prag finden die Filmvorstellungen in den Kinos Lucerna, Edison Filmhub, Atlas, Evald, Mat und im Kino Petrohradská statt. Im Rahmen des Begleitprogramms gibt es Diskussionen mit Übersetzern und Filmexperten. Das Festival läuft noch bis zum 25. Januar.